Prinzenwetter in Müngersdorf fünf Tage vor Wieverfastelovend. Die Aufgabenstellung war klar, der Zwerg aus Sandhausen soll vom Super-Geißbock im Karnevalstrikot im Vorbeigehen vernascht werden. Besonders im Hinblick auf die „jecke“ Englische Woche über die Karnevalszeit mit dem Nachholspiel in Aue einen Tag vor Weiberfastnacht und dem Spiel am Karnevalssonntag in Ingolstadt. Ob die Betroffenen diese Konstellation verdient haben, mag bitte jeder für sich beantworten.
Ein Schlag auf die decke Trumm
Bei der Platzwahl entschied Jonas Hector sich dafür, auf der schattigen Seite des Stadions stehen zu bleiben, also zunächst auf das Tor im Norden zu spielen. Anscheinend hatten aber auch die Sandhäuser keine gesteigerte Lust auf Sonne, denn sie machten von Beginn an Druck auf den Spielaufbau der Hausherren. Es dürfte inzwischen kein großes Geheimnis sein, dass der effzeh gerade damit arge Probleme hat. Und so kam es wie es kommen musste. In dieser Druckphase konnte sich Diekmeier an der Seitenlinie gegen Koziello durchsetzen und eine Flanke in die Mitte bringen. Dort setzte sich Wooten gegen Schmitz durch und nickte zum 1:0 für die Gäste ein. Das saß wie ein Schlag mit dem Klöppel von der dicken Trumm.
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Der effzeh tat sich weiterhin mehr als schwer im Spielaufbau, der SV Sandhausen machte die Räume im Mittelfeld sehr gut eng und zog sich zurück. Punktuell erhöhte der Tabellenvorletzte den Druck auf den Spielaufbau des Favoriten und konnte die Kölner Abwehr so vereinzelte Male in Verlegenheit bringen. So wurden die Hausherren häufig zu langen Bällen gezwungen. Der Weg Richtung Norden wurde viel zu selten über die Außen gesucht.
Torchancen aufseiten der Gastgeber blieben Mangelware. Drexler wurde fälschlicherweise wegen Abseits zurückgepfiffen, scheiterte aber ehedem am heute sehr gut aufgelegten Marcel Schuhen. Einen ähnlich guten Tag erwischte Jhon Cordoba, dem es vorenthalten war in der üppig bemessenen Nachspielzeit die beste Chance für den effzeh knapp liegen zu lassen. Nach einem Steilpass schlenzte er den Ball vom rechten Strafraumeck über den herauseilenden Schuhen Richtung rechten oberen Winkel, traf aber nur das Dach des Kreuzecks.
Kampfgeist in der Pause geweckt
Mit 0:1 ging es also in die Pause und es blieb festzuhalten, dass der effzeh hinten sehr anfällig war und sehr wenig Ideen im Spiel nach vorne entwickelte. Zu Gute halten durfte man den Geißböcken, dass sich vor allem die Aufstellung in der Abwehr aufgrund von Verletzungen und Krankheiten sowie der Sperre von Czichos nahezu von selbst ergab. Die Sandhäuser verteidigten geschickt und ließen auch keine Standards im gefährlichen Bereich zu. Es bahnte sich eine sehr zähe und kampfbetonte zweite Hälfte an.
Dies erkannte man offensichtlich auch im Trainerstab des effzeh und brachte für Jannes Horn Marco Höger ins Spiel, der im Zentrum der Dreierkette für einen sichereren Spielaufbau sorgen sollte. Zudem drehten die Geißböcke Anfang der zweiten Hälfte mächtig auf. Der beste Kölner, Cordoba, scheiterte am besten Sandhäuser, Schuhen. Dann gab es den langersehnten Standard in der gefährlichen Zone, halbrechts ungefähr acht Meter vom Strafraum entfernt. Geis tritt ihn präzise und Drexler schiebt am langen Pfosten ein.
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Es folgte die wohl atemberaubendste Szene des Spiels. Nach einer Koziello-Flanke legt Hector per Fallrückzieher den Ball Höger zwischen die Beine, der per Hacke am grandios reagierenden Schuhen scheitert. Das roch doch mal zumindest ein wenig nach Karneval. Das Spiel verflachte danach wieder etwas, die jecke Jahreszeit schien sich doch noch nicht so richtig einstellen zu wollen. Aber der Regisseur hatte ja noch einen Trumpf im Ärmel. Der bis dahin blasse Terodde sollte noch zwei Halbchancen bekommen, bevor er für Anthony Modeste ausgewechselt werden sollte.
Dreimol Anthony Modeste alaaf!
Und wer jetzt dachte, dass er wisse, was kommen sollte, sollte Recht behalten. Das kann sich keiner ausdenken. Modeste sollte noch zweimal netzen. Einmal nach gutem Einsatz von Cordoba und Schaub-Flanke mit einem Kopfball. Ein zweites Mal in der Nachspielzeit und einem Schnitzer in der Gästeabwehr. Damit trifft der Franzose ungefähr alle elf Minuten: Dreimol KÖLLE ALAAF! MODESTE ALAAF! HEIMSIEG ALAAF!
Dem effzeh reichte eine vorwiegend gute zweite Halbzeit, um sich die drei Punkte gegen den Tabellenvorletzten zu sichern. Allerdings hat dieses Spiel mit Blick auf die anstehende Englische Woche auch einiges an Körnern gekostet. Cordoba entwickelt zum echten Mentalitätsmonster, blieb aber leider glücklos im Abschluss. Die Mannschaft hat sich in der zweiten Halbzeit gefangen und eine verkorkste erste Hälfte wieder gut gemacht. Und Modeste macht das, wofür er geholt wurde, eigentlich noch mehr. Alle Tore dieses Spiels fielen vor der Südtribüne. Also alles gut beim effzeh, oder?