Nein, der Spielplan meint es im neuen Jahr so gar nicht gut mit dem 1. FC Köln. Nur zweieinhalb Tage nach dem schweren Auswärtsspiel bei Union Berlin, das aus Sicht der „Geißböcke“ empfindlichst in die Hose ging, muss der effzeh bereits die nächste unangenehme Aufgabe in der Fremde bestreiten. Der Europapokal des kleinen Mannes, wie ein effzeh.com-Kollege das Auswärtsspiel in Aue einmal bezeichnete.
Beim FC Erzgebirge sind die Mannen von Trainer Markus Anfang gefordert, auf den Fehlstart in der Hauptstadt nun in der sächsischen Provinz nahe der tschechischen Grenze eine Reaktion zu zeigen. Eine Reaktion auf zwei Niederlagen in Serie, eine Reaktion auf einen pomadigen Auftritt an der Alten Försterei, eine Reaktion auf den Druck, den alle Beteiligten rund um den 1. FC Köln nun verspüren dürften.
Schlecht spielen & schlecht verlieren: Keine gute Kombination!
Wer jedoch nach dem 0:2 in Berlin hinhörte, der konnte ein wenig die Erkenntnis gewinnen, dass sowohl Spieler als auch Verantwortliche die Niederlage beim direkten Kontrahenten etwas anders einschätzen als der Großteil der Außenstehenden. Mehr und bessere Möglichkeiten habe der effzeh am Donnerstagabend gehabt (die Statistik sagt anderes), der Rückstand zur Pause sei aufgrund der mangelnden Chancenverwertung unglücklich gewesen und überhaupt hätte nicht die bessere, sondern die effizientere Mannschaft gewonnen.
Viel Selbstkritik war, bis auf Anmerkungen zum frühen Gegentor und dem Auslassen diverser Torgelegenheiten, nicht zu vernehmen. Zu allem Überfluss keilte Sportgeschäftsführer Armin Veh nach der Partie noch gegen den Schiedsrichter, der die taktischen Fouls aus Sicht des ehemaligen Meistertrainers nur ungenügend unterbunden hatte, und den auf Zeit spielenden Gegner aus. Schlecht spielen und schlecht verlieren – selten eine gute Kombination!
So bleibt die vage Hoffnung, dass die Analyse intern etwas kritischer ausgefallen ist – sonst dürfte im Erzgebirge auf eine Reaktion der Jungs mit dem Geißbock auf der Brust vergeblich gewartet werden. Nicht umsonst erwartet effzeh-Coach Markus Anfang, der in Berlin erst spät auf das taktisch unbalancierte Auftreten seines Teams gegen einen defensiv geschickt operierenden Gegner reagierte, gegen Aue ein ähnliches Aufeinandertreffen wie an der Alten Försterei.
FC-Coach Anfang: “Wir müssen uns durchsetzen”
„Von der Aggressivität und von der Spielweise des Gegners her wird es identisch. Sie werden versuchen, uns den Schneid abzukaufen und über viele taktische Fouls versuchen, uns nicht in Spielfluss kommen zu lassen. Das müssen wir bekämpfen. Wir müssen uns durchsetzen“, fordert er ein engagierteres Auftreten seiner Mannschaft: „Wir dürfen nie nachlassen und wir brauchen mehr Entschlossenheit als gegen Union, um uns in den entscheidenden Situationen durchzusetzen.“
“Sie werden versuchen, uns den Schneid abzukaufen und über viele taktische Fouls versuchen, uns nicht in Spielfluss kommen zu lassen. Das müssen wir bekämpfen.”
Mehr Entschlossenheit dürfte jedoch nicht der einzige Schlüssel für ein erfolgreiches Gastspiel bei den „Veilchen“ sein. Der effzeh offenbarte im Spitzenspiel am Donnerstagabend gravierende Schwächen, die es möglichst schnell abzustellen gilt, wenn das Team im Aufstiegsrennen nicht in eine veritable Krise zu rennen gedenkt. Vorne wie hinten waren die Standardsituationen ebenso eine Schwäche wie es an taktischer Flexibilität und der passenden Raumaufteilung mangelte.
Dass Innenverteidiger Jorge Meré im Passspiel der kreative Kopf der Mannschaft zu sein schien, ist sicherlich kein gutes Zeichen für die Offensivabteilung der „Geißböcke“, die gegen das massierte Berliner Bollwerk kaum Lösungen fand. Klar wurde an diesem aus Kölner Sicht tristen Fußballabend allerdings auch: Auch wenn der effzeh in dieser 2. Bundesliga sicherlich niemanden niederkämpfen kann, ist Dagegenhalten in den direkten Duellen dennoch Pflicht.
Außenseiter gegen Favorit: Die Konstellation ist klar!
Eine Erkenntnis, die Aue-Trainer Daniel Meyer seinen Schützlingen sicher eingeimpft haben wird. “Dass wir im eigenen Stadion jedem Gegner Probleme bereiten können, haben wir in der Vergangenheit gezeigt“, erklärt der 39-Jährige, der bis zum Sommer in Köln als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums fungierte. 15 seiner 22 Zähler holte der FC Erzgebirge vor den eigenen Fans, schlug in Aue unter anderem die Kölner Aufstiegskonkurrenz aus St. Pauli (3:1) und Berlin (3:0).
Auch mit einem Blick in die Historie des anstehenden Aufeinandertreffens dürfte der effzeh gewarnt sein: Aus den letzten drei Partien im Erzgebirge brachten die „Geißböcke“ lediglich zwei Punkte zurück ins Rheinland. Doch auch Meyer weiß: „Von der Konstellation her ist Köln einer der stärksten Gegner, wenn nicht sogar von der Einzelqualität der Spieler die beste Mannschaft im Tableau. Wir brauchen einen richtig guten Tag, um den FC zu gefährden.“
Außenseiter gegen Favorit – diese Konstellation dürfte für beide Beteiligten an dieser Begegnung nichts Ungewöhnliches sein. Bereits im Hinspiel war zu spüren, wie Aue diese Aufgabe angehen will: Clever in der eigenen Hälfte verteidigen, äußerst robust in den Zweikämpfen agieren und dann bei Ballgewinnen mutig nach vorne umschalten. Das sorgte für einige Probleme, die letztlich aber durch die individuelle Klasse eines Simon Terodde, der mit seinem Hattrick den Heimsieg herbeischoss, zur Seite geschoben werden konnten.
Schwere Aufgabe in Aue für den 1. FC Köln
Das könnte ein Plan für Sonntag sein, doch die Treffsicherheit des Zweitliga-Toptorjägers sollte beileibe nicht den einzigen Ansatzpunkt für ein erfolgreiches Ergebnis im Erzgebirge darstellen. Die geforderte Reaktion auf den Fehlstart zu zeigen: Das wird bei einem unangenehmen Gegner nur zweieinhalb Tage nach der Niederlage in Berlin eine schwere Aufgabe. Der Spielplan meint es eben nicht so gut mit dem 1. FC Köln.
Voraussichtliche Aufstellung des 1. FC Köln: T. Horn – Schmitz, Meré, Czichos – Clemens, Drexler, Geis, Kainz, Hector – Cordoba, Terodde.