Folge uns
.

Fankultur & Sportpolitik

Kommerzialisierung und Ultras: Was wird aus dem Fußball?

Bald endet eine sportlich nicht so spannende, aber dafür in ihren Begleiterscheinungen extrem aufregende Saison – Grund genug für einige deutsche Fernsehmacher, sich in zwei Dokus den Themen “Kommerzialisierung” und “Ultras” zu nähern. Wir haben für euch reingeschaut.

MAINZ, GERMANY - NOVEMBER 18: Yoshinori Muto #9 of Mainz and Matthias Lehmann of Koeln react as fans of Koeln burn flares during the Bundesliga match between 1. FSV Mainz 05 and 1. FC Koeln at Opel Arena on November 18, 2017 in Mainz, Germany. (Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)
Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images

Bald endet eine sportlich nicht so spannende, aber dafür in ihren Begleiterscheinungen extrem aufregende Saison – Grund genug für einige deutsche Fernsehmacher, sich in zwei Dokus den Themen “Kommerzialisierung” und “Ultras” zu nähern. Wir haben für euch reingeschaut.

Im deutschen Fernsehen liefen in der vergangenen Woche zwei Dokumentationen, die sich mit zwei zentralen Themen des gegenwärtigen Fußballs auseinandersetzen – Kommerzialisierung und Ultras. Im ZDF lief mit “Kick and Cash – Macht Geld den Fußball kaputt?” eine dokumentarische Auseinandersetzung mit der Frage, ob früher im Fußball nicht alles besser gewesen sei, als Spieler wie Neymar nicht 222 Milionen Euro an Ablöse kosteten.

Die beiden Journalisten Béla Réthy und Halim Hosny untersuchen, inwieweit die immer weiter zunehmende Kommerzialisierung des Sports dafür sorgt, dass sich immer mehr Fans von ihm abwenden. Dabei arbeiten sie sich an den Protesten über die Montagsspiele, astronomischen Gehältern und Ablösesummen sowie der Situation an einigen Bundesligastandorten ab.

Viele Fans sind unzufrieden mit der Gesamtsituation

Sie beginnen ihre dokumentarische Reise im Februar diesen Jahres in Frankfurt, wo sie mit einem Fan über die Gründe für den kreativen (und friedlichen!) Protest gegen das Montagsspiel gegen RB Leipzig sprechen. Bereits hier ist zu erkennen, dass die Marginalisierung der Fans ein zentrales Motiv in der Dokumentation ist und mit dem sich Réthy und Hosny verstärkt beschäftigen. Über das Montagsspiel hinaus sprechen sie auch mit den Machern des “FC PlayFair!”, der im vergangenen Jahr mit seiner Studie zur Situationsanalyse des Profifußballs viel Aufsehen erregt hatte. Darin wurde zum ersten Mal deutlich, inwiefern der moderne Fußball dafür sorgt, dass sich immer mehr Fans von ihm abwenden.

>>> Montagsspiele in der Bundesliga: Mehr als 90 Prozent der Fans sind dagegen

Anschließend unternehmen die beiden Autoren eine Reise nach Paris, dessen Aushängeschild PSG mittlerweile ein Sinnbild eines Investoren-Engagements ist. Durch das investierte Geld der Kataris ist PSG zum Serienmeister geworden, ohne Konkurrenz in der eigenen Liga. Für einen befragten Fan ist dies gar nicht so schlimm, schließlich sei das Geld das Mittel zum Zweck – dem absoluten Erfolg.

50+1, Hannover, England: Weitere Themen der Doku

Nach einer kurzen Stippvisite in München, wo die Autoren mit Uli Hoeneß über dessen Sorgen sprechen, folgt eine lange Abhandlung über die Situation in Hannover, wo Präsident Martin Kind versucht, der Alleinherrscher zu werden und den Verein zu übernehmen. Durch Gespräche mit Fans wird jedoch deutlich, dass diese nicht bereit sind, ihren Verein kampflos herzugeben. In diesem Zusammenhang wird, offenbar für die etwas fußballferneren Zuschauerinnen und Zuschauer, auch die 50+1-Regelung noch einmal erläutert. Danach geht es nach England, wo David Wagner bei Huddersfield einen größeren Etat zur Verfügung hat als viele Bundesligisten. Durch die Fernsehverträge in England und das Engagement von Investoren schwimmen die meisten englischen Vereine im Geld, was naturgemäß auch dort nicht nur auf Wohlwollen trifft.

Danach sprechen Réthy und Hosny mit Verantwortungsträgern der DFL und des DFB in Deutschland, auch Leipzigs Geschäftsführer Oliver Mintzlaff (der zwischendurch auch mal als “Olaf” vorgestellt wird) kommt zu Wort. Am eindrucksvollsten sind allerdings die Worte von Union Berlins Präsident Dirk Zingler, der sich zu Kommerzialisierung und Internationalisierung sehr deutlich äußert.

https://twitter.com/effzeh_com/status/989829260075503618

“Früher war nicht alles besser, aber der Fußball hat mehr Spaß gemacht”

Zwar erfährt man in der Dokumentation nichts bahnbrechend Neues, allerdings ist es bemerkenswert, dass der Zustand des deutschen und internationalen Fußballs sogar bei den sonst so schläfrigen Öffentlich-Rechtlichen für Unruhe sorgt. In einem Begleittext zur Doku schreibt Réthy: “Nach mehrmonatigen Dreharbeiten gehen wir mit dem Gefühl heraus, daß früher oder später auch die Bundesliga sich dem Diktat des Großkapitals beugen wird. Man wird sich in der Breite nicht in Europa behaupten können, ohne das große Spiel mitzuspielen. Insofern: Früher war nicht alles besser – aber der Fußball hat irgendwie mehr Spaß gemacht.” Das kann man wohl vollumfänglich unterschreiben.

>>> Hier die Dokumentation “Kick and Cash – Macht Geld den Fußball kaputt?” ansehen

Auf der nächsten Seite: Die Dokumentation von “sky” über Ultras.

ZurückSeite 1 von 2

Mehr aus Fankultur & Sportpolitik

.