Der seit April 2016 in Köln ungeschlagene effzeh empfängt den Rekordmeister aus München. Angesichts der Formschwächen einiger Spieler, der Verletzungssorgen und des Gegners scheint Zweckoptimismus das einzig Mögliche zu sein. Unser Vorspiel.
Es könnte wirklich bessere Vorzeichen für ein Bundesligaspiel geben. Sowohl Timo Horn als auch Matthias Lehmann sind noch keine Optionen für den Kader, Thomas Kessler hatte in jedem Spiel im Kalenderjahr 2017 mindestens einen mehr oder weniger schwerwiegenden Fehler, die Defensive wirkt ungewöhnlich langsam und zahnlos, Jonas Hector ist gesperrt und das Offensivspiel ist mehr denn je von Geistesblitzen Yuya Osakos und Anthony Modestes abhängig. Und zu allem Überfluss kommt auch noch ein FC Bayern München nach Müngersdorf, der zum ersten Mal seit Jahren in der Rückrunde seine Topform zu erreichen scheint.
Gerade die Verletzungsprobleme erweisen sich für die Ambitionen des effzeh derzeit als große Schwierigkeiten. Im ohnehin extrem dünnen Kader fallen seit Wochen regelmäßig zu viele Spieler aus, als dass sich eine Elf konstant einspielen könnte. Das ständige Pendeln zwischen Fünfer- und Viererkette ist derzeit der Personalnot geschuldet sowie der damit einhergehenden Tatsache, dass Peter Stögers Mannschaft derzeit nicht in der Lage ist, ein ordentliches Flügelspiel aufziehen zu können. Mit Christian Clemens steht nur ein etatmäßiger Außenspieler zur Verfügung, der junge Marcel Hartel scheint derzeit keine Option zu sein.
Überall Probleme – außer im Sturm
Für einen Verein, der sich gerade im dritten Erstligajahr befindet, ist es immer ein großes Problem, wenn fünf Stammspieler ausfallen, vier davon wegen Verletzungen. Die Hoffnungen ruhen deswegen auf dem Sturmduo Modeste und Osako. Der Japaner überzeugte in den letzten Wochen als Ballverteiler, Anspielstation und, endlich will man fast sagen, Torjäger: In den fünf Rückrundenspielen erzielte er immerhin drei Tore selbst und bereitete zwei vor. Über die Qualitäten seines Sturmpartners muss man dagegen kaum noch Worte verlieren: Nicht nur die kolportierten 50 Millionen Euro Ablöse, die ein chinesischer Verein gezahlt hätte, sondern auch die 17 Tore in 22 Ligaspielen zeigen, dass Anthony Modeste sich derzeit in Topform befindet – unbeeindruckt von den Ausfällen im Kader.
Besonders im Mittelfeld macht sich dagegen die extrem dünne Personaldecke bemerkbar. Der kicker prognostiziert ein Dreiermittelfeld aus Christian Clemens, Marco Höger und Milos Jojic – in dieser Konstellation haben die drei jedoch noch nie zusammengespielt. Wie sie sich die Räume aufteilen, wie gut die Abstimmung funktioniert und Vorstöße in die Offensive, kann derzeit nur erahnt werden. Ein Matthias Lehmann würde definitiv guttun.
Generell geht dem Kader derzeit das Tempo ab. Abgesehen von Anthony Modeste, Christian Clemens und mit Abstrichen Konstantin Rausch gibt es kaum jemanden, der eine Dynamik mitbringt, die dem Kader einen Schub geben könnte. In dieser Hinsicht schmerzt die Erinnerung an Yannick Gerhardt, der in der letzten Saison einen großen Entwicklungsschritt machte und dessen Dynamik der Mannschaft vor allem jetzt fehlt.
Die “bestia negra” erwacht
Zu allem Überfluss kommt ein FC Bayern ins Müngersdorfer Stadion, der immer besser in Form zu kommen scheint. Die Spiele, die die Bayern zuletzt gegen den HSV in der Liga, Schalke im Pokal und Arsenal in der Champions League zeigten, reichen völlig aus, um den effzeh-Fans kalte Schauern über den Rücken zu jagen. Mit äußerster Gnadenlosigkeit fertigten die Bayern einen hilflosen HSV ab, gegen Schalke gewannen sie nur deshalb 3:0, weil sie sich spürbar zurück nahmen. Insbesondere die Leistungen von Robert Lewandowski und Thiago sind derzeit auf höchstem Niveau, zudem sind die Bayern defensiv kaum anfällig. Und selbst wenn die Abwehr mal überwunden ist, steht immer noch Manuel Neuer im Tor.
Ergänzend sollte jedoch festgehalten werden, dass die Bayern diese fabelhaften Leistungen alle in der heimischen Allianz-Arena zeigten – die Auswärtsspiele in der Liga überstanden die Münchner nur deshalb ohne Niederlage, weil sie das Toreschießen in der Nachspielzeit zur Normalität erhoben haben. Über eine starke Moral verfügt jedoch auch die Mannschaft von Peter Stöger, was in der aktuellen Saison wohl der größte Trumpf zu sein scheint. Auch deswegen ist sie in dieser Saison noch zuhause ungeschlagen, konnte zudem sogar in der Allianz-Arena punkten. Fraglich ist zudem, wie sich eine wahrscheinliche Rotation innerhalb der Bayernmannschaft auf das Spiel auswirkt.
Trotzdem gilt wie vor jedem Spiel gegen die Bayern: Alles geben. Diszipliniert sein. Keine Fehler machen. Auf Fehler der Bayern hoffen und diese ausnutzen. Auf viel Glück hoffen. Dann kann der effzeh seine Serie vielleicht ausbauen. Beim Blick auf das Schiedsrichtergespann wird einem jedoch wieder mulmiger zumute: Dr. Jochen Drees wird das Spiel leiten. Die Vorzeichen könnten wahrlich besser sein.
[accordions] [accordion title=”Das Personal” load=”hide”]Abwehrspieler Neven Subotic war unter der Woche leicht krank, er ist für Samstag durchaus fraglich. Jonas Hector fehlt wegen seiner Gelbsperre, dafür kehrt Frederik Sörensen nach einer eben solchen zurück. Vielleicht, ganz vielleicht wird sogar Matthias Lehmann eine Option.[/accordion] [accordion title=”Die Bilanz” load=”hide”]In der Bundesliga ist es das 94. Aufeinandertreffen zwischen beiden Mannschaften. Für den effzeh stehen gegen den Branchenprimus 24 Siege, 23 Unentschieden und 46 Niederlagen zu Buche. Der letzte Sieg gegen den FCB datiert aus dem Jahr 2011, als man dank der Tore von Clemens und zweimal Novakovic einen 0:2-Rückstand in ein 3:2 drehen konnte.[/accordion] [accordion title=”Das Hinspiel” load=”hide”]In der Hinrunde trennten sich beide Mannschaften mit 1:1. Das Tor für den effzeh erzielte Anthony Modeste mit einer akrobatischen Einlage, die in jedem Saisonrückblick zu finden sein wird. In der Nachspielzeit vergab Simon Zoller eine große Chance auf den Sieg, vorher hatte der effzeh allerdings auch jede Menge Glück, nicht das zweite Gegentor zu fangen.[/accordion] [/accordions]