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Nachspiel

#D98KOE-Nachspiel: 1. FC Köln, Schützenfest

Zum Tabellenschlusslicht fahren – und äußerst souverän drei Punkte einfahren: In Darmstadt zeigt der 1. FC Köln ungekannte Qualitäten, die das Träumen schwerfallen lassen. Ist das noch der effzeh, den wir aus der jüngsten Vergangenheit kennen?

Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images

Zum Tabellenschlusslicht fahren – und äußerst souverän drei Punkte einfahren: In Darmstadt zeigt der 1. FC Köln ungekannte Qualitäten, die das Träumen nicht schwerfallen lassen. Ist das noch der effzeh, den wir aus der jüngeren Vergangenheit kennen?

Mitunter muss man auf die Zahlen schauen, um das Geschehene einordnen zu können. Sechs Tore in der ersten Liga schoss der 1. FC Köln zuletzt im Mai 1990, als ein überragender Falko Götz vier Treffer zum 6:0-Heimsieg über Waldhof Mannheim beisteuerte. Auf fremdem Platz ist das Ganze sogar noch länger her: 1984 sicherten ein Hattrick von Klaus Allofs und Pierre Littbarski als Doppelpacker einen 6:4-Erfolg bei Bayer Uerdingen. Wenn also dieser effzeh in der Fremde 6:1 gewinnt (und damit den höchsten Auswärtssieg seit 1965 einfährt), dann muss wohl etwas ganz Besonderes passiert sein.

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Eiseskälte im Stadion, Eiseskälte vor dem Tor

Foto: Photo by Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images

Das Besondere lag darin, dass eine äußerst schwache Defensive auf einen entschlossenen Kontrahenten mit der entsprechenden Durchschlagskraft traf. Waren die Rollen in den vergangenen 20 Jahren zumeist so verteilt, dass der glorreiche effzeh den Hühnerhaufen repräsentierte, durch den der gegnerische Fuchs problemlos herumschleichen kann, entwickelte sich an diesem historischen Samstagnachmittag ein anderes Bild: In Darmstadt waren es die Jungs mit dem Geißbock auf der Brust, die die bemitleidenswerten „Lilien“ nach allen Regeln der Kunst zerlegten. Die Eiseskälte, die das Böllenfalltor für die Spieler bereit hielt, zeigten die Stöger-Schützlinge vor des Gegners Tor. Nach Sulus Eigentor, das die Schleusen öffnete, legten Yuya Osako, Anthony Modeste, abermals Osako sowie die eingewechselten Milos Jojic und Artjoms Rudnevs für routiniert auftretende Kölner nach.

Eine besondere Leistung war für diesen Kantersieg nicht einmal vonnöten – zu schwach präsentierte sich Darmstadt in der Abwehr. Nach einer ausgeglichenen halben Stunde, als sowohl Jerome Gondorf für die „Lilien“ als auch Christian Clemens für den effzeh die Chance auf eine Führung liegen ließen, war es eine chaotische Aktion, die einem chaotisch geführten Spiel die Richtung vorgab: Gleich doppelt blieb Konstantin Rausch in der Freistoßmauer hängen, der Ball prallte zu Pawel Olkowski, der direkt in die Mitte zurückflankte. Dort grätschte Sulu die Kugel ins eigene Netz.

Osako (2), Modeste, Jojic, Rudnevs: Das halbe Kölner Dutzend

Der Auftakt zu zehn außergewöhnlichen effzeh-Minuten: Über Rausch wurde Bittencourt geschickt, der den Ball von links mustergültig in die Mitte zum völlig freistehenden Osako flankte. Kopfball, 2:0! Damit nicht genug: Noch vor der Pause stellte Modeste, von Rausch perfekt in Szene gesetzt, auf 3:0. Der Franzose hatte jedoch Glück, dass er zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Platz stand: Bereits gelb-vorbelastet traf er im Laufduell mit Sulu den Darmstädter Kapitän im Gesicht. Schiedsrichter Kampka ließ weiterlaufen – sehr zum Unmut der Gastgeber.

Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images

Nach dem Seitenwechsel dasselbe besondere Bild (nur, dass Peter Stöger Modeste recht schnell nach dem Wiederbeginn auswechselte): Der effzeh dominierte, der effzeh spielte guten Fußball, der effzeh brachte die wacklige Darmstädter Defensive ins Wanken. Das Tor fiel jedoch auf der Gegenseite: Höger grätschte im Strafraum gegen Heller, traf ihn jedoch nicht – Schiedsrichter Kampka zeigte dennoch auf den Punkt. Wenige Minuten zuvor hatte er den „Lilien“ allerdings einen berechtigten Strafstoß verweigert. Was soll’s: Sam ließ dem zuvor nahezu beschäftigungslosen Kessler aus elf Metern keine Abwehrchance.

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Keine Zweifel am Auswärtssieg wollte der effzeh danach gegen mit dem Mute der Verzweiflung kämpfenden Gastgeber aufkommen lassen. Einen langen Schlag verlängerte Rudnevs ungewollt zu Osako, der aus 18 Metern zum 4:1 einnetzte. Das war noch nicht das Ende der Kölner Gala: Der eingewechselte Jojic traf unbedrängt im Strafraum zum fünften Streich, kurz vor dem Abpfiff machte Rudnevs aus spitzem Winkel das halbe Dutzend voll.

Ist das noch der 1. FC Köln?

Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images

Ein besonderer Auftritt in der Fremde – auch abseits der nackten Zahlen. Der effzeh beendet das Gerede von der Sieglos-Serie und ist nun seit sechs Partien ohne Niederlage. So schnell kann das Glas mehr als halbvoll statt halbleer mit Tendenz Richtung leer sein. Erstmals seit dem Bundesliga-Aufstieg gewinnt der effzeh ein Spiel ohne Matthias Lehmann – der Kapitän hatte zuvor neunmal schmerzhaft gefehlt (zwei Niederlagen, sieben Remis). Yuya Osako legt seine Durststrecke ad acta: Der in Darmstadt überragende Japaner hatte zuvor am 7. Spieltag gegen Ingolstadt seine letzte Torbeteiligung notieren können.

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Insgesamt war es gut zu sehen, dass beim effzeh auch andere Spieler als Anthony Modeste einnetzen können. Sechs Treffer, fünf verschiedene Torschützen. Das (und das erstmals richtig gut funktionierende Flügelspiel) macht Lust auf mehr – der effzeh ist zum Rückrundenauftakt auf Kurs bei der #roadtobaku. Nicht nur am Darmstädter Böllenfalltor rieben sich einige effzeh-Fans verwundert die Augen: Ist das noch dieser 1. FC Köln, den wir aus der jüngeren Vereinsvergangenheit kennen?

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