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Nachspiel

7:1 gegen Bremen – der FC im Rio-Modus

Fünf Tore in einer Halbzeit, sieben insgesamt. Der FC startet furios nach der langen Pause und fegt Werder Bremen vom Platz.

Steffen Tigges hat gerade das 3:0 gegen Werder Bremen erzielt. (Foto: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Die Engländer nennen es eine “once-in-a-lifetime experience”. Steffen Baumgart übersetzte dies nach dem 7:1-Sieg des 1. FC Köln gegen Werder Bremen so: “So ein Spiel hast du einmal im Leben.” Wie zutreffend dies ist, wird alleine schon dadurch deutlich, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der freudetrunkenen FC-Fans im ausverkauften Kölner Stadion das Licht der Welt noch gar nicht erblickt hatte, als die Geißböcke zum letzten Male sieben Tore in einem Heimspiel der 1. Bundesliga erzielt hatten. Am 29. Oktober 1983 geschah dies beim 7:0 gegen Eintracht Frankfurt.

“So ein Spiel hast du einmal im Leben.” (Steffen Baumgart)

Wie lange das her ist, belegt ein Blick auf einige der damaligen Torschützen. Vincent Mennie erzielte das 7:0, der junge Saarländer Uwe Haas traf sogar zweimal. Noch länger in der FC-Historie muss man zurückgehen, wenn man einen ähnlich hohen Sieg gegen den gestrigen Gegner von der Weser finden will. Mit 7:2 besiegte der spätere Deutsche Meister aus Köln die Bremer am 17. August 1977 – und die Partie war im wahrsten Sinne des Wortes historisch, erzielte doch Dieter Müller sechs der sieben Treffer und stellte damit einen bis heute nicht überbotenen Rekord auf.

So fielen die Tore

Rekordverdächtig waren gestern die 27 Minuten der 1. Halbzeit von der 9. bis zur 36. Minute, in denen Baumgarts Team nicht weniger als fünf Tore schoss. Ein außergewöhnliches Ereignis, wie auch FC-Innenverteidiger Timo Hübers fand: “Das kommt schon mal vor, dass man in einer Halbzeit mit 2:0 oder 3:0 in Führung geht, aber fünf Buden hintereinander ist schon besonders,” sagte er nach der Partie.

Linton Maina hat gerade zum 1:0 gegen Werder Bremen getroffen. (Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Linton Maina eröffnete den Torreigen in der 9. Minute, Steffen Tigges steuerte die nächsten beiden Treffer zum 2:0 und 3:0 bei (16. und 21.), wobei das dritte Tor ein sehenswerter Heber aus 46 Metern war. Tigges war dann auch Vorlagengeber zum 4:0 durch Ellyes Skhiri (30.) und 5:0 durch Denis Huseinbasic (36.). Eine der seltenen Unaufmerksamkeiten der Kölner Abwehr nutzte Niclas Füllkrug zwei Minuten später zum 1:5-Ehrentreffer aus Bremer Sicht.

“Wir haben einen Trainer, der uns zurück auf den Boden holt.” (Florian Kainz)

Nach der Pause markierte Ellyes Skhiri das 6:1 nach Vorarbeit des überragenden Linton Maina und wird möglicherweise mit diesem perfekten Seitfallzieher zum Kandidaten für das “Tor des Monats”. Per Eigentor schloss dann der Bremer Marco Friedl die Torschützenliste, die Vorarbeit zum 7:1 hatte erneut der kaum zu bremsende Linton Maina geleistet. Erinnerungen wurden wach an das Halbfinale der WM 2014, damals benötigte die deutsche Nationalelf beim 7:1-Sieg gegen Brasilien sogar nur 18 Minuten, um in Hälfte eins 5:0 in Front zu gehen.

Erkenntnisse: Nur Skhiris Blessur stört die Freude

Freude allenthalben, auch bei den Kölner Verantwortlichen. Sportchef Christian Keller wird mit Genugtuung festgestellt haben, dass vier seiner Neuverpflichtungen maßgeblich am Kantersieg gegen Werder beteiligt waren. Steffen Tigges erzielte zwei Tore und steuerte zwei Assists zu weiteren Treffern bei, Linton Maina schoss das wichtige 1:0 und gab die Vorlagen zu den letzten beiden Treffern. Denis Huseinbasic trug sich erneut in die Torschützenliste ein und Eric Martel gefiel durch ebenso engagierte wie konsequente Zweikampfführung.

Florian Kainz im Zweikampf mit dem Bremer Niklas Stark (Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Alles gut also, alle auf Wolke sieben? Florian Kainz bot einen Einblick, wie ein FC-Team unter Trainer Steffen Baumgart mit einem solchen Sieg umgeht. “Wir haben einen Trainer, der uns zurück auf den Boden holt, wir können das aber auch selber schon gut einschätzen,” sagte er nach der Partie. Und da wäre auch noch die Verletzung von Ellyes Skhiri, der nach 67 Minuten unter Schmerzen zur Auswechselbank humpelte. In Sekundenschnelle breiteten sich Sorgenfalten aus auf Steffen Baumgarts Stirn: “Ich mache drei Kreuze, wenn es bei Ellyes Skhiri nichts Schlimmes ist. Ich gebe keine Prognosen ab. Wir hoffen, dass er am Dienstag spielen kann,” sagte er auf der PK nach dem Spiel.

Das nächste Spiel: Auf zu den Bazis!

Am Dienstagabend (20.30 Uhr) geht es direkt zu den Bayern an die Isar. Der Tabellenführer kehrte mit einem 1:1 aus Leipzig zurück, was zu wenig ist, wenn man die Ansprüche der Münchener kennt. Deshalb ist es möglich, dass sie gegen den Gast vom Rhein mit Wut im Bauch antreten werden, Kantersieg für den deutschen Rekordmeister nicht ausgeschlossen.

Dejan Ljubicic im Zweikampf mit Joshua Kimmich beim letzten Spiel des FC bei den Bayern (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Steffen Baumgarts Kölner werden dies verhindern wollen, sind sich sicherlich aber auch des Unterschieds zwischen Wunsch und Wirklichkeit bewusst. Wie wird man die Partie also angehen? Linton Maina gab Aufklärung: “Wir bereiten uns jetzt ganz normal auf das Bayern-Spiel vor. Es wird dort vermutlich nicht so viele Chancen geben, aber die, die wir kriegen, versuchen wir zu nutzen,” sagte er nach dem Sieg gegen Bremen. Letzteres könnte ein Plan sein.

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