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Vorspiel

Endspiel um den Klassenerhalt gegen Schalke 04: Reine Nervensache beim 1. FC Köln

Klassenerhalt, Relegation, direkter Abstieg? Für den 1. FC Köln ist am 34. Spieltag noch einiges möglich. Gegen Schalke müssen die “Geißböcke” für den Ligaverbleib ihre Pflichtaufgabe erfüllen und hoffen, dass die Konkurrenz mitspielt und Karma nicht existiert.

Leverkusen vs. Köln Bayer 04 Leverkusen vs. 1.FC Köln, 29. Spieltag, Bayarena, 17.04.2021, 18.30 Uhr, Jonas Hector 1.FC Köln, DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND/OR QUASI-VIDEO, 17.04.2021, *** Leverkusen vs Cologne Bayer 04 Leverkusen vs 1 FC Cologne, 29 Spieltag, Bayarena, 17 04 2021, 18 30 Uhr, Jonas Hector 1 FC Köln , DFL REGULATES PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND OR QUASI VIDEO, 17 04 2021,
Foto: imago images / Herbert Bucco

Der Abstiegskampf auf der Zielgeraden der laufenden Saison: Es ist die Zeit, wo dem eigenen Nervenkostüm eine ganz besondere Bedeutung zukommt. Wer verliert die Nerven – und damit das Rennen um den Klassenerhalt? Wer behält sie – und damit die Berechtigung, auch in der kommenden Spielzeit in der Bundesliga aufzulaufen? Für den 1. FC Köln entscheidet sich der Ligaverbleib am 34. und abschließenden Spieltag, in den die „Geißböcke“ als Tabellenvorletzter gehen und somit nicht nur auf einen Sieg gegen Schalke 04 setzen, sondern den Blick auf die anderen Plätze und die Spiele der Konkurrenz richten müssen.

Wie es um das Nervenkostüm der Beteiligten bestellt ist, wie zum Zerreißen gespannt die Nerven in Köln sind, zeigte sich dann bereits einen Tag vor dem entscheidenden Duell mit den „Königsblauen“, das für den FC zum Endspiel um den Klassenerhalt geworden ist. Mit ungewohnt geballter Präsenz versuchte die Kölner Polizei etwaige Krawallmacher davon abzuhalten, der Mannschaft ein paar Takte mit auf den Weg in den letzten Spieltag mitgeben zu können. Einzig: Es waren gar keine Fans vor Ort, das Gefahrenpotenzial rund um das Abschlusstraining lag nicht höher als bei sämtlichen Einheiten in dieser Saison zuvor auch. Doch auch am Müngersdorfer Stadion richten sich alle auf erhöhten Emotionspegel ein – der Umlauf an der Jahnwiese wurde bereits am Freitag gesondert gesichert.

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Hoffnungen auf den Erzrivalen vom Niederrhein

So passend dieses ganze Schauspiel auch für die FC-Saison zu sein scheint, so sinnbildlich dürfte diese außersportliche Vorbereitung auf den Samstagnachmittag für die Anspannung sein, die rund um die „Geißböcke“ herrscht. Die Ausgangslage ist völlig klar: Die Mannschaft von Friedhelm Funkel braucht einen Heimsieg gegen das Tabellenschlusslicht aus Gelsenkirchen, um überhaupt Chancen auf den Klassenerhalt hegen zu dürfen. Ein Unentschieden oder gar eine Niederlage würden den siebten Abstieg innerhalb von 23 Jahren bedeuten. Doch selbst bei einem Erfolg gegen die „Königsblauen“ müssen alle, die es mit dem glorreichen 1. FC Köln halten, auf die Ergebnisse bei den Partien der Konkurrenz schielen. Gewinnen Werder Bremen (zuhause gegen Mönchengladbach) und Arminia Bielefeld (beim VfB Stuttgart gefordert), ist das Funkel-Team machtlos.

“Wir hatten genug Zeit, um uns am letzten Spieltag in eine andere Situation zu bringen. Wir müssen unser Spiel gewinnen und um 17.20 Uhr werden wir sehen, wo wir stehen.”

Diese Situation haben sich die „Geißböcke“ durch eine schwache Saison selbst zuzuschreiben. Diese Situation hat sich der FC aber insbesondere durch einen harmlosen Auftritt bei Hertha BSC am vergangenen Wochenende zuzuschreiben, als die Kölner im Olympiastadion jedwedes Risiko scheuten, ihre Ausgangslage deutlich zu verbessern, und mit einem torlosen Remis nach Hause kamen. So liegen die Hoffnungen nun also neben der eigenen Pflichtaufgabe gegen die bereits längst als Absteiger feststehenden Schalker auf den Stuttgartern und dem rheinischen Rivalen aus Mönchengladbach, die beide noch um den Einzug in die UEFA Conference League kämpfen. Und daneben sollte der FC noch ein Stoßgebet Richtung Himmel schicken, dass nach dem desaströsen 1:6 in Bremen am 34. Spieltag der vergangenen Saison Karma nicht existiert. Sonst wäre der Ausgang der Nervenschlacht am Samstag bereits jetzt klar. Nun kann der FC noch darauf hoffen, den direkten Klassenerhalt zu schaffen – oder einen Umweg über die Relegation einschlagen zu müssen.

Schalke 04 ist nicht mehr das erhoffte Freilos

„Wir hatten genug Zeit, um uns am letzten Spieltag in eine andere Situation zu bringen“, gibt daher Kapitän Jonas Hector die Richtung für sein Team vor: „Wir müssen unser Spiel gewinnen und um 17.20 Uhr werden wir sehen, wo wir stehen“, betonte der 30-Jährige, der unter der Woche rechtzeitig zur abschließenden Partie nach einer im Freiburg-Spiel zugezogenen Fleischwunde wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen ist und für Samstag wohl ebenso zur Verfügung steht wie Angreifer Sebastian Andersson. Wer allerdings neben Hector im zentralen Mittelfeld auflaufen wird, ist noch offen. Dauerläufer Ellyes Skhiri muss aufgrund seiner fünften Gelbe Karte ebenso passen wie Ismail Jakobs – für den Tunesier könnte Salih Özcan in seinem womöglich letzten Spiel für den FC in die Startelf rücken. Ansonsten stellt sich die Mannschaft für diese so eminent wichtige Partie nahezu von allein auf.

Fehlen dem 1. FC Köln gegen Schalke gesperrt: Ismail Jakobs (l.) und Ellyes Skhiri | Foto: imago images / Herbert Bucco

„Wir wissen, was auf dem Spiel steht“, formuliert es Trainer Friedhelm Funkel. Jonas Hector wird noch deutlicher: „Fakt ist: Wir brauchen den Sieg und deswegen ist es wortwörtlich ein Endspiel“, erklärt der FC-Kapitän und ist sich auch der nervlichen Belastung vor der Partie durchaus bewusst: „Wenn jemand sagen würde, er hätte noch nicht über Samstag nachgedacht, wäre er ein Lügner. Natürlich spielt man die Szenarien im Kopf durch. Dass eine andere Anspannung herrschen wird als beispielsweise am ersten Spieltag, ist auch klar.“ Problematisch wird neben der mentalen Komponente die Aufgabe dadurch, dass Schalke bei weitem nicht mehr das Freilos ist, das sich viele im Kölner Lager erhofft hatten. „Wir werden Schalke nicht unterschätzen, dazu gibt es überhaupt keinen Grund. Wir haben Respekt vor unserem Gegner. Und wir wollen alles daran setzen, das Spiel zu gewinnen“, betont Funkel und verwies in der Pressekonferenz am Donnerstag auf den 4:3-Sieg der „Knappen“ gegen Frankfurt am vergangenen Wochenende.

Funkel: “Für uns geht es darum, gut in das Spiel zu kommen”

Wichtig für Funkel ist am Samstag der Start seines Teams – Schalke hatte zuletzt früh Erfolgserlebnisse feiern können. „Sie haben in den letzten drei Spielen, gerade in der Anfangsphase, Tore erzielt. Wir wissen das und werden darauf eingestellt sein. Für uns geht es darum, selbst gut in das Spiel reinzukommen“, so der Trainerroutinier, dessen Erfahrung in dieser Nervenschlacht mehr denn je gebraucht ist. Auch FC-Sportchef Horst Heldt sieht die psychische Verfassung als entscheidend an und setzt seine Hoffnung in die Big-Point-Qualitäten der Mannschaft, die in dieser Saison an der ein oder anderen Stelle zum Vorschein kamen: „Man muss sich der Situation stellen und sie im Kopf durchleben. Es ist ein Endspiel. Das ist keine Frage. Aber die Mannschaft hat schon oftmals bewiesen, dass sie performen kann, wenn sie mit dem Rücken zur Wand steht“, gibt sich der ehemalige Bundesliga-Profi optimistisch.

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Mit dem Rücken zur Wand also. Und ohne die Unterstützung der eigenen Fans, auf die der FC auch gegen Schalke verzichten muss. Nicht wegen des Polizeiauflaufs beim Abschlusstrainings. Nicht wegen der Sichtbarrieren am Müngersdorfer Stadion. Es ist weiterhin die Coronavirus-Pandemie, die abermals den vorschnellen Planungen der „Geißböcke“, die Zuschauer in die eigenen Spielstätte zurückbringen zu können, einen Strich durch die Rechnung machten. Wie wichtig der Klassenerhalt für Verein und Fans wäre, daran herrscht rund um das Geißbockheim trotz des erwzungenen „Social Distancing“ zu den eigenen Anhängern kein Zweifel. „Wir wissen, welche Bedeutung der Verein für so viele Menschen hat. Wir sehen, trotz aller Probleme, wie wichtig der FC den Kölnern und allen Fans ist“, betont Jonas Hector: „Wir werden alles daranlegen, den Fans etwas davon zurückzugeben. Jede Art des Corona-konformen Supports und jede Art der Unterstützung werden wir für die 90 Minuten in Positives auf dem Platz umwandeln“, so der Kölner Kapitän. Vielleicht ist dieses Positive dann der glückliche Klassenerhalt des 1. FC Köln.

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