„Neu ist immer besser“ – das schien die Ausgangslage für den 1. FC Köln im Sommer 2019 gewesen zu sein. Ein neuer Trainer beispielsweise: Achim Beierlorzer übernahm die durchaus anspruchsvolle Aufgabe, die „Geißböcke“ bei der Rückkehr in die Bundesliga erstligatauglich zu machen. Eine neue Liga beispielsweise, denn der FC gehörte nach einem Jahr in der 2. Bundesliga nun wieder zur Beletage des deutschen Fußballs. Und neue Spieler: Der Aufsteiger nahm in der Sommerpause ordentlich Geld in die Hand, um den Kader qualitativ aufzurüsten. Insgesamt sechs externe Neuzugänge fanden vor dem Start in die Bundesliga-Saison den Weg ans Geißbockheim.
Kingsley Schindler kam ablösefrei von Holstein Kiel, Torwartalent Julian Krahl wechselte aus Leipzig zum 1. FC Köln. Bei den anderen Transfers setzte Sportgeschäftsführer Armin Veh auf eine Mischung aus Qualität und Perspektive: Das zentrale Mittelfeld, bereits seit Jahren eine Baustelle bei den „Geißböcke“, wurde personell mit Birger Verstraete (KAA Gent) und dem tunesischen Nationalspieler Ellyes Skhiri (HSC Montpellier) verstärkt. Auch auf der rechten Abwehrseite schaute sich der FC in einem Nachbarland um: Von PEC Zwolle verpflichtete der Aufsteiger Kingsley Ehizibue, der mit seinem Tempo und seiner Einsatzfreude die Abwehr stabilisieren sollte. Das galt auch für den letzten Neuzugang, der die Planungen der Kölner komplettierte: Der belgische U21-Nationalspieler Sebastiaan Bornauw (RSC Anderlecht) wurde für die Innenverteidigung geholt.
Debatten um Stadion und Geißbockheim gehen weiter
Die Vorbereitung begann für die „Geißböcke“ dann auch mit einer ordentlichen Portion Vorfreude und Aufbruchstimmung: Von den Fans beim Trainingsauftakt ordentlich gefeiert ging es für die Mannschaft um den neuen Trainer Achim Beierlorzer in die heiße Phase, um sich den notwendigen Feinschliff für die anstehenden Aufgaben in der Bundesliga zu holen. Nach einem lockeren Aufgalopp beim Mittelrheinligisten Frechen 20 (7:1) feilte der FC in zwei Trainingslagern und weiteren Testspielen an der eigenen Form. Das Fazit nach sechs Wochen fiel allerdings gemischt aus: Vielversprechende Ansätze wechselten sich mit schwankenden Leistungen ab – nichts Ungewöhnliches für eine Vorbereitung, doch nach der misslungenen Generalprobe in Southampton (0:2) wusste beim Aufsteiger eigentlich niemand so recht, wo das Team leistungstechnisch stand.
Wo der 1. FC Köln außerhalb des grünen Rasens steht, das sollte eigentlich klar sein. Und doch ging die Debatte um den notwendigen Ausbau am Geißbockheim in die nächste Runde: Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker wagte sich angesichts des ausgerufenen Klimanotstands aus der Deckung und distanzierte sich entgegen der eigenen Wahlkampfversprechen gegen die Pläne des Vereins. „Ich würde mir wünschen, dass wir im Einvernehmen mit dem FC einen anderen Platz finden“, forderte sie einen alternativen Standort für die neuen Trainingsplätze der „Geißböcke“ – und ließ sogar Gedankenspiele um einen möglichen Wegzug des Vereins aus der Stadt aufkommen. Auch an anderer Stelle gab es Neuigkeiten zum Start in die Saison: Die zweite Machbarkeitsstudie für den angedachten Stadionausbau förderte positivere Ergebnisse zutage – eine Erweiterung ist grundsätzlich machbar, allerdings auch ziemlich teuer.
Der 1. FC Köln startet schlecht in die neue Saison
Positive Ergebnisse: Darauf konnte der 1. FC Köln bei der Bundesliga-Rückkehr dank eines extrem schwierigen Auftaktprogramms nicht wirklich hoffen. Nach einem erzitterten Weiterkommen im DFB-Pokal, als Timo Horn beim Zweitliga-Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden im Elfmeterschießen zum Helden wurde, ging es beim Ligastart zum VfL Wolfsburg. Die 1:2-Niederlage war trotz Ärger über einen verweigerten Strafstoß schnell vergessen, allerdings führten Gesänge im Kölner Gästeblock gegenüber Jörg Schmadtke zu einer ausgedehnten Debatte. Sportlich bestätigte sich der Eindruck aus dem Auftaktspiel allerdings in den kommenden Spielen: Der FC ist auf Augenhöhe mit den meisten Kontrahenten, doch es fehlt den „Geißböcken“ immer ein bisschen zum Erfolg.
Nur nicht in Freiburg, wo die Kölner nach 23 Jahren erstmals wieder siegen konnten – einem Last-Minute-Treffer von Neuzugang Ellyes Skhiri sei Dank. Und doch stand die Mannschaft von Trainer Achim Beierlorzer zum Ausklang des dritten Quartals gehörig unter Druck: Einer blutleere Vorstellung im Derby gegen Borussia Mönchengladbach (0:1) folgte die obligatorische Klatsche beim FC Bayern München (0:4) und ein extrem schwacher Auftritt gegen Hertha BSC, der mit einer 0:4-Heimniederlage bestraft wurde. Ende September stand der 1. FC Köln nach sechs gespielten Partien und nur einem einzigen Sieg auf einem direkten Abstiegsplatz – nur Mitaufsteiger Paderborn hatte zu diesem Zeitpunkt weniger Punkte auf dem Konto.
Ein Neuanfang an der Spitze des Vereins
Keine gute Ausgangslage für die Erneuerung im Verein, die Anfang September ihren Lauf nahm: In der äußerst emotional verlaufenden Mitgliederversammlung wurde Werner Wolf an die Spitze des 1. FC Köln gewählt, an seiner Seite ergänzen den einstigen “Bitburger”-Manager als Vizepräsidenten Eckhard Sauren und Jürgen Sieger. Zuvor ließen es sich die scheidenden Vorstandsmitglieder Markus Ritterbach und Toni Schumacher nicht nehmen, sich noch einmal von ihrer schlechten Seite zu zeigen. Von der selbstauferlegten Zurückhaltung war an diesem Sonntag in der Kölnarena nichts zu spüren. Förderlich für den Verein war das Kasperletheater des Duos definitiv nicht. Auf den neuen Vorstand sollte derweil viel Arbeit warten: Die Entscheidung über eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Sportchef Armin Veh, dessen Vertrag im Sommer 2020 auslief, stand noch aus, dazu sehnten sich viele angesichts der anstrengenden Vorjahre nach einem kompletten Neuanfang im Club.