Macht es Euch Sorgen, dass für die Transfers im Sommer das Budget deutlich überzogen wurde? (via Mail)
Ich würde es nicht direkt als Sorgen bezeichnen, aber Bedenken sind schon vorhanden. Einerseits ist der Verein tatsächlich finanziell ziemlich gesund und wurde in der Vergangenheit von den derzeitigen Verantwortlichen auch verantwortungsbewusst geführt, andererseits bereitet mir das Abwälzen von Ausgaben auf die Zukunft tatsächlich etwas Bauchschmerzen. Ich habe durchaus Verständnis dafür, dass nach dem Aufstieg in die sportliche Wettbewerbsfähigkeit investiert werden muss. Der Klassenerhalt ist enorm wichtig – auch aus finanzieller Perspektive. Und die Neuzugänge, das darf durchaus gesagt werden, erhöhen die Wahrscheinlichkeit, auch nächste Saison in der Bundesliga zu spielen, enorm.
Aber: Eine höhere Wahrscheinlichkeit bedeutet keine Sicherheit, dass wir 2020/21 erstklassig sein werden. Claus Horstmann fabulierte einst in Anlehnung an eine McKinsey-Studie von einem Etat, mit dem noch kein Bundesliga-Club abgestiegen sei. Dann kam der 1. FC Köln. Das Risiko einzugehen, eventuell im nächsten Sommer dem Zukunfts-FC noch weitere Zahlungen aufs Auge zu drücken, weil man vor dieser Saison etwas wahrscheinlicher den Klassenerhalt erringen will, ruft alte Erinnerungen hoch. Gebranntes Kind scheut eben das Feuer – allem Vertrauen zu den Verantwortlichen, keine Hasardeure zu sein, zum Trotz. Letztlich wird es daher, wie immer im Fußball davon abhängen, wie das Punktekonto im kommenden Sommer aussieht – dann geht es auch zumeist den anderen Konten gut.
Wird Beierlorzer ausschließlich im 4-4-2 spielen lassen oder wird irgendwann auch auf andere Spielsysteme umgestellt? (via Twitter)
Dass Achim Beierlorzer ein 4-4-2-System als Grundordnung bevorzugt, war schon vor seiner Zeit beim 1. FC Köln deutlich. In Regensburg schickte er sein Team fast ausschließlich mit zwei Stürmern, zwei Sechsern und einer Viererkette ins Rennen. Das, so dürfte es die Vorbereitung und auch das Pokalspiel in Wiesbaden gezeigt haben, wird auch die Standardvariante in Köln sein, zumal der Kader auch dahingehend mit diversen Neuzugängen wie Kingsley Ehizibue oder auch Ellyes Skhiri optimiert wurde. Ich kann mir derzeit schlecht vorstellen, dass Beierlorzer davon zumindest im ersten halben Jahr in der Bundesliga abweichen wird. Das bedeutet aber keinesfalls, dass ständig dieselbe Ausrichtung vorzufinden sein wird.
Der Kader gibt Beierlorzer dafür einige Optionen: Nehmen wir beispielsweise die Besetzung der offensiven Außenbahnen. Hier stehen dem effzeh mit Louis Schaub, Kingsley Schindler, Dominick Drexler und Florian Kainz zum Saisonbeginn völlig verschiedene Varianten zur Verfügung. Das gilt auch für das auf dem Papier hervorragend besetzte Sturmzentrum, wo neben einer Doppelspitze um Jhon Cordoba, Simon Terodde und Anthony Modeste auch andere Akteure wie Schindler, Drexler, Schaub oder Churlinov als hängende Spitze agieren können. Es wird daher vermutlich, wie oben bereits gesagt, auf den Gegner ankommen, wie sehr Beierlorzer innerhalb der stabilen Grundordnung variieren wird.
Foto: Dan Istitene/Getty Images
Wat do nit sähs – unser Hot Take
Bis Jahresende werden beim 1. FC Köln die Weichen für die Zukunft gestellt – ob kurz-, mittel- oder langfristig. Sollten die Vorstandskandidaten um Dr. Werner Wolf auf der Mitgliederversammlung Anfang September erwartungsgemäß gewählt werden, könnte es in allen entscheidenden Fragen sehr schnell gehen. Bei der sportlichen Führung laufen die Verträge im kommenden Sommer aus, die Klärung eines möglichen Verbleibs von FC-Sportgeschäftsführer Armin Veh wird daher direkt ganz oben auf der Prioritätenliste stehen müssen. Auch in Sachen Infrastruktur stehen richtungsweisende Entscheidungen an: Darf der FC am Geißbockheim bauen? Ist ein Ausbau des Müngersdorfer Stadions zu stemmen? All das wird das neue Präsidium angehen und vermutlich auch schnellstmöglich umsetzen beziehungsweise vorantreiben müssen. Die etwas mehr als drei Monate nach der Wahl könnten den FC auf Jahre formen!
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