Jot kamellt
„Wir müssen jetzt auch nicht mit der Gesichtsmaske zum Bäcker laufen. Also mit Corona-Schutz schon, aber wir brauchen uns nicht verstecken.“
Horst Heldt nach dem 1:1 des 1. FC Köln gegen Eintracht Frankfurt
Koot verzällt
Er ist da. Endlich. Fast vier Monate ist diese Saison bereits alt, da hat der 1. FC Köln es geschafft, mit seiner Profimannschaft einen Gehaltsverzicht auszuhandeln. Für die Hinrunde verzichten Timo Horn, Jonas Hector und Co. laut „Express“ auf zehn Prozent, laut „kicker“ sogar auf 15 Prozent. Ob diese Entscheidung auch rückwirkend gilt oder nur für die anstehende Monate November, Dezember und Januar, ist nicht bekannt. Insgesamt versuchen die Vereinsverantwortlichen, das Thema nicht in der Öffentlichkeit zu behandeln. „Wir sind auf einem sehr guten Weg und wir gehen davon aus, dass am Ende alle gemeinschaftlich diesen Weg mitgehen. Wir werden aber nicht jeden Schritt nach außen kommunizieren, da dies eine interne Angelegenheit ist“, sagte FC-Finanzchef Wehrle dem „Express“: „Ich kann verstehen, dass keiner gerne auf Gehalt verzichtet. Aber unsere Spieler verstehen eben auch, dass in dieser schwierigen Situation jeder im Verein seinen Beitrag leisten muss, damit wir alle gemeinsam die wirtschaftlichen Mindereinnahmen durch fehlende Zuschauer einigermaßen kompensieren können.“
Zwei Partnerschaften im technischen Bereich ist der 1. FC Köln in den vergangenen Wochen eingegangen: Neben einer Kooperation mit Onefootball (willkommen im Team, FC!) konnten sich die „Geißböcke“ mit der Deutschen Telekom einen weiteren Großsponsor sichern, der in der zunächst auf drei Jahre geschlossenen Partnerschaft dem Vernehmen nach sieben Millionen Euro in den Club pumpen wird. „Wir wollen gemeinsam mit dem FC aufregende und innovative Anwendungen für die Fans entwickeln. Die Zukunft ist digital und die Digitalisierung auch aus dem Fußball nicht mehr wegzudenken“, erklärte Telekom-Geschäftsführer Klaus Werner bei der Verkündung des Deals und skizzierte die Erwartungen, die sicherlich nicht jeden FC-Fan begeistern werden: „Ein vollständig virtuelles Spiel mit einem ganz besonderen Erlebnis des Dabeiseins, das wollen wir für die Fans des 1. FC Köln ermöglichen. Dabei sorgen Technologien wie Augmented- oder Virtual Reality für ein neues Fußball-Erlebnis. Dank unseres 5G-Mobilfunknetzes, mit dem wir Daten in Echtzeit übertragen, können die Fans ein digitales 360 Grad Stadion-Erlebnis spüren.“
Es läuft beim 1. FC Köln. Das kann von den Ergebnissen her noch nicht behauptet werden, aber ein Blick in die Statistiken zeigt, dass die „Geißböcke“ zumindest eine Schwachstelle der vergangenen Saison ausgemerzt haben. In drei der ersten vier Partien gewann die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol das „Laufduell“ gegen den Gegner, spulte außer im verlorenen Derby gegen Borussia Mönchengladbach mehr Kilometer als der jeweilige Konkurrent ab. Die Kölner, eines der laufschwächsten Teams der Saison 2019/20, steht nach den ersten Spieltagen auf einem soliden siebten Rang. Meldungen, der FC stelle sogar die Mannschaft mit den meisten absolvierten Kilometern, waren jedoch verfrüht und basierten auf einem technischen Fehler der offiziellen Bundesliga-Seite. Dennoch: Läuferisch sind die „Geißböcke“ bisher durchaus konkurrenzfähig. Dafür gibt es allerdings keine Punkte.
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— 1. FC Köln (@fckoeln) October 8, 2020
Hinger d’r Britz
Ein Blick auf andere Vereine zeigt häufig: Ganz so glorreich laufen vereinspolitische Debatten dort auch nicht ab. Aktuelles Beispiel ist sicherlich der VfB Stuttgart. Ein „kicker“-Bericht brachte unschöne Vorgänge innerhalb des Clubs zutage, so sollen dem Fachmagazin zufolge kurz vor der Mitgliederversammlung zur Ausgliederung der Profiabteilung (und auch danach) Nutzerdaten vom Verein an Dritte weitergegeben worden sein. Eine externe, aber vereinsnahe PR-Agentur, deren Betreiber unter anderem eine einflussreiche Facebook-Gruppe führt, erhielt angeblich Zugriff auf Datensätze von VfB-Mitgliedern. Auch eine informelle Zusammenarbeit soll es gegegen haben, um die Sichtweise des Clubs subtil unter dem Deckmantel einer unabhängigen Quelle zu verbreiten. Von einer Kampagne für “Glaubwürdiges Guerilla-Marketing – Fokus VfB” ist die Rede.
Als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender des VfB Stuttgart und als Vertreter und Repräsentant aller Mitglieder, aber vor allem selbst als Mitglied bin ich über die Informationen des kicker überrascht und bestürzt gewesen. (1/9)#VfB #vomICHzumWIR
— Claus Vogt (@clausvogt1893) September 30, 2020
Anschuldigungen, die den Aufsteiger nicht kalt ließen. Zwar ist der umstrittene Vereinspräsident Wolfgang Dietrich, der die heiß diskutierte Ausgliederung der Profiabteilung vorangetrieben hatte, längst nicht mehr im Amt, aber treibende Kräfte hinter diesen vermeintlichen Machenschaften sind immer noch beim VfB beschäftigt. Der neue Vorstand versprach aufgrund der heftigen Kritik, „unverzüglich eine externe, transparente, kritische, neutrale und unabhängige Aufarbeitung“ in Auftrag zu geben. „Dieser mutmaßliche Datenschutzverstoß in den Jahren 2016 bis 2018 mit Mitgliederdaten, wenn er denn so stattgefunden hat, wäre für mich ein nicht zu akzeptierender Tabubruch und würde kein gutes Licht auf unseren VfB Stuttgart werfen“, betonte Dietrich-Nachfolger Claus Vogt. Es bleibt abzuwarten, ob die Ermittlungen, die ausgerechnet die vom skandalgeprüften DFB empfohlene Kanzlei Esecon führt, weitere Erkenntnis bringen wird. Aber grundsätzlich dürfte gelten: Was bei einem Bundesligist ein durchaus denkbares Vorgehen ist, dürfte im Profibereich allgemein nicht unüblich sein.