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Vorspiel

Der 1. FC Köln erstmals unter Friedhelm Funkel: Neuanfang beim Nachbarschaftsduell

Neue Hoffnung auf den Klassenerhalt dank neuem alten Trainer? Der abstiegsbedrohte 1. FC Köln steht bei Bayer 04 Leverkusen unter enormen Druck, hofft aber im Nachbarschaftsduell auf den Funkel-Effekt.

13.04.2021 , Köln Koeln , Friedhelm Funkel neuer Trainer des Bundesligisten 1. FC Köln nach der Entlassung von Thomas Gisdol. Friedhelm funkel leitet sein erstes Training am Geisbockheim an der Franz-Kremer-Allee 1-3. *** 13 04 2021 , Köln Koeln , Friedhelm Funkel new coach of Bundesliga team 1 FC Köln following the sacking of Thomas Gisdol Friedhelm funkel conducts his first training session at the Geisbockheim on Franz Kremer Allee 1 3
Foto: imago images / Christoph Reichwein

Alles neu, so sagt der Volksmund, mache der Mai. Der 1. FC Köln konnte so lange nicht mehr warten und wechselte nach dem Absturz auf einen direkten Abstiegsplatz bereits Mitte April den Trainer. Wobei bei der Trennung von Markus Gisdol das Wort „bereits“ vermutlich eher nicht angebracht ist, zu spät erscheint vielen die Entscheidung zur Neubesetzung der neuralgischen Position an der Seitenlinie. Richten soll es für die „Geißböcke“ nun Friedhelm Funkel, die personifizierte Erfahrung im Abstiegskampf, der allerdings bereits im Frühjahr 2002 an der Aufgabe gescheitert war, den ersten Bundesliga-Meister der Geschichte in der höchsten deutschen Spielklasse zu halten.

Der FC hat – kaum zu glauben, aber wahr – also noch vor der Bundesregierung die Notbremse gezogen und damit unter anderem auch die nostalgischen Gefühle bedient, die einen realisieren lassen, dass dieser Verein seit 20 Jahren im Grunde keinen Schritt nach vorne gemacht hat. Und irgendwie kommt es recht passend, dass das rheinische Trainerschlachtross seine Rückkehr an die Seitenlinie der „Geißböcke“ in einem brisanten Nachbarschaftsduell feiern darf. Bei Bayer 04 Leverkusen steht sein Team allerdings aufgrund der Tabellensituation bereits gewaltig unter Druck: Nach acht sieglosen Spielen am Stück rangieren die Domstädter nur noch auf Platz 17, dem einstmals glorreichen 1. FC Köln droht der siebte Abstieg in 23 Jahren. Kein leichter Einstieg in eine alles als leichte Aufgabe für Friedhelm Funkel.

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Funkel: “Stimmt mich zuversichtlich, was wir auf den Platz gebracht haben”

„Es war so, wie man es sich wünscht. Die Jungs haben viel investiert in den Einheiten. Es stimmt mich zuversichtlich, was wir die letzten Tage auf den Platz gebracht haben. Ich bin selbst gespannt, wie wir das, was wir in den vergangenen Tagen erarbeitet haben, umsetzen werden“, beschreibt der 67-Jährige seine erste Trainingswoche am Geißbockheim und strahlt nach außen den nötigen Optimismus aus, wohlwissend um Situation und begrenzter Zeit im Vorfeld der Partie in Leverkusen. Am Montag war seine Verpflichtung bekanntgegeben worden, hatte sich der gebürtige Neusser den Fragen der Presse gestellt. Ab Dienstag ging es dann in die akribische Arbeit mit der Mannschaft, die sich zuletzt zwar mit stabiler Moral, aber doch bedrückender sportlicher Erfolgslosigkeit präsentiert hatte. Der neue Impuls von außen, den Funkel liefern soll: Er kann nur mehr mentaler denn tatsächlich taktischer Natur sein.

Foto: imago images / Moritz Müller

Wenige Einheiten blieben dem neuen alten FC-Coach, um das angeschlagene Team auf die Aufgabe in Leverkusen vorzubereiten. Eine Aufgabe, die der erfahrene Trainer ebenso routiniert für sich einzuordnen weiß: „Das sind Geschichten, die schreibt der Fußball. Mein letztes Spiel war gegen Leverkusen, das erste jetzt wieder. Ich bin immer gelassen in solche Partien reingegangen. Es ist nichts Außergewöhnliches, jetzt wieder gegen Leverkusen zu spielen. Es ist für mich mehr ein rheinisches Duell als ein Derby. Das Derby ist Köln gegen Gladbach“, so Funkel, der mit dieser Einschätzung sicherlich bei den FC-Fans punkten dürfte – und gleichzeitig etwas Druck von seinen Schützlingen nimmt, die neben der tabellarischen Situation nicht auch noch mit der besonderen Erwartungshaltung eines Derbys belasten werden sollen.

Wolf statt Bosz: Auch Leverkusen setzt auf neuen Trainer

Dennoch: Das Nachbarschaftsduell rheinabwärts ist für den 1. FC Köln eine enorm wichtige Partie. Sechs Spiele verbleiben den „Geißböcken“ noch, den nächsten Totalabsturz zu verhindern. Und auch für die hundertprozentig werbetreibende Tochter des Chemiegiganten geht es im Endspurt der Spielzeit um entscheidende Zähler zum Erreichen des Saisonziels, für das die „Werkself“ ebenfalls den Trainer gewechselt hatte. Statt Peter Bosz, der Leverkusen zum auch in der Höhe verdienten 4:0-Hinspielsieg im Müngersdorfer Stadion geführt hatte, zeichnet nun Hannes Wolf für die Geschicke am Bayer-Kreuz verantwortlich. Seine Bilanz aus zwei Partien: Ein 2:1-Arbeitssieg gegen Schalke 04, ein todeslangweiliges 0:0 am vergangenen Montag bei der TSG Hoffenheim. Heißt aber auch: Der vom DFB ausgeliehene Trainer konnte Leverkusens Abwärtstrend stoppen und das Team stabilisieren.

“Wir kennen den Gegner. Wir wissen, was an individueller Klasse, Erfahrung und Schnelligkeit auf uns zukommt. Aber wir haben auch einiges entgegenzusetzen.”

So ist es für beide Seiten ein kleiner Sprung ins Ungewisse, was sie am Samstagabend im Topspiel des Bundesliga-Spieltags erwarten wird. Wie wird Friedhelm Funkel das Himmelfahrtskommando beim FC starten? Wohin will Hannes Wolf seine Leverkusener im Endspurt um den Europapokal entwickeln? „Wir tun gut daran, uns auf uns selbst zu konzentrieren“, erklärt der Bayer-Coach aufgrund der Ausgangslage: „Ich habe schon einige Derbys mitgemacht und bin mir der Bedeutung dieses Spiels total bewusst. Jetzt geht es darum, Leverkusen gegen Köln erfolgreich zu gestalten und unsere Punkteausbeute auf sieben aus drei hochzuschrauben. Es geht um den nächsten Derby-Sieg. Und dafür müssen wir gut Fußball spielen, aber vor allem auch Emotionen zeigen und die richtige Mentalität an den Tag legen“, betont Wolf.

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Ohne Andersson ins wichtige Duell gegen den rheinischen Rivalen

Emotionen und Mentalität: Themen, die auch beim 1. FC Köln im Vorfeld des Funkel-Debüts zur Sprache kamen. „Man merkt, die Mannschaft will sich dem Trainer präsentieren. Jeder Einzelne. Es war Feuer drin. Der Optimismus ist groß. Die Jungs waren engagiert und hatten Spaß. Unser Wunsch ist, dass wir das aufs Spiel gegen Leverkusen übertragen können“, betonte FC-Sportchef Horst Heldt auf der abschließenden Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel. Einen Eindruck, den auch Friedhelm Funkel teilt. „Die Jungs haben gut mitgezogen und auch in den Gesprächen viel Optimismus ausgestrahlt. Den wir in den verbleibenden sechs Spielen auch brauchen. Ich freue mich auf das Spiel. Die Vorbereitungszeit war natürlich nicht sehr lange, aber wir kennen den Gegner. Wir wissen, was an individueller Klasse, Erfahrung und Schnelligkeit auf uns zukommt. Aber wir haben auch einiges entgegenzusetzen.“

11.04.2021, xjhx, Fussball 1.Bundesliga, 1.FC Koeln - FSV Mainz 05 emspor, v.l. Sebastian Andersson 1. FC Köln, Stefan Bell FSV Mainz 05 DFL/DFB REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS as IMAGE SEQUENCES and/or QUASI-VIDEO Koeln *** 11 04 2021, xjhx, Fussball 1 Bundesliga, 1 FC Koeln FSV Mainz 05 emspor, v l Sebastian Andersson 1 FC Köln , Stefan Bell FSV Mainz 05 DFL DFB REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS as IMAGE SEQUENCES and or QUASI VIDEO Koeln

Foto: imago images / Jan Huebner

Diese selbstbewusste Einordnung schließt allerdings Sebastian Andersson nicht ein, der schwedische Sturmtank muss nach seinem Startelf-Comeback gegen Mainz einmal mehr wegen seiner mittlerweile chronisch anmutenden Knieprobleme für das Leverkusen-Spiel passen. Wer ihn in vorderster Front ersetzen wird, steht noch in den Sternen, da auch Tolu Arokodare keinen Weg in den Spieltagskader gefunden hat. Die Personalsituation in der Offensive ist also eine weitere Variable, die das Nachbarschaftsduell für beide Seiten zum Sprung ins Ungewisse macht. Ich muss schauen, wie ich diese Erfahrungen so fokussiere, dass ich die richtigen elf Spieler aufstellen werde und die Mannschaft so auf den Platz bringe, dass sie an sich glaubt. Ich weiß, dass die Spieler bereit sind“, formulierte Funkel auf der Pressekonferenz. Bereit für den Neuanfang beim Nachbarschaftsduell.

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