Andrej Schewtschenko (1997)
Dass der Transfergeschehen rund um den 1. FC Köln in den neunziger Jahren nicht von allzu großem Erfolg geprägt war, das dürfte dieser Artikel bereits gezeigt haben. Den Klassiker der Fast-Transfers seitens der „Geißböcke“ stellt allerdings ein Angreifer dar, der nach dem FC-Verzicht eine Weltkarriere gestartet hat. 1997 wollte Peter Neururer nach eigenen Angaben den blutjungen Andrej Schewtschenko ans Geißbockheim holen, lediglich 150.000 Mark sollte der Ukrainer die Kölner kosten. „Ich hatte in Kiew mit Trainer-Legende Walerij Lobanowski schon alles verhandelt und in Köln angerufen: Er kommt für ein Gehalt, das null und nichtig ist. Rühl sagte nur: Nein, du mit deinen Exoten! Schewtschenko ist wenig später für 37 Millionen zum AC Mailand gegangen. Und der FC abgestiegen“, erzählte Neururer später dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der FC holte stattdessen Goran Vucevic, der als Fehleinkauf in die Vereinsgeschichte einging. Was an dieser Story allerdings skeptisch macht: Schewtschenko war 1997 bereits Nationalspieler, ein Jahr zuvor bei Neururers Amtsantritt war Carl-Heinz Rühl noch gar nicht beim FC.
Eric-Maxim Choupo-Moting (2011)
Die wohl berühmteste Fax-Panne der deutschen Fußballgeschichte: Im Winter 2011 wollte der 1. FC Köln im Sturm nachlegen und interessierte sich brennend für die Dienste des Hamburger Stürmers Eric-Maxim Choupo-Moting. Mit dem Deutsch-Kameruner waren sich die „Geißböcke“ kurz vor Schließung des Transferfensters ebenso einig wie mit dem HSV. Einem Wechsel des damals 21 Jahre alten Angreifers schien nichts mehr im Wege zu stehen – doch da hatten sowohl Vereine als auch Spieler die Rechnung ohne das kaputte Faxgerät von Just Choupo-Moting gemacht. Der Vater und Berater des talentierten Mittelstürmers schickte die entscheidende Seite erst nach 18 Uhr an den FC, der das Dokument sofort an die DFL weiterleitete. Leider zu spät: Um 13 Minuten verpassten die Kölner die regelkonforme Verpflichtung Choupo-Motings. Ein FC-Einspruch in Frankfurt blieb erfolglos.
Johnny Rep (1977)
Als amtierender Pokalsieger galt der 1. FC Köln vor der Saison 1977/78 als einer der Favoriten auf den Meistertitel in der Bundesliga – und die „Geißböcke“ wollten ihren hochkarätigen Kader im Sommer noch um einen echten Star erweitern. Vom FC Valencia sollte Weltklasse-Außenstürmer Johnny Rep an den Rhein wechseln, der Niederländer galt neben Johan Cruyff und Johan Neeskens als das Gesicht der erfolgreichen „Oranje“-Auswahl. FC-Manager Karl-Heinz Thielen hatte den Wechsel des damals 25-Jährigen bereits eingetütet, nur noch Hennes Weisweiler musste zustimmen. Doch Kölns Trainerlegende verweigerte dem Transfer seine Zustimmung – angeblich wollte der Coach der „Geißböcke“, der in Barcelona eine Privatfehde mit Barca-Star Cruyff ausgefochten hatte, keinen Niederländer in seiner Mannschaft haben. Rep ging nach Frankreich und avancierte beim SC Bastia sowie beim AS Saint-Etienne zum Erfolgsgaranten. Der FC holte derweil 1978 ohne den „Oranje“-Star das einzige Double der Vereinsgeschichte.
Auf der Ersatzbank: Josef “Jupp” Heynckes (1967), Stevan Jovetic (2007), Strely Mamba (2020)
Eine echte Legende von Borussia Mönchengladbach hätte um ein Haar für den 1. FC Köln seine Fußballschuhe geschnürt: Mitte der sechziger Jahre bemühten sich die “Geißböcke” um die Verpflichtung von Jupp Heynckes, der im “Fohlen”-Dress in der Bundesliga für Furore sorgte. Als der Vertrag des Angreifers am Niederrhein ausläuft, intensiviert FC-Präsident-Franz Kremer die Aktivitäten. “Wenn ein solcher Mann zu haben ist, wäre ich töricht, mich nicht um ihn zu bemühen”, entgegnet der “Boss” der Kritik aus den Reihen des rheinischen Rivalen. Letztlich wechselt Heynckes 1967 nicht zum 1. FC Köln, sondern zu Hannover 96.
“Wenn ein solcher Mann zu haben ist, wäre ich töricht, mich nicht um ihn zu bemühen.”
Dagegen schon in Köln und doch nicht verpflichtet: Das Schicksal teilen sich beide Angreifer, die es nicht ganz in die Top-Elf der spektakulärsten Fast-Transfers des 1. FC Köln geschafft haben. Ende 2006 hatten die „Geißböcke“ unter Christoph Daum großes Interesse an einer Verpflichtung von Stevan Jovetic gezeigt. Das montenegrinischen Toptalent sollte den lahmenden Angriff des Zweitligisten auf Trab bringen, eine Einigung zwischen den Vereinen über einen Transfer des 17-jährigen Stürmers war bereits erzielt. Warum der Wechsel dennoch nicht klappte? Als minderjähriger Nicht-EU-Ausländer hätte Jovetic laut DFB-Statuten keine Spielberechtigung bekommen.
Ein anderes Problem trat derweil bei Strely Mamba auf: Der Angreifer des SC Paderborn stand vor der Saison 2020/21 ganz oben auf der Wunschliste der Verantwortlichen am Geißbockheim. Nach langem Feilschen mit dem Absteiger aus Ostwestfalen schien ein Wechsel des sprintstarken Stürmers in greifbare Nähe gerückt zu sein, doch der 26-Jährige fiel durch den Medizincheck. Eine muskuläre Verletzung hätte noch geraume Zeit zur Heilung benötigt, der FC nahm öffentlich Abstand von einer Verpflichtung des Deutsch-Kongolesen, der in der vorherigen Bundesliga-Saison in 24 Spielen fünf Treffer erzielt hatte.
Auf der nächsten Seite: Diese Verantwortlichen hätten den 1. FC Köln beinahe als Trainer und Manager geführt