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Ehrentribüne

Falsche Weichenstellungen und das Nottingham-Syndrom: Das Erbe des Doubles beim 1. FC Köln

Mit dem Double im April 1978 war der 1. FC Köln auf dem Gipfel des deutschen Fußballs. Wie er dort hingekommen war und warum die “Geißböcke” dort nicht blieben, schildert Frank Steffan im Auszug aus seinem Buch.

Köln Rathaus, Double-Feier (Foto ist von Carol Serbu).
Foto: Edition Steffan

Als Interimstrainer setzte sich der FC-Altinternationale Georg Stollenwerk auf die Bank, leistete sehr gute Arbeit, erreichte in der Endabrechnung immerhin Platz vier, um dann im Sommer 1976 den Stuhl für Hennes Weisweiler zu räumen. Thielen hatte die genannten Defizite erkannt und wollte nun die wirklich durchschlagende Lösung. Die sollte in Gestalt von Weisweiler kommen.

Dass der Namenspate des Geißbocks beim FC Barcelona nicht alt werden würde, im Machtkampf mit Johan Cruyff den Kürzeren ziehen sollte, das zeichnete sich bereits Ende 1975 ab. Thielen gelang damals über einen befreundeten Journalisten konspirative Kontakte zu Weisweiler herzustellen. Als endgültig klar war, dass Weisweiler in Barcelona hinschmeißen würde, fanden die konkreten Verhandlungen mit dem Startrainer auf Ibiza statt.

Geld spielte bei der großen Lösung keine Rolle

Dort hatte FC-Präsident Peter Weiand zufälligerweise ein Ferienhaus, dort konnte man sich unbeobachtet treffen und den Sensationsdeal klar machen. Natürlich hatte Weisweiler auch andere Optionen. Düsseldorf und Duisburg rissen sich ein Bein aus, um ihn zu bekommen, diverse andere Auslandsclubs buhlten ebenfalls um den Startrainer. Dass er sich für Köln entschied, hatte ursächlich damit zu tun, dass das Team eine gewachsene Einheit war.

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Da musste nichts teuer zusammengekauft werden, die teilweise absolut erstklassigen Balltreter waren an Ort und Stelle. Sein ambivalentes Verhältnis zu Köln und zu den Kölschen tat ein Übriges. Weisweiler reizte es ungemein zu zeigen, dass nur er es kann den FC zum Erfolg zu führen. Auch das Geld spielte eine Rolle, der FC war zum damaligen Zeitpunkt ein steinreicher, grundsolider Club, der sich einen Mann seines Formats auch finanziell leisten konnte.

Was Weisweiler vorfand, war eine Truppe, die auf mehreren Positionen spitzenmäßig besetzt war. Im Tor standen Schumacher oder Topalovic. Internationale Spitze waren sie nicht, da musste über kurz oder lang etwas passieren. In der Abwehr standen Recken wie Wolfgang Weber, Gerd Strack, Harald Konopka, Herbert Zimmermann, Bernd Cullmann und Roland Gerber. Es müsste sich so zusammenfügen lassen, dass hinten wirklich alles dicht ist und nach vorne Impulse kämen, so Weisweilers Analyse.

Das Prunkstück um Overath und Flohe

Das Mittelfeld war definitiv das absolute Prunkstück. Overath der Regisseur, Flohe der technisch beste deutsche Spieler, ein Mega-Talent wie Herbert Neumann und dann noch Heinz Simmet als die kompromisslose Nummer 6, der eigentlich auch in der Nationalmannschaft spielen müsste. Weisweiler umtrieb sehr wahrscheinlich von vornherein eine gewisse Skepsis gegenüber Overath, aber er kam nicht mit der festen Absicht nach Köln, um ihn zu demontieren.

An Flohe hatte er schon vorher einen Narren gefressen, sah in ihm enormes, zusätzliches Potential. Noch bevor Weisweiler seine Trainingsarbeit am Geißbockheim aufnahm, besuchte er die Nationalmannschaft in Jugoslawien, wo im Sommer 1976 die EM stattfand und wo die beiden Kölner Flohe und Müller weilten. Es ist bekannt, dass sich Weisweiler mit “Flocke” im Hotel traf, länger mit ihm sprach. Was genau zwischen den beiden unter vier Augen besprochen wurde, ist nicht bekannt, aber Weisweiler hätte ihn nicht besucht, um sich nur vorzustellen und gepflegt Kaffee zu trinken.

Flohe war nach diesem Zusammentreffen jedenfalls regelrecht geflasht. Sicherlich spielte es eine enorm wichtige Rolle, dass da ein lupenreiner Rheinländer aufkreuzte, der den spielstarken Euskirchener auch an dieser Ader packen konnte. Wichtiger dürfte aber gewesen sein, dass beide eine ähnliche Spielauffassung hatten und Weisweiler vermutlich Andeutungen darüber machte, wie er sich gegebenenfalls eine künftige Rollenverteilung vorstellt.

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Im Sturm hatte sich Dieter Müller als feste Größe längst etabliert, stand auf dem Sprung in der Nationalmannschaft das Mittelstürmerproblem zu lösen. Er war zwar der typische Strafraumspieler, der auf seine Chance lauerte, er konnte aber auch spielerisch mithalten. Weisweiler soll bei den Vertragsverhandlungen zur Bedingung gemacht haben, dass Müller bleibt, wenn er kommen soll. Auf der linken Seite spielte der Oldie Hannes Löhr. Es war klar, dass er dort nicht mehr ewig agieren würde. Die “Nas” ging auf die 35 zu, hatte eigentlich schon seine Karriere beendet, war aber reaktiviert worden, weil es nicht lief.

Weisweiler erkannte auf Anhieb die Sturmflügel als das Manko. Die Verpflichtung von Preben Elkjaer Larsen zeitgleich mit seinem Trainercomeback in Köln zielte auf das Beheben dieser Schwachstellen. Der junge Däne sollte möglichst bald das Problem auf der linken Seite lösen, jedenfalls traute Weisweiler dies dem talentierten Youngster zu. Auf der rechten Seite stürmte Jürgen Glowacz, der vielfältig verwendbar war, selbst als Verteidiger.

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Weisweiler wollte jedoch einen Rechtsaußen der Spitzenklasse haben und den bekam er auch mit dem Belgier Roger van Gool, dessen Ablösesumme bekanntlich erstmals die 1-Million-DM-Grenze sprengte. Darüber hinaus befanden sich im FC-Kader weitere, junge Spieler, die eine reale Perspektive besaßen. Stellvertretend sei Dieter Prestin aus der ganz jungen Garde genannt. Die Sache war also mehr oder weniger rund, jedenfalls mussten nur punktuell Positionen neu besetzt werden und das gab für Weisweiler den Ausschlag, den Weg zurück in die Domstadt zu gehen.

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