Dennis Kings genießt die neuen Freiheiten. “Mal losgelöst vom Fußball tun zu können, was ich wollte, Zeit für ganz andere Dinge zu haben, war einfach schön”, sagt er. “Der Zwang, immer an das nächste Spiel zu denken und alles dem Sport unterzuordnen, war plötzlich nicht mehr da. Am Wochenende konnte ich mit meinen Freunden feiern gehen, und mir wurde klar, dass mir das vorher gefehlt hat.“
Mit Flohe bei der Zwoten des 1. FC Köln
Mit dem Abschied von der Fortuna gibt er auch seine Lehrstelle bei der Nürnberger Versicherung auf und beginnt stattdessen einer Ausbildung zum Verfahrenstechniker für Kunststofftechnik. Beruflich möchte er vorankommen, der Fußball ist weit weg für Kings. Beim 1. FC Köln hat man das einstige Talent jedoch nicht vergessen. Christoph Schlömer, Leiter der Amateurabteilung, überzeugt ihn 1995 von einem Neuanfang bei der Zwoten des FC, die von Stephan Engels und Heinz Flohe trainiert wird. „Die Anfrage hat mir ungeheuer gutgetan, ich war motiviert, sogar ein wenig euphorisch“, erläutert er. „Ich konnte da trainieren, wo alles angefangen hatte, in Blickweite der Profis mit FC-Größen wie Engels und Flohe.“ Besonders „Flocke“ hat es Dennis Kings angetan. „Obwohl er damals schon ziemlich an Leibesfülle zugelegt hatte, zeigte er uns beim 5 gegen 2 vor dem Training, welch überragender Techniker er auch da noch war“, erinnert er sich. „So manchen von uns hat er dabei auf unnachahmliche Weise getunnelt.“
Das Training fordert Kings sehr, die lange Spielpause hat seine Spuren hinterlassen. Er muss sehr viel aufholen, Kondition bolzen und sich langsam an das Tempo seiner Mannschaftskameraden heranarbeiten. „In der ersten Zeit verging kein Training, nach dem ich nicht jeden Muskel in meinen Beinen gespürt habe.“ Die Turbulenzen in der Profiabteilung, wo Morten Olsen nach der Pokalpleite in Beckum entlassen und durch das Duo Engels/Flohe ersetzt wird, hieven Matthias Hönerbach auf das nun verwaiste Traineramt der „Zwoten“. Kings ist inzwischen match-fit und kommt unter anderem in der ersten Runde das DFB-Pokals zum Einsatz, wo allerdings ein 0:2 gegen den damaligen Bundesligisten Bayer Uerdingen das Aus bedeutet. In der Liga wechseln sich sporadische Einsätze mit Spielpausen ab, die anfängliche Euphorie verebbt.
So ganz lässt der Fußball Dennis Kings nicht los
Zu Beginn der Saison 1996/97 sagt er dem Fußball zum zweiten Mal Adieu. Er ist gerade einmal 21 Jahre alt. „Ich bekam einige Angebote von Kölner Amateurvereinen“, erzählt er. „Aber ich wollte mich auf mein berufliches Weiterkommen konzentrieren und habe abgelehnt.“ 1998 tritt er in den väterlichen Betrieb ein, der sich auf Industriehydraulik und Maschinenbau spezialisiert hat und die ersten versenkbaren Poller-Systeme entwickelt.
So ganz lässt ihn der Fußball aber doch nicht los. Der Bezirksligist Germania Geyen kommt zur Saison 1998/99 auf ihn zu. Kings, der mittlerweile im benachbarten Brauweiler ansässig ist, nimmt das Angebot an und schnürt in den nächsten vier Jahren seine Fußballschuhe für die Germania. Hier trifft er auf Mannschaftskollegen wie Mahmut Caliskan, Marcus Bilawa und Ulf Menssen, mit dem er schon beim FC und später in Düsseldorf zusammengespielt hat, und bildet mit ihnen ein schlagkräftiges Team.
Dennis und Robin Kings: Kings Innovation
Mit seinem Bruder Robin übernimmt er zur Jahrtausendwende das väterliche Unternehmen und benennt es in „Kings Innovation“ um. Sehr schnell schaffen sie sich zwei Standbeine: Zum einen die Anfertigung von Präzisions-Maschinenteilen unter Nutzung computergesteuerter Dreh- und Fräsmaschinen, der sogenannten CNC-Technik, und zum anderen die Entwicklung und Produktion von Poller-Systemen, unter andere innovative Hydraulik-Poller-Systeme sowie Sicherheits-Poller-Systeme. Dennis Kings hat 1999 seine Ausbildung zum Betriebswirt abgeschlossen und übernimmt die kaufmännische Leitung des Unternehmens, während sein Bruder Robin, seines Zeichens Werkzeugmechanikermeister, für den technischen Bereich zuständig ist.
Sicherheit für die Hohenzollernbrücke in Köln
Gepostet von Kings Innovation GmbH & Co. KG am Donnerstag, 31. Januar 2019
Das Unternehmen ist mittlerweile deutschlandweit tätig, kommt aber aufgrund der Automatisierung zahlreicher Arbeitsprozesse mit 19 Mitarbeitern aus. „Wir haben den Großbereich um den Kölner Dom mit Sicherheits-Poller-Systemen bestückt, aber auch die Rückseite des Reichtaggebäudes in Berlin, die Firmenzentrale von BMW in München oder das UN-Gebäude in Bonn, um nur einige unserer Auftraggeber zu nennen“, sagt Kings.
Kings Innovation: Deutschlandweit aktiv
Nach den Anschlägen von Barcelona und Nizza, wo Busse und LKWs in Fußgängerbereichen Dutzende von Passanten getötet haben, und dem Attentat auf einen deutschen Weihnachtsmarkt sei die Nachfrage nach Sicherheitspollern gestiegen, erläutert Kings. „Diese Ereignisse haben die Wahrnehmung vieler Menschen für die Bedeutsamkeit von Schutzmaßnahmen noch einmal geschärft“, erklärt er. „Vorher haben sie eine solche Gefahrenlage als sehr abstrakt wahrgenommen, dies hat sich seither geändert. Ich denke da zum Beispiel an die Vorweihnachtszeit 2018, als wir eine große Sicherheits-Poller-Anlage rund um das Centro Oberhausen eingerichtet haben. Wenige Tage später war zu lesen, dass ein Anschlag auf den dort stattfindenden Weihnachtsmarkt geplant war, der aber durch nachrichtendienstliche Erkenntnisse verhindert werden konnte.“
Die Auswirkungen der Coronakrise sind auch in diesem Unternehmen spürbar, halten sich aber überschaubaren Grenzen. „Unser Vorteil ist, dass wir eine Reihe systemrelevanter Unternehmen zu unserem Kundenstamm zählen, wie den Stromversorger RWE oder auch öffentliche Verkehrsbetriebe“, erläutert er. „Daher sind die Aufträge nur leicht zurückgegangen, so dass wir die Krise bis jetzt gut bewältigen konnten.“
Und ewig lockt das runde Leder …
Im Jahr 2003 verlässt er Germania Geyen und hängt die Fußballschuhe zum dritten Mal an den Nagel, nur um sie zwei Jahre später wieder anzuziehen. Er kehrt erneut zum Geißbockheim zurück und kickt seither für die erste Altherren-Mannschaft des 1. FC Köln. Sein dortiger Mitspieler Jürgen Fuhr, ebenfalls ein ehemaliger FCler und eine bekannte Größe im Kölner Amateurfußball, überredet ihn Anfang 2010, für das abstiegsbedrohte Kreisliga-A-Team von Blau-Weiß Köln aufzulaufen. Gemeinsam tragen sie zu einer furiosen Rückrunde bei, die die Blau-Weißen schließlich im oberen Tabellendrittel beenden. Er findet Spaß an dieser neuen Aufgabe und spielt bis zur Saison 2012/13 für den Kreisligisten.
Der Blick zurück ohne Wehmut