Denn wie so oft in dieser Saison demonstrierte auch dieses Spiel, warum es nach 34 Spieltagen in die zweite Liga geht: Der 1. FC Köln fand eigentlich nie so richtig zu einer soliden defensiven Kompaktheit (ein Wunder eigentlich, dass Schalke das nicht ausnutzte) und hatte auch mit dem Ball am Fuß Probleme. Die simple Maßnahme, mit Marco Höger einen Spieler durch Mannorientierung durch di Santo aus dem Spielaufbau zu nehmen, sorgte für große Probleme im Spiel nach vorne.
Ansonsten passierte eben das Übliche: Auf den Sitzplätzen lagen Klatschpappen; Marcel Risse führte einen Freistoß schnell aus und spielte einen Schalker an, danach schoss er mit einem eben solchen Heintz ab; Naldo holte sich bei jeder Standardsituation den Kopfball; Jhon Cordoba wurde bei seiner Einwechslung von den eigenen Fans ausgepfiffen (!). Szenen zum Kopfschütteln.
Nach dem Spiel fließen wieder Tränen beim 1. FC Köln
Positiv jedoch: Die beiden Youngsters Özcan und Handwerker erledigten ihre Aufgabe in einer nicht nur für sie schwierigen Situation gut, Özcan war wie immer eifrig, verlor dabei aber auch viele Bälle. Die Passqualität stieg durch die Hereinnahme von Koziello. Handwerker konnte ein paar gute Bewegungen mit dem Ball am Fuß und somit seine Perspektive für die kommende Saison zumindest ansatzweise nachweisen. Mit unbändigem Einsatz überzeugten auch Marco Höger und Dominic Maroh, bei letzterem würde man sich wünschen, dass sein Vertrag alsbald verlängert würde – es scheint, als ob er neben seinem sportlichen Leistungsvermögen auch elementar wichtige psychologische Elemente in den Kader einbringt.
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Erstaunlich gut war auch die Unterstützung von den Rängen, die Mannschaft wurde nach dem Spiel mit Applaus verabschiedet. Dass ein Tabellenachtzehnter nach dem nun fast sicheren Abstieg und einer insgesamt sehr schwierigen Saison dermaßen positiv unterstützt und dann auch verabschiedet wird, ist wahrscheinlich europaweit einmalig.
Die Folge war, dass einigen effzeh-Spieler nach Abpfiff wieder ihren Tränen freien Lauf ließen. Ob es am so gut wie feststehenden Abstieg oder daran liegt, dass mancher schon weiß, dass er den Verein verlassen wird, ist freilich nicht bekannt. Es waren jedenfalls bittere Bilder.
An dieser Stelle ein kleiner Ratschlag dazu: Wenn man so sehr an einem Verein und an seinen Fans hängt, wie diese Szenen den Anschein machen, wäre es vielleicht gar nicht die schlechteste Idee, mit in die zweite Liga zu gehen und die Sache wieder gerade zu biegen. Verboten ist das schließlich nicht.
Bittencourt: “Danke für alles!”
Völlig verständlich ist es aber auch, wenn sich manche Spieler nun verabschieden, um weiterhin in der Bundesliga oder einer anderen gleichwertigen ersten Liga zu spielen. Doch gerade bei den langjährigen Kölner Spielern sind die Emotionen deutlich sichtbar – ob an Tränen oder den Interviews nach dem Spiel. Auch auf dem Platz konnte man Spielern wie Bittencourt oder Hector anmerken, dass sie weder absteigen, noch Köln verlassen wollen. Insgesamt hat die Mannschaft ihrer Ankündigung, sich nicht hängen lassen zu wollen, zumindest am 31. Spieltag durchaus Taten folgen lassen.
Dennoch wird sich das Unvermeidbare, trotz einmaligem Zusammenhalt zwischen Fans und Mannschaft und trotz all den vergossenen Tränen, wohl nicht mehr abwenden lassen. Das dürfte spätestens am Sonntag jedem klar geworden sein. “Danke für alles, ihr seid spürbar anders!” schrieb Bittencourt in der Nacht zu Montag bei Instagram in Richtung der Kölner Fans. Die üblichen Mechanismen des Geschäfts, sie werden wohl auch bei dieser Kölner Mannschaft greifen.