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Der 1. FC Köln und die Borussia: Einst gemeinsam im Tabellenkeller – heute durch Welten getrennt!

Borussia Mönchengladbach und 1. FC Köln trennen sportlich mittlerweile Welten. Wie konnte das passieren? Eine Analyse.

Foto: Jörg Schüler / Collection: Bongarts

Wie sich sogar mit Spielern, die längst bei einem anderen Verein unter Vertrag stehen, noch gutes Geld verdienen lässt, bewies Max Eberl nicht zuletzt im Sommer 2019. Mit Hilfe weitsichtiger Transferbeteiligungen stellte er sicher, dass bei den Vereinswechseln der Spieler Nico Schulz (von Hoffenheim zum BVB), Luuk de Jong (von Eindhoven zum FC Sevilla) und Djibril Sow (von Young Boys Bern zu Eintracht Frankfurt) nicht weniger als sieben Millionen Euro auf dem Konto der Borussia landeten – ohne dafür auch nur einen Finger rühren zu müssen.

Kaderplanung bei der Borussia – und beim FC

Es ist aber beileibe nicht nur das kaufmännische Geschick, das die Transferaktivitäten des gebürtigen Niederbayern auszeichnet. Ihm gelingt es Jahr für Jahr, Abgänge mindestens gleichwertig zu ersetzen, ja häufig sogar die Qualität der Mannschaft zu erhöhen, andererseits aber auch Optimierungsnotwendigkeiten im Team zu erkennen. Gerade bei letzterem müssen die einzelnen Mannschaftsteile und Spielpositionen einer punktgenauen Analyse unterzogen werden, deren Ergebnisse in entsprechende Transfers umgesetzt werden. Bei der Borussia funktioniert dies – meistens jedenfalls.

Auch dem FC gelingt bisweilen ein richtig guter Transfer, auf Sebastiaan Bornauw trifft das sicherlich zu, der aus Anderlecht an den Rhein kam. Und doch ist die Erfolgsquote ein ganzes Stück niedriger als am Niederrhein. So fragt sich etwa mancher FC-Fan angesichts der Kölner Transferbemühungen in der jetzigen Winterpause, ob es bei der Analyse hakt oder eher bei der Umsetzung, vielleicht aber auch bei beidem. Die Analyse der abgelaufenen Hinrunde müsste ergeben haben, dass das zentrale Mittelfeld mit Jonas Hector, Ellyes Skhiri und Birger Verstraete recht ordentlich besetzt und auch die Sturmzentrale mit Spielern wie Simon Terodde, Anthony Modeste und Jhon Cordoba nicht schlecht bestückt ist.

COLOGNE, GERMANY - OCTOBER 20: Sebastiaan Bornauw of FC Koln celebrates scoring his teams third goal of the game during the Bundesliga match between 1. FC Koeln and SC Paderborn 07 at RheinEnergieStadion on October 20, 2019 in Cologne, Germany. (Photo by Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images)

Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images

Dagegen ist der Bedarf auf der rechten offensiven Außenbahn so offensichtlich, dass er den Verantwortlichen sofort ins Auge gesprungen sein müsste, mit Einschränkungen gilt dies auch für die rechte defensive Außenbahn. Was macht der FC? Er holt mit Mark Uth einen zentralen Stürmer und mit Elvis Rexhbecaj einen zentralen Mittelfeldspieler. Verstehen muss man das nicht unbedingt – auch wenn Uth durchaus auch auf Außen eingesetzt werden könnte.

Um bedarfsdeckend interessante Spieler mit hohem Potenzial verpflichten zu können, braucht es kompetente Analysten, eine gute Scouting-Abteilung, eine gehörige Portion Geduld, große Sorgfalt und einen langen Atem.

Langer Atem bei der Kaderplanung

So berichtete Marcus Thuram, 22 Jahre alter Senkrechtstarter im Sturm der Gladbacher, der zu Saisonbeginn von EA Guingamp an den Niederrhein wechselte, dass die Borussia bereits 2015 während der U18-Europameisterschaft den ersten Kontakt zu ihm aufgenommen habe und dieser bis zum Transfer vier Jahre später nie abgerissen sei. Die langjährige geduldige Kontaktpflege hat sich für die Borussia gelohnt, der bullige Angreifer, der bislang jeden Cent der Transfersumme von neun Millionen Euro wert ist, hat in nur sechs Monaten seinen Marktwert verdreifacht und ist mehr als nur ein Ersatz für den zum BVB transferierten Thorgan Hazard.

Gute Spieler mindestens gleichwertig, aber vorzugsweise durch bessere ersetzen: Yann Sommer, Denis Zakaria, der schon genannte Marcus Thuram und Breel Embolo sind nur einige Beispiele, die deutlich machen, wie gut die Borussia diese schwierige Disziplin seit Jahren beherrscht. Eine diffizile Aufgabe, ein durchaus auch mit Risiko behaftetes Unterfangen. Der FC kann spätestens seit dem Transfer Anthony Modestes nach China ein Lied davon singen, als zwar viel Geld eingenommen wurde, der wuchtige Torjäger aber nie ersetzt werden konnte und in der Saison nach seinem Wechsel abstieg.

COLOGNE, GERMANY - AUGUST 23: Anthony Modeste of 1. FC Koeln rises to head the ball during the Bundesliga match between 1. FC Koeln and Borussia Dortmund at RheinEnergieStadion on August 23, 2019 in Cologne, Germany. (Photo by Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)

Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images

Neuzugänge können aber durchaus auch aus dem eigenen Lager kommen und das Ergebnis sinnvoller Ausleihen sein, die man aber auch entsprechend begleitet. So geschehen bei Lászlo Bénes, der nach seiner sechsmonatigen Leihe bei Holstein Kiel gestärkt an den Niederrhein zurückkehrte, und auch bei Florian Neuhaus, der 2017/18 an den damaligen Zweitligisten Fortuna Düsseldorf verliehen wurde und danach so stark bei der Borussia auftrumpfte, dass er sogar in das Blickfeld von Jogi Löw geriet.

Auch der 1. FC Köln ist immer wieder auf diesem Terrain unterwegs, kann aber nicht auf Erfolgsgeschichten wie die von Bénes und Neuhaus verweisen. Allzu überraschend ist dies nicht, kann man sich doch des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass der Verein vor allem dann einen Spieler verleiht, wenn er nicht mehr so recht weiß, was er mit dem Betreffenden anfangen soll. Man denke nur an das Beispiel João Queirós.

Auch hinsichtlich der Begleitung des verliehenen Spielers scheint es Optimierungsbedarf zu geben. So wunderte sich Tim Handwerker darüber, dass sich der FC während seiner Leihe zum FC Groningen kein einziges Mal bei ihm meldete und er im Sommer 2019 dadurch davon erfuhr, dass die Kölner nicht mehr mit ihm planten, dass für ihn kein Trainingsplan bereitlag.

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