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Der 1. FC Köln und die Borussia: Einst gemeinsam im Tabellenkeller – heute durch Welten getrennt!

Borussia Mönchengladbach und 1. FC Köln trennen sportlich mittlerweile Welten. Wie konnte das passieren? Eine Analyse.

Foto: Jörg Schüler / Collection: Bongarts

Zudem liegt es nahe, an das seltene Geschick der FC-Verantwortlichen zu denken, sogar in solchen Momenten einen ordentlichen Schwung Wasser in den Wein zu schütten, in denen sportlich eigentlich Grund zu ungetrübter Freude gegeben wäre. So zuletzt geschehen in der Halbzeitpause des mit 2:0 gewonnenen Derbys gegen Leverkusen, als aus dem Geißbockheim die Meldung durchsickerte, dass Dr. Jürgen Sieger sein Vorstandsamt beim FC niederlegt, oder am Tag des grandiosen 4:2-Sieges bei Eintracht Frankfurt, als Präsident Werner Wolf auf der Homepage des Vereins mit bemerkenswerter Schärfe den Mitgliedsratsvorsitzenden Stefan Müller-Römer wegen dessen chinakritischen Aussagen in die Schranken wies. So etwas von den Verantwortlichen der Borussia? Undenkbar.

Unterschiedliche Erfolge auf dem Transfermarkt

Max Eberl | Foto: Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images

Verantwortlich für den sportlichen Erfolg der Borussia ist derweil Sportdirektor Max Eberl. Ausgesprochen geschickt auf dem Transfermarkt agierend, schafft er es immer wieder, die Lücken, die hochpreisige Abgänge wie die von Marco Reus, Granit Xhaka oder Thorgan Hazard hinterlassen, durch sinnvolle Spielereinkäufe zu schließen und dabei auch noch fette Gewinne zu erzielen. Wie sein Geschäftsführerkollege Stephan Schippers folgt der 46-Jährige dabei einem einfachen kaufmännischen Prinzip: Gutes preiswert kaufen, oder auf das Fußballgeschäft übertragen: Junge Fußballer mit deutlich erkennbaren Potenzial zu vernünftigen Preisen zu erwerben, um sie nach einigen Jahren mit hohem Gewinn zu veräußern. Und das wichtigste für einen Profiverein: den Transferüberschuss so in die Mannschaft zu investieren, dass sich deren Qualität erhöht.

Die Liste der Spieler, für die Max Eberl deutlich mehr Geld eingenommen als ausgegeben hat, ist lang, sie reicht von den genannten Reus, Xhaka oder Hazard bis hin zu Max Kruse oder Jannik Vestergaard, um nur einige zu nennen, und lässt sich problemlos mit den ehemaligen Nachwuchsspielern der Borussia um Marko Marin, Marc-André ter Stegen und Mahmoud Dahoud fortsetzen, deren Transfers die Kasse der Gladbacher laut klingen ließen. Und selbst ein Nachwuchstalent wie Michaël Cuisance, für 250 000 Euro aus Nancy gekommen und nicht recht in die Borussenfamilie integrierbar, vermochte Eberl für zwölf Millionen Euro zu den Bayern zu transferieren.

Der 1.FC Köln konnte unterdessen seit 2011 nur drei solcher gewinnbringenden Transfergeschäfte realisieren: Lukas Podolskis Wechsel 2012 zu Arsenal, der verhinderte, dass beim FC die Lichter ausgingen, Yannick Gerhardts Transfer zum VfL Wolfsburg und Anthony Modestes Wechsel zum chinesischen Erstligisten Tianjin Tianhai.

Konstant gute Transferbilanz in Gladbach

TBILISI, GEORGIA - JULY 15: Dujon Sterling of England in action with Joao Queiros of Portugal during the UEFA European Under-19 Championship Final between England and Portugal on July 15, 2017 in Gori, Georgia. (Photo by Levan Verdzeuli/Getty Images)

Foto: Levan Verdzeuli/Getty Images

Auch im Erwerb junger Spieler mit vermutetem Potenzial haben sich die “Geißböcke” versucht. Beispielhaft sei auf die Transferperiode vor der Saison 2017/18 verwiesen. Jörg Schmadtke investierte jeweils sieben Millionen Euro in die damals 20-jährigen Spieler Jannes Horn und Jorge Meré und immerhin drei Millionen Euro in João Queirós, 19-jähriges Abwehrtalent aus Portugal. Die Hoffnung, dass sich diese Akteure als wertvolle Verstärkungen erweisen und möglicherweise gewinnbringend weitertransferiert werden könnten, erfüllte sich nicht.

Warum? Sicher, eine gewisse Portion Pech mag eine Rolle gespielt haben, vielleicht hätte man aber auch noch sorgfältiger scouten und sich intensiver mit diesen Spielern befassen müssen, ihre Stärken und Schwächen klarer herausarbeiten und noch gewissenhafter abwägen müssen, ob diese Spieler das Potenzial haben, das zu halten, was man sich von ihnen verspricht.

Frappierend ist dabei der Fall von João Queirós, der in den zweieinhalb Jahren seit seiner Verpflichtung lediglich auf insgesamt 18 Einsätze in der Regionalliga West und in der niederländischen Reserveliga kam, wo er für die zweite Mannschaft von Willem II Tilburg auflief und dabei nie auch nur annähernd Leistungen zeigte, die die Millionensumme zu rechtfertigen vermochten, die der FC für ihn berappt hatte. Nach dem Leihende im Sommer 2020 wird er, so Tilburg ihn nicht fest verpflichtet, zum 1. FC Köln zurückkehren, wo er dann noch zwei weitere Jahre unter Vertrag steht.

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