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Der 1. FC Köln und die Borussia: Einst gemeinsam im Tabellenkeller – heute durch Welten getrennt!

Borussia Mönchengladbach und 1. FC Köln trennen sportlich mittlerweile Welten. Wie konnte das passieren? Eine Analyse.

Foto: Jörg Schüler / Collection: Bongarts

Zwei angebliche Erklärungen für den Erfolg der Elf vom Niederrhein, die von nicht wenigen FC-Anhänger gerne immer wieder genannt werden, spielen in Wirklichkeit keine wesentliche Rolle. Zum einen wird die komfortable finanzielle Situation der Borussia auf den enorm günstigen Erwerb eines 209 000 Quadratmeter großen, bis 1996 von der britischen Rheinarmee genutzten Areals zurückgeführt, das heute als Borussia-Park Heimstätte des Vereins ist.

In Wirklichkeit halten sich hier Investitionen in die Infrastruktur, der Bau des Stadions und die Umsetzung weiterer Vorhaben (u.a. zehn Trainingsplätze für die Jugendmannschaften, ein kleines Stadion für die älteren Nachwuchsteams, ein Hotel, das Borussen-Museum, ein Rehazentrum) und Erträge bis dato in etwa die Waage, mittelfristig steht jedoch zu erwarten, dass der Verein von diesen Maßnahmen in verstärktem Maße profitieren wird.

Geschäftsführung und Vorstand im Vergleich

Einen entscheidenden Anteil an der finanziellen Gesundung des Vereins hat dagegen Stephan Schippers, der das Amt des Geschäftsführers 1999 in einer Phase übernahm, als die wirtschaftliche Situation des Vereins mehr als bedrohlich war. Seitdem hat Schippers beharrlich daran gearbeitet, die Infrastruktur des Vereins stetig zu verbessern, ihn dabei aber gleichzeitig finanziell auf immer gesündere Füße gestellt. Dazu bedurfte es weder Fan-Anleihen, wie sie der FC 2005, 2012 und 2016 auflegen musste, noch mussten dafür Catering-Rechte – wie bei den Kölnern 2009 – veräußert werden.

Stephan Schippers mit Rolf Königs                                               Foto: Christof Koepsel/Collection: Bongarts

Schippers geht wie einst Manager-Urgestein Helmut Grashoff nach einem einfachen kaufmännischen Prinzip vor: Man kauft nur das, was man sich auch leisten kann – und das ist inzwischen ganz schön viel. Er ist der „Herr der Zahlen“, dies ist sein Bereich, innerhalb dessen er sich bewegt, den er aber – wie allenthalben zu vernehmen ist – nie überschreitet. Aktuell beläuft sich Borussias Eigenkapital auf 91,2 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote liegt bei 42,4 Prozent – stolze Zahlen, die die Verantwortlichen des rheinischen Rivalen doch recht neidisch gen Niederrhein blicken lassen.

Dabei ist Schippers trotz seiner Erfolge ein Mann der leisen Töne, das bisweilen allzu grelle Licht der Öffentlichkeit ist nicht unbedingt seins. Ganz im Gegensatz zu seinem Geschäftsführerkollegen beim FC: Alexander Wehrle eilt der Ruf voraus, nicht gerade mikrofonscheu zu sein. Vor dem für Trainer Achim Beierlorzer schicksalhaften Heimspiel gegen Hoffenheim am 8. November begründete er die Entscheidung, die FC-Kicker im Karnevalstrikot auflaufen zu lassen damit, dass dies eine Tradition des 1.FC Köln sei.

Man stelle sich vor, wie Vereinsgründer Franz Kremer auf eine solche Aussage seines Geschäftsführers reagiert hätte, zumal in der angespannten sportlichen Situation des Klubs. Vielleicht mit einem seiner bekanntesten Zitate? „Tradition macht nur dann Sinn, wenn der Wille zu noch größeren Taten vorhanden ist.“  Seine noch berühmtere Frage hätte Kremer sich angesichts der gegenwärtigen Situation seines Herzensvereins wohl verkniffen: „Wollen Sie mit mir Deutscher Meister werden?“

Andere Gremienstruktur bei der Borussia?

Der zweite oft gehörte Erklärungsversuch für den Erfolg der Borussia und dessen Abwesenheit beim FC betrifft die Komplexität der Gremienstrukturen beider Vereine, deren jeweilige Ausprägung von so manchem FC-Fan als beinahe gegensätzlich stark empfunden wird. Dieser Eindruck lässt sich bei genauerem Hinsehen nicht belegen. Sowohl die Borussia als auch der FC haben den Profibereich in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert, die Borussia in eine GmbH, der FC in eine KGaA. Dies führt zwangsläufig zu weiteren Organen in der dadurch entstandenen Tochtergesellschaft, zu einer Geschäftsführung und einem weiteren Aufsichtsrat.

Die Borussia hat ein vierköpfiges Präsidium, das durch einen von den Mitgliedern gewählten Aufsichtsrat beraten und kontrolliert wird. Beim FC übt der Mitgliederrat eben diese Beratungs- und Kontrollfunktion aus. In der GmbH der Borussia werden gravierende wirtschaftliche, die GmbH betreffende Entscheidungen durch ein Gremium von acht Personen getroffen, beim FC tut dies der Gemeinsame Ausschuss, der sieben Mitglieder umfasst.

„Man hat den Eindruck, dass die Verantwortlichen der Borussia beim Betreten der Geschäftsstelle ihre persönlichen Befindlichkeiten und Eitelkeiten ablegen wie Mäntel an einer Garderobe. Es zählt nur das Wohl der Borussia, diesem Ziel wird alles andere untergeordnet.“

Strukturen, sinnvolle zumal, sind eine notwendige, jedoch keine hinreichende Bedingung für sportlichen Erfolg. Ganz wesentlich kommt es auf die Menschen an, die diese Strukturen mit Leben füllen, ihren Umgang mit Fans, mit Mitarbeitern und mit den Geschäftsführern, ihr Auftreten in der Öffentlichkeit, ihren Blick darauf, welche zukunftsweisenden Akzente für den Vereins gesetzt werden müssen. Und da ist die Borussia seit Jahren gut aufgestellt.

Die Einstellung stimmt in Gladbach

Toni Schumacher | Foto: Lukas Schulze/Bongarts/Getty Images

Präsident König und seine Präsidiumskollegen Söllner, Bonhof und Hans Meyer lenken die Geschicke des Vereins mit ruhiger Hand und treffen zumeist gleichermaßen wohlüberlegte wie nachvollziehbare Entscheidungen. Dies kommt nicht von ungefähr, sondern ist Ausdruck einer ganz besonderen Einstellung zu dem, was sie tun, weiß Heinz-Georg Breuer, intimer Borussen-Kenner und Autor des Werks über „Das einzig wahre Rheinische Derby“ zu berichten: „Man hat den Eindruck, dass die Verantwortlichen der Borussia beim Betreten der Geschäftsstelle ihre persönlichen Befindlichkeiten und Eitelkeiten ablegen wie Mäntel an einer Garderobe. Es zählt nur das Wohl der Borussia, diesem Ziel wird alles andere untergeordnet.“

Man ist versucht, dies mit dem Verhalten der beiden Vizepräsidenten Markus Ritterbach und Toni Schumacher zu vergleichen, die sich nicht allzu lange nach dem Rücktritt Werner Spinners außer Stande sahen, regelmäßige Vorstandssitzungen mit dem ins Präsidium aufgerückten Mitgliederratsvorsitzenden Stefan Müller-Römer durchzuführen.

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