Anthony Modeste trifft für den 1. FC Köln, “Et Trömmelche” erklingt in Müngersdorf, die “Geißböcke” gewinnen dank ihres Top-Torjägers: Was nach dem kölschen Standard-Drehbuch in dieser Spielzeit klingt, war im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt dagegen ein außergewöhnliches Ereignis. Wenige Tage vor dem Start in den Straßenkarneval schoss Modeste den FC als “Joker” ins Glück, durch den bereits siebten Heimsieg der Saison sind die Kölner weiter mittendrin im Rennen um einen Platz im Europapokal.
“Ich mache das, was ich machen muss. Tore schießen ist mein Job”, blieb Anthony Modeste nach seinem 15. Saisontreffer für den 1. FC Köln bescheiden – und bedankte sich im gleichen Atemzug bei seinen Mannschaftskollegen und Trainer Steffen Baumgart. Dieser setzte zunächst gegen Frankfurt in der Startelf nicht auf seinen Top-Torjäger, der in der vergangenen Woche beim Auswärtsspiel in Leipzig aufgrund eines positiven Coronavirus-Befundes passen musste. Im Duell mit der Eintracht kam der 33-Jährige nach einer Stunde als “Joker” von der Bank – mit Erfolg: In der 84. Minute lief Modeste allein auf Gäste-Schlussmann Kevin Trapp zu und ließ die 10.000 Fans im Müngersdorfer Stadion endgültig eskalieren.
Der FC verdient sich gegen Frankfurt das Glück
Auch seine Teamkollegen waren völlig aus dem Häuschen nach dem nächsten Siegtreffer des Franzosen. “Es ist Wahnsinn. Tony kommt rein, dann wird im Mittelfeld ein bisschen Ping-Pong gespielt, der Ball kommt genau in seinen Lauf und er macht ihn eiskalt rein”, lobte Mark Uth seinen Sturmpartner, der zum siebten Mal in dieser Bundesliga-Saison zu einer 1:0-Führung traf – das ist gemeinsam mit Robert Lewandowski Ligaspitze. “Wir freuen uns, dass Tony bei uns ist. Wir arbeiten hart und er haut die Dinger rein”, so der gebürtige Kölner Uth, der gegen die Eintracht gemeinsam mit Sebastian Andersson in vorderster Front begann: “Wie wir heute gespielt haben, war überragend, insgesamt war der Sieg mehr als verdient.”
“Es ist Wahnsinn. Tony kommt rein, dann wird im Mittelfeld ein bisschen Ping-Pong gespielt, der Ball kommt genau in seinen Lauf und er macht ihn eiskalt rein.”
Mit hohem läuferischen Aufwand und großem kämpferischen Einsatz rangen die “Geißböcke” tatsächlich verdient die SGE nieder, wenngleich der Siegtreffer erst spät fiel. In einem packenden Schlagabtausch ohne die großen Torchancen waren die Kölner das aktivere und auch spielerisch reifere Team, das letztlich den “Lucky Punch” für sich verbuchen konnte. Aus einem Pressschlag im Mittelfeld wurde die perfekte Vorlage für Modeste, der in seiner derzeitigen Verfassung solche Einladungen natürlich nicht ausschlägt. Das 15. Saisontor des kölschen Top-Torjägers sicherte den Erfolg, der die positive Entwicklung der Rheinländer einmal mehr unterstrich. Schon jetzt hat der FC einen Treffer mehr (35) als in der kompletten Vorsaison auf dem Konto – mit dem neunten Saisonsieg kommt das Baumgart-Team auf 35 Punkte. In der kompletten vergangenen Spielzeit gelangen nur acht Siege, es wurden nur 33 Punkte geholt.
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So war es auch kaum verwunderlich, dass im Müngersdorfer Stadion wieder die Gesänge vom Europapokal herausgekramt wurden. Träumen ist durchaus erlaubt, daran ließen die “Geißböcke” an diesem Samstagabend keinen Zweifel. In Köln wissen sie aber dennoch, wie viel harte Arbeit im letzten Drittel der Saison auf die Mannschaft wartet. “Träumen ist schön. Wir haben jetzt 35 Punkte. Noch ein Sieg, dann haben wir mit dem Abstieg nichts mehr zu tun. Und dann schauen wir mal, was nach oben noch geht”, machte Uth das Saisonziel der Kölner noch einmal deutlich. Auch Matchwinner Modeste schlug in dieselbe Kerbe: “Solange es so geht, machen wir weiter. Aber ich weiß ja, wie es hier in Köln läuft: Wenn du zwei Spiele gewinnst, denken viele gleich an die Champions League; wenn du zwei verlierst, gleich Abstiegskampf. Wir müssen einfach bei uns bleiben und Spaß haben.”
Baumgart: “Schön, dass man eine Entwicklung sieht”
Spaß haben derzeit jedenfalls alle, die es mit dem 1. FC Köln halten. Die “Geißböcke” sind mittendrin im Rennen um die Europapokal-Plätze, sorgen auch fußballerisch Woche für Woche für gute Laune bei den eigenen Anhängern. Auch Steffen Baumgart, wahrlich nicht für überschwängliche Lobeshymnen bekannt, war beeindruckt vom Auftritt seiner Schützlinge: “Wie die Jungs das machen und marschieren, ist bemerkenswert. Es ist schön, dass man eine Entwicklung sieht”, freut sich der FC-Coach über die Auftritte des Teams, das mehr und mehr zum ernsthaften Anwärter auf einen Platz im oberen Tabellendrittel avanciert. Ambitionen, die Steffen Baumgart nicht allzu gerne hört: “Wir wissen, worüber gerne gesprochen wird. Wir denken von Woche zu Woche. Der Fokus liegt jetzt auf Fürth, das wird eine schwere Begegnung für uns.”
Bis dahin wird das Stimmungshoch in der Domstadt sicherlich anhalten, zumal am Donnerstag der Straßenkarneval am Rhein startet. Dann wird “Et Trömmelche” nicht nur in Köln-Müngersdorf erklingen, dann wird nicht nur auf den Tribünen im Müngersdorfer Stadion vom Europapokal gesungen und geträumt werden. “Wir müssen den Moment genießen”, gab Matchwinner Modeste dann nach dem Heimsieg gegen Frankfurt die Marschroute vor: “Im Fußball geht es schnell. Heute bist du King, morgen kannst du schon was anderes sein”, so der 33-Jährige, der nach schwierigen Zeiten in Köln wieder der gefeierte Held ist. Gerade vor Karneval sei der Sieg besonders schön, hieß es von FC-Torwart Timo Horn. Das würde jeder Kölner vermutlich blind unterschreiben – das wurde schon bei der jecken Atmosphäre nach dem Abpfiff deutlich. Oder um es mit Anthony Modeste zu sagen: “Kölle alaaf!”
Dieser Text erschien zuerst auf bundesliga.de.