Folge uns
.

Interviews

Stefan Müller-Römer im Interview: “Man sollte nie vergessen, dass man Diener des Vereins auf Zeit ist”

Knapp zwei Wochen ist Stefan Müller-Römer bereits Interimsvorstand des 1. FC Köln. Wir haben mit dem nunmehr ehemaligen Mitgliederratsvorsitzenden über seine neue Rolle im Club gesprochen.

Stefan Müller-Römer | Foto: Sebastian Bahr
Stefan Müller-Römer | Foto: Sebastian Bahr

Bis Sie wieder im Mitgliederrat sitzen, bleiben sechs Monate im Vorstand. Was sind inhaltlich die wichtigsten Punkte, die Sie angehen wollen? Die Beziehung zur aktiven Fanszene ist beispielsweise nach wie vor nicht gerade gut…

In dem Bereich werde ich auf jeden Fall versuchen, ein bisschen was zu bewegen. Da habe ich Know-how und muss mich nicht einarbeiten. Ansonsten müssen wir über das Budget für die – hoffentlich – erste Liga beraten. Und auch die Stadionthematik muss im Rahmen des Möglichen vorangetrieben werden, die können wir ja nicht einfach brach liegen lassen.

Die Ergebnisse einer weiteren Machbarkeitsstudie dürften bald eintrudeln…

So sollte es sein. Außerdem müssen wir uns beim Thema Geißbockheim-Ausbau weiter engagieren und schauen, dass wir Zweifler und Gegner möglichst überzeugen. Wir müssen mit den Beteiligten reden und um Verständnis werben. Da ist mehr möglich, als das in der Vergangenheit der Fall war.

“Der Sport muss in Köln endlich mehr Gewicht und mehr Förderung erfahren.”

Sie sind parallel stellvertretender Vorsitzender der Sportjugend Köln. Wird dieses Engagement für den Breiten- und Jugendsport auch beim FC mit Ihnen im Vorstand sichtbarer werden?

Dafür will ich mich einsetzen und schauen, dass wir als 1. FC Köln, und damit als größter Sportverein der Stadt, noch intensiver mit dem Stadtsportbund zusammenarbeiten, um den Sport insgesamt voranzubringen. Es ist mir zu wenig, was da bisher in Köln passiert. Es gibt nicht genug Möglichkeiten, um Sport zu treiben – nicht nur, was Hallen betrifft, sondern auch Outdoor. Da geht mehr und es ließe sich in relativ kurzer Zeit mit wenig Aufwand viel erreichen, wenn der Wille da wäre. Der Sport muss in Köln endlich mehr Gewicht und mehr Förderung erfahren. Dazu möchte ich gerne mit der Stadtpolitik ein neues Kapitel aufschlagen.

Also könnte der 1. FC Köln als sportliches Flaggschiff der Stadt sein Engagement ausbauen?

Genau. Ich möchte, dass wir uns als größter Sportverein uns für die kleineren Sportvereine mit ins Zeug legen und uns mehr in der Stadtpolitik einbringen. Wenn alle Vereine an einem Strang ziehen, dann funktioniert mit Sicherheit in Zukunft vieles besser.

Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images

Zum Abschluss noch einmal zurück zum Thema Fanszene: Dass es nach langem Schweigen wieder einen Dialog zwischen den Anhängern und Vereinsvertretern gibt, ist eines Ihrer konkreten Ziele?

Richtig. Das erste Ziel kann nur sein, dass man wieder eine Diskussionsebene findet. Das wird ein bisschen schwierig, weil die aktive Fanszene mit den alten Vorstandsmitgliedern nicht mehr sprechen will. Da muss man sich nichts vormachen. Ich bin dahingehend unbelastet und kann versuchen, Gespräche zu führen, um den Faden des Dialogs wieder aufzunehmen. Der Mitgliederrat stand und steht sowieso weiterhin im Dialog mit der Fanszene; insoweit passt das gut.

Auch interessant
Crunchtime für den 1. FC Köln: Sieben Wochen bis zum großen Ziel

Es gibt also eine leise Hoffnung auf die Rückkehr von Choreografien ins Kölner Stadion?

Das vermag ich noch nicht zu sagen. Am Ende würde ich es mir wünschen, klar! Natürlich sind Choreos schön und unsere Kurve hat in der Vergangenheit viele tolle Choreos gemacht. Da müssen wir wieder hinkommen. Da kann man im Moment ganz gut nach Frankfurt schauen, die haben es – ohne dass ich die Details kenne – scheinbar geschafft, neue Wege mit ihrer Fanszene zu gehen.

Das „Frankfurter Modell“ könnte also ein Vorbild sein?

Ob Frankfurt ein Modell ist, kann ich gar nicht sagen, weil ich mir erst einmal Kenntnis über die Details verschaffen muss. Aber sie haben ihrer Fanszene zumindest deutlich gemacht, dass sie bereit sind, sich für bestimmte Belange der Anhänger einzusetzen und darüber mit DFL und DFB auch zu streiten. Ich glaube, dieses Gefühl, dass die Vereinsführung sie bei bestimmten Dingen unterstützt, fehlt der Kölner Fanszene. Es ist ja nicht so, dass die Fans nur Unsinn machen und Gesetze brechen würden, sondern sie machen auch sehr viel Gutes. Es gibt auch ein paar Regelungen, über die man durchaus einmal bundesweit diskutieren kann und muss. Dass man diese Themen ernsthaft diskutiert, erwarten die aktiven Fanszenen.

Seite 3 von 3Weiter

Mehr aus Interviews

.