Dass Achim Beierlorzer ein optimistischer Mensch ist, bewies er in den vergangenen Tagen erneut. “Es wächst in mir eine Riesenvorfreude, das richtige Mittel gegen Borussia Dortmund zu finden. Das macht mit einem selber auch etwas” sagte der 51-Jährige über sein Erstligadebüt im Müngersdorfer Stadion. Gleichwohl weiß er auch, was da auf ihn und seine Mannschaft zurollt. Denn der BVB präsentierte sich zum Ligastart in Topform und zerlegte den FC Augsburg mit 5:1. Lucien Favres Elf zeigte sich von ihrer besten Seite, während der effzeh in Wolfsburg mit 1:2 unterlag.
Trotz der Niederlage bei der VW-Betriebsmannschaft erinnerte wenig an die Abstiegssaison 2017/18 – sieht man von den zwanzig Minuten nach der Halbzeit ab. Die Mannschaft präsentierte sich aufgeweckt und bemühte sich, die Wolfsburger früh zu stören. Das gelang ihr in der ersten Halbzeit recht gut, auch wenn wenige klare Torchancen dabei heraussprangen. Eine erstligareife Lehrstunde wurde dem effzeh trotzdem erteilt, da VW die individuellen Fehler in der Defensive sofort ausnutzte. Spätestens jetzt sollte jeder begriffen haben: Mit der Laissez-faire-Einstellung der letzten Saison kommt man in der Bundesliga nicht voran.
Die Neuzugänge machen Mut
Immerhin deuteten viele der Neuzugänge an, dass sie die Mannschaft erheblich verstärken können. Birger Verstraete spielte entschlossen und zweikampfstark, Kingsley Ehizibue bestach mit Offensivdrang und Tempo und Ellyes Skhiri benötigte keine Eingewöhnungszeit, um das defensive Mittelfeld mit Präsenz und Präzision aufzuwerten. Nachdenklich stimmten hingegen die Leistungen der Flügelspieler Florian Kainz und Kingsley Schindler, die mit dem psychischen und physischen Tempo der Wolfsburger oft überfordert wirkten und nicht in der Lage waren, Anthony Modeste mit guten Flanken zu füttern. Auch Rafael Czichos und Marco Höger wurden – bei aller Robustheit – von ihren Gegenspielern oft abgehängt.
“Wir dürfen nicht passiv werden. Wir dürfen dem BVB nicht komplett das Heft des Handelns in der Hand lassen.”
Auch deswegen prognostizieren viele Medien Startelfeinsätze von Skhiri und dem neuen Innenverteidiger Sebastiaan Bornauw. Denn das Tempo, mit dem der BVB auf den effzeh zusteuern dürfte, übersteigt das der Wolfsburger immens. Fraglich ist zudem, ob Achim Beierlorzer auf Simon Terodde setzt, der in Wolfsburg engagiert auftrat und ein Tor erzielte. Falls ja, müssten entweder Anthony Modeste oder Dominick Drexler auf die Bank weichen. Oder Drexler agiert auf einer Flügelposition für Kainz oder Schindler. Der Rest dürfte der Startelf in Wolfsburg gleichen. Entscheidend ist ohnehin etwas anderes, wie Achim Beierlorzer bereits sagte: „Wir dürfen nicht passiv werden. Wir dürfen dem BVB nicht komplett das Heft des Handelns in der Hand lassen. Das hat mit Laufarbeit, mit räumlicher Aufteilung und vor allen Dingen mit Mut zu tun. Wir brauchen viel Mut – aber wir sind auch nicht schlecht.“
Die beste Mannschaft der Liga kommt nach Köln
Mut ist das Mindeste, was es braucht, um etwas Zählbares in Müngersdorf zu behalten. Denn die Mannschaft Lucien Favres ist die beste der Liga. Während der FC Bayern großen Ankündigungen wenige Taten folgen ließ, beschränkte sich der BVB auf leise Töne und klotzte lieber. Julian Brandt, Thorgan Hazard, Mats Hummels und Nico Schulz verstärkten die ohnehin schon starke Dortmunder Truppe immens. Namhafte Abgänge waren lediglich Christian Pulisic und Abdou Diallo, doch beide dürften angesichts der Neuzugänge nicht ins Gewicht fallen.
Speziell die Offensive des BVB stellt jeden Gegner vor riesige Probleme – gerade dann, wenn alle fit sind. Und das ist in Köln der Fall. Lucien Favre hat heute die Qual der Wahl: Er kann auf Paco Alcacer, Marco Reus, Jadon Sancho, Thorgan Hazard, Julian Brandt, Mario Götze, Jacob Bruun Larsen oder Raphael Guerreiro zurückgreifen. Erhält die BVB-Offensive Kontergelegenheiten, werden beim effzeh alle Alarmglocken schrillen. Gerade auf Jonas Hector kommt mit Jadon Sancho ein extrem starker Gegenspieler zu. Hinter dem Offensivquartett dürften Axel Witsel und Julian Weigl in der Zentrale abräumen und das Spiel aufbauen. Sie geben dem Mittelfeld die nötige physische Präsenz und Zweikampfhärte – zusätzlich zu ihrer hohen Spielstärke. Demzufolge ist es schwierig, echte Schwachpunkte beim BVB zu finden, schließlich ist auch die Defensive stark.
„Das wird ein Volksfest!“
Was bleibt also festzuhalten? Sehr viel spricht für einen Sieg der Dortmunder. Doch wenn der effzeh seine Underdog-Rolle mit Mut und Disziplin ausfüllt, wenn es ihm gelingt, individuelle Fehler zu vermeiden und die Dortmunder aus dem Konzept zu bringen, kann ihm eine Überraschung gelingen. Der größte Fehler der Mannschaft bestünde darin, sich selbst nach Rückschlägen und Gegentoren aufzugeben. Tritt das ein, geht automatisch alles schief. Achim Beierlorzer will es dazu gar nicht erst kommen lassen und verlangt daher auch von den Fans Optimismus und Leidenschaft: „Auf geht’s, das wird ein Volksfest! Wenn unsere Fans ‚1. FC Köln‘ rufen, dann ist das ein Appell an die Mannschaft und hat eine große Wucht. Wir wollen uns von den Fans pushen lassen, müssen aber auch eine Art Fußball spielen, die sie mitreißt.“
Na dann: Come on FC!
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