Im letzten Teil der Statistiksammlung zur bisherigen Saison werfen wir einen Blick auf alles, was eurer Meinung nach am wichtigsten ist: Tore und Chancen. Dazu noch Ballbesitz und als Nachtrag zur Prognose vom Saisonstart auch auf das Alter der Spieler. Alle bereit? Dann mal los:
Tore und Gegentore
Die Tabelle nach dem 19. Spieltag © effzeh.com
Eigentlich sind die Zahlen viel zu offensichtlich und zu präsent um dafür hier etwas zu schreiben. Ein Fußballspiel findet aber seinen Sieger durch eben diese Werte, die zurecht als eines der wichtigsten Kriterien zur Qualitätsmessung eines Teams genannt wurden. Mehr Tore als der Gegner sind gleich drei Punkte. So einfach ist Fußball. Dass es ganz so einfach nicht ist, sieht man dann doch beim Blick auf die Tabelle.
Zum Beispiel Energie Cottbus. Tabellenvierter. Torverhältnis +3. Hat Frankfurt auch, als Tabellenachter, sogar mit mehr geschossenen Toren. Okay, die beiden trennen lediglich zwei magere Pünktchen voneinander. Aber Duisburg und Regensburg, beide -12, ganze acht Punkte Differenz zwischen den beiden und Regensburg hat gar mehr Tore geschossen als der MSV. Das kommt davon, wenn man selbst von den sieben Spielen mit zwei oder mehr erzielten Treffern noch drei verliert und ein Unentschieden dabei ist. Duisburg hingegen gewann vier von fünf Spielen mit zwei oder mehr Treffern und spielte ebenfalls einmal Remis. Und die Abwehr des MSV zeigte auch zeitweise, dass sie zu was zu gebrauchen ist, immerhin sechs Mal blieb der Gegner ohne Tor, Regensburg nur halb so oft, dafür verlor man doppelt so häufig mit nur einem Tor Differenz, nämlich ebenfalls sechs Mal.
Und der effzeh? Fünfmal zu null, viermal mit nur einem Tor gewonnen, dreimal mit nur einem Tor verloren. Ein Torverhältnis von +1 überrascht hier also niemanden. Wer mehr wissen will, darf gerne einen Blick in die Tabelle werfen.
Chancenverwertung
Hier kommen wir an den Punkt, an dem es tatsächlich interessant wird. Und leider auch schwammig. Es ist immerhin nicht ganz einfach für alle denselben Maßstab anzulegen, wenn es darum geht eine Chance auch als solche zu erkennen. Selbst innerhalb einer einzelnen Redaktion werden die verschiedenen Journalisten kaum in der Lage dazu sein, alles gleich zu werten. Ich bitte also die folgenden Daten (Quelle: welt.de) mit Vorsicht zu genießen.
Nicht überraschend finden sich die Top drei der Tabelle auch ganz weit oben bei der Chancenanzahl wieder, nämlich auf Platz zwei bis vier. Nur ein kleines, gallisches Dorf, ach verdammt. Der ruhmreiche 1. FC Köln, unser effzeh, der Tabellenneunte hat mehr Chancen als das Spitzentrio. Über 44% mehr als das Team, mit dem man sich den Tabellenplatz teilen muss, das Team mit exakt derselben Ausbeute nach dem 19. Spieltag. Könnte bitte jemand den Fehler suchen, für mich? An der Zahl waren es 293 Torchancen, die sich der effzeh erspielt hat. Zweihundertdreiundneunzig! Neunzig mehr als Ingolstadt. Siebzehn mehr als Braunschweig und die haben 13 Tore mehr auf dem Konto. Das entspricht einer Quote von 7,5%. Nach den gefühlten 180% der letztjährigen Hinrunde, als man noch in der ersten Liga spielte und tatsächlich mehr als jeden dritten Ball im Tor unterbrachte (Quelle: Erinnerung an Aussagen der Kommentatoren).
Nimmt man der Fairness halber mal kurz Zahlen aus derselben Quelle, sieht die Welt weniger dramatisch aber immer noch besorgniserregend aus: 14 Torchancen mehr als derzeit und 17 Tore mehr daraus gemacht. Und das war am Saisonende. In der ersten Liga. Mit richtiger Abwehr und so. Und Weltstars. Die fünftbeste Chancenverwertung am Saisonende. Abgestiegen ist man mit den wenigstens Torchancen insgesamt trotzdem. In der letzten Saison gab es genau eine Mannschaft mit einer schlechteren Ausbeute als die, des effzeh in dieser Saison: den 1. FC Kaiserslautern. In der aktuellen Saison gelingt immerhin zwei Mannschaften dieses Kunststück: Augsburg und Fürth. Die beiden Tabellenletzten der ersten Liga. Na vielen Dank.
Die Daten im Überblick © effzeh.com
Ballbesitz
Kommen wir zur Barcelona-Statistik der Fußballwelt. Meinetwegen auch der des FC Bayern. Der anteilige Ballbesitz wird wohl noch am häufigsten von Kommentatoren benutzt um zu belegen wie überlegen ein Team ist. Dass das totaler Unfug ist belegt der effzeh bravourös. Über die Saison hinweg steht der Wert bei 54,25%. In der Theorie sind das über siebeneinhalb Minuten mehr mit dem Ball als der Gegner bekommt. Zeit sich jede Menge Chancen zu erspielen und nichts daraus zu machen. Im ligaweiten Vergleich ist das – einmal mehr – Spitzenwert. Braunschweig zum Beispiel kommt nicht einmal auf die 50%. Muss man mit der besten Chancenverwertung wohl auch nicht. Selbst eine Liga höher gibt es lediglich ein Team, dass einen höheren Wert aufzuweisen hat. Natürlich die Münchener mit überragenden 60,4%. Der Wert des effzeh würde allerdings für den zweiten Platz reichen. Besonders schockierend in unserer Liga ist, einmal mehr, der VfR Aalen mit gerade einmal 42,33% Ballbesitz. Kontermannschaft eben.
Warum das alles trotzdem nichts bringt? Betrachtet man mal die Ausbeute der einzelnen Spiele und den jeweiligen Ballbesitz, so waren es in den gewonnenen Spielen gerade einmal 51,37%. Bei drei von sechs Siegen war der Wert sogar unter 50%. Bei acht Remis ist das sogar nur zweimal vorgekommen. 54,45% ist hier die Mitte. Bei den fünf Niederlagen ist das Bild noch eine Spur dramatischer: nicht einmal hatte der Gegner die Oberhand, 52,5% ist der schlechteste Wert bei einer Niederlage, 57,35% im Schnitt. Ballbesitz? Funktioniert offenbar für den effzeh nicht.
Die Daten im Überblick © effzeh.com
Alter!
So, zum Abschluss noch etwas Erfreuliches. Nicht nur, weil ich nicht damit aufhören will, dass wir – trotz immensen Ballbesitzvorteilen – vor dem Tor nichts auf die Kette kriegen, mehr weil zu Saisonbeginn das Alter der Spieler ein Thema war. Und siehe da, ich hatte die Situation grundfalsch eingeschätzt. Gut, wer konnte Anfang Juli ahnen, dass nicht Tese sondern Ujah der Stammstürmer sein würde. Und McKenna so häufig auf dem Feld zu finden ist anstatt dem von mir erwarteten Wimmer. Und dass Chihi sich verletzt. Und überhaupt. Einen Altersschnitt von knapp 25 Jahren hatte ich dem Team prognostiziert und gesagt, dass das der große Jugendwahn nicht sei. Und was ist draus geworden? Ein Schnitt von 24,2 Jahren wird dem Team diagnostiziert. Das jüngste Team der Liga. Selbst in der Bundesliga hat nur Hoffenheim einen niedrigeren Altersschnitt. Das durchschnittliche Zweitligateam ist übrigens glatte 26 Jahre jung, in der ersten Liga mit 25,6 Jahren knapp jünger. Besonders alt sahen übrigens 1860 München (und der FSV Mainz) aus mit 27,6 (27,9) Jahren. Spätestens jetzt bin ich davon überzeugt, dass ich meine Profikarriere als Fußballer für gescheitert erklären kann. Müssen es eben die Jungen reißen. In diesem Sinne:
Come on effzeh!
