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Interviews

Interview mit VfB-Blog vertikalpass.de: “Terodde ist ein klassischer Neuner wie Gomez”

Der erste Winter-Neuzugang des 1. FC Köln heißt Simon Terodde. Mit dem VfB-Blog vertikalpass.de sprechen wir über den Wechsel des großgewachsenen Stürmers.

during the Bundesliga match between VfB Stuttgart and 1. FC Koeln at Mercedes-Benz Arena on October 13, 2017 in Stuttgart, Germany.
Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images

Der erste Winter-Neuzugang des 1. FC Köln heißt Simon Terodde. Mit dem VfB-Blog vertikalpass.de sprechen wir über den Wechsel des großgewachsenen Angreifers.

Fußball ist ein schnelllebiger Sport: Im Sommer wirst du noch gefeiert, kurz darauf geht es bereits wieder steil bergab. Davon kann der 1. FC Köln ein Lied singen, aber auch Simon Terodde. Vor der Saison noch dank 25 Toren der Aufstiegsheld beim VfB Stuttgart, zuletzt nur noch Bankdrücker bei den Schwaben. Die Konsequenz für den 29-Jährigen: Abschied beim VfB, Neuanfang beim effzeh. Wie es dazu kam, welches Standing er bei Verein und Fans hatte und welche Qualitäten Simon Terodde nach Köln bringt, besprechen wir mit den VfB-Bloggern Andreas und Sebastian von vertikalpass.de, die seit 2014 mit viel Witz und Wissen über ihren geliebten Verein schreiben.

Auch wenn sich der Abschied angekündigt hatte: Wie überraschend kommt der Wechsel von Simon Terodde für Euch?

Es war zwar offensichtlich, dass sich Simon Terodde mit dem Reservistendasein schwer tut. Aber nachdem sein Berater Volker Struth in der vergangenen Woche noch einen Wechsel in der Winterpause kategorisch ausschloss, war für uns das Thema eigentlich durch. Zumal der VfB keinen Ersatz für ihn hat. Insofern überrascht uns der Wechsel zum jetzigen Zeitpunkt schon.

Mehr Standing als Simon Terodde hier in Stuttgart kann man eigentlich gar nicht haben. Er ist das, was man früher wohl einen “untadeligen Sportsmann” genannt hätte.

Viele Fans scheinen Terodde-Abgang nicht zu verstehen. War sein Standing beim VfB trotz der Wechselgerüchte im Sommer und den eher mäßigen Leistungen in der Hinrunde noch so gut?

Mehr Standing als Simon Terodde hier in Stuttgart kann man eigentlich gar nicht haben. Simon Terodde ist das, was man früher wohl einen “untadeligen Sportsmann” genannt hätte. Daran haben auch die Gladbach-Gerüchte im Sommer wenig geändert. Dennoch gibt es natürlich Fans, die der Meinung sind, er hätte sich dem Konkurrenzkampf stellen sollen. Aber selbst bei denen hatte er großen Kredit.

STUTTGART, GERMANY - MAY 21: Simon Terodde of Stuttgart celebrates winning the 2. Second Bundesliga Championship title after the 2. Second Bundesliga match between VfB Stuttgart and FC Wuerzburger Kickers at Mercedes-Benz Arena on May 21, 2017 in Stuttgart, Germany. (Photo by Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)

Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images

Vom umjubelten Aufstiegshelden zum Bankdrücker in Stuttgart: Wie kam es überhaupt zu dieser Entwicklung?

Nach seinen 25 Toren in der Aufstiegssaison ging Simon Terodde als VfB-Stürmer Nr. 1 in die Bundesliga-Saison. Und verschoss gleich im ersten Heimspiel den Elfmeter gegen Mainz. Und wer weiß: Wahrscheinlich wäre er noch in Stuttgart, wenn er ihn reingemacht hätte. In den folgenden Spielen fehlten ihm gute Anspiele, dann manchmal die letzte Reaktionsschnelligkeit und schlicht und ergreifend auch das nötige Glück. Viele seiner vergebenen Chancen wären in der vergangenen Saison sicher im Tor gelandet.

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Dennoch: Die Stuttgarter Offensive ist jetzt nicht so stark besetzt, dass Terodde keine Rolle gespielt hätte. Wieso hat der VfB aus Eurer Sicht die Freigabe erteilt?

Das ist eine Frage, die wir uns auch stellen. Akolo und Donis sind starke Alternativen, aber mit Daniel Ginczek gibt es nur noch einen “echten” Mittelstürmer im Kader. Und dass er 17 Spiele in der Rückrunde machen wird, daran glaubt wohl niemand. Simon Terodde jetzt ziehen zu lassen scheint kein wirklich smarter Move zu sein, denn er schwächt die Verhandlungsposition von Michael Reschke. Jeder weiß jetzt , dass der VfB dringend einen Stürmer sucht. Und seit dem geplatzten Wechsel von Maxi Romero ist auch klar, dass das nötige Kleingeld vorhanden ist.

Terodde ist ein klassischer Neuner wie Mario Gomez oder Sandro Wagner: geeignet als Wandspieler, körperlich robust, vor dem Tor kaltschnäuzig. Er kann beidfüßig schießen und hat einen starken Kopfball. In der Bundesliga sehen wir ihn etwas limitierter. Schnelles Kombinationsspiel ist nicht so seins.

Welchen Stürmertyp angelt sich der effzeh da? Hat Terodde das Zeug für die Bundesliga?

Terodde ist ein klassischer Neuner wie Mario Gomez oder Sandro Wagner: geeignet als Wandspieler, körperlich robust, vor dem Tor kaltschnäuzig. Er kann beidfüßig schießen und hat einen starken Kopfball. In der Bundesliga sehen wir ihn etwas limitierter. Schnelles Kombinationsspiel ist nicht so seins. Aber wenn er als klassischer Boxplayer mit Bällen gefüttert wird, dann wird er seine Tore machen. Abgesehen davon ist Simon Terodde einer, der über 90 Minuten alles gibt und absolut mannschaftsdienlich spielt – was gerade zu Beginn der Saison auch auf Kosten seiner Torgefährlichkeit ging. Ihm die Bundesligatauglichkeit schon jetzt abzusprechen, halten wir für absolut überzogen. Denn das Spielsystem von Hannes Wolf beinhaltete kaum Spieler, die Simon Terodde mit Vorlagen versorgen konnten. Und auf die ist er zwingend angewiesen. Ja, er hat nur zwei Tore geschossen. Wenn man jedoch weiß, dass der VfB insgesamt nur 13 Treffer erzielt hat, kann man erahnen, dass der Job als VfB-Stürmer nicht der angenehmste ist.

Menschlich scheint Terodde hoch angesehen zu sein. Hat er sich in seiner Stuttgarter Zeit in die Herzen der Fans gespielt?

Simon Terodde hat perfekt nach Stuttgart gepasst: Ein Schaffer. Bescheiden, fleißig, untätowiert. Die Wertschätzung vom Großteil der Fans war größer als zuletzt bei Hannes Wolf: das lag zum einen natürlich an den 25 Toren in der zweiten Liga, aber auch an seinem sympathischen Auftreten außerhalb des Platzes. Fan-nah, ohne Allüren. Wir denken auch, dass Terodde in der Kabine wichtig war, als Spieler, der andere motiviert, als Vorbild, als Bezugspunkt für junge Spieler. Simon Terodde wird immer eines der Gesichter des Aufstiegs bleiben. Und sein Elfmeter vor der Cannstatter Kurve in der 93. Minute gegen Dynamo Dresden zum 3:3 nach 0:3 wird unvergesslich bleiben. Schade, dass er im Spiel gegen die Bayern nicht mehr auf dem Platz war, um den Strafstoß in der Nachspielzeit zu versenken: Er hätte es geschafft und das wäre der perfekte Abschluss einer tollen Zeit gewesen.

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