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Nachspiel

Nummer Fünf lebt

Doppelpack-Dome sei Dank holt sich der effzeh nach Gladbach und Schalke den nächsten Skalp eines Rivalens. In Leverkusen besticht die Stöger-Elf auf ungewohntem Terrain.

Foto: Dirk Unschuld
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Doppelpack-Dome sei Dank holt sich der effzeh nach Gladbach und Schalke den nächsten Skalp eines Rivalens. In Leverkusen besticht die Stöger-Elf auf ungewohntem Terrain.

Anthony Modeste tanzte wie von der Tarantel gestochen, Leonardo Bittencourt kugelte sich trotz einer Blessur über den Rasen, der Rest der glorreichen Helden hatten offenbar das Grinsen im Gesicht festgemeißelt. Und nicht nur im Gästeblock drehten die effzeh-Fans reihenweise frei. Die Frage, ob es sich beim Duell gegen den rheinischen Rivalen aus Leverkusen um ein Derby handelt oder nicht, beantwortete die rot-weiße Feiermeute mit schallenden „Derbysieger FC“-Gesängen.

Und inmitten dieser Jubeltraube schwang einer den Taktstock, der die kölschen Herzen vier Tage vor Karneval in den richtigen „Alaaf“-Rhythmus versetzte: Dominic Maroh, mit seinen zwei Treffern zum Derbyhelden geworden, hatte das Megafon in der Hand und dirigierte Fans wie Team gleichermaßen. Den Start der Fastelovendssession hatte der Innenverteidiger, vor dem Duell an der Dhünn in die Startelf zurückgekehrt, einfach vorverlegt, als er knapp 20 Minuten vor dem Abpfiff wuchtig zum 2:1 einköpfte.

https://twitter.com/lbittencourt32/status/663036155068325889

Back in business

Es hatte sich schon angedeutet, dass Maroh ins Team rutschen würde: Gegen Hoffenheim hatte effzeh-Coach Peter Stöger den Chef des letztjährigen Abwehrbollwerks für den wackligen Frederik Sörensen in die Partie gebracht. Zwar war vor dem Spiel spekuliert worden, der effzeh könne auf eine Fünferkette setzen oder Sörensen als Rechtsverteidiger auflaufen, doch letztlich tauschte Stöger den Dänen gegen den Deutsch-Slowenen aus. Für Maroh das Ende seiner Leidenszeit: In der Vorbereitung mit einer Muskelverletzung außer Gefecht musste er mit ansehen, wie sich seine Konkurrenz in den Vordergrund spielte. Beim tollen Saisonstart der Kölner verteidigte Dominique Heintz mit Sörensen im Abwehrzentrum – und machten das außerordentlich gut.

Nun also wieder „Gottes Grätsche“ Maroh, der das Vertrauen seines Trainers in bester Torjägermanier zurückzahlte: Beim 1:0 stand er goldrichtig, als Bayer-Verteidiger Kyriakos Papadopoulos Marcel Risses Freistoß an den langen Pfosten verlängerte. Maroh vollendete volley zur verdienten effzeh-Führung (17.). Ein Tor – nach einem Freistoß. Unfassbar! Nahezu die Hälfte des Stadions stand Kopf und machte spätestens ab diesem Moment die Partie zum 18. Heimspiel der Saison. Das änderte sich auch nach dem Ausgleich durch die kleine Erbse (warum eigentlich?) nicht.

Foto: Dirk Unschuld

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Ecke, Tor – ein Wunder!

Das lag auch daran, dass der effzeh taktisch clever auftrat und gegen den Champions-League-Teilnehmer vom Bayer-Kreuz auf Augenhöhe agierte. Auf Augenhöhe? Nein, sogar besser war. Nachdem Papadopoulos seinen verdienten Platzverweis bekam (53.), drängte die Stöger-Elf auf die erneute Führung. Und konnte sich dabei auf seinen torhungrigen Innenverteidiger verlassen: Risse, diesmal per Eckball, Maroh, diesmal per Kopf, das Stadion, erneut vor dem Einsturz ob des rot-weißen Jubeltaumels (73.). Ein Tor nach einem Eckball? Unfassbar! Schon wenige Augenblicke zuvor hatte der Grätschenkönig per Kopf nur ganz knapp verpasst.

Während im Stadion nun endgültig nur noch kölsche Tön zu hören waren, zitterten, kämpften, grätschten, spielten und rannten die Jungs mit dem „Geißbock“ auf der Brust um den Sieg in diesem Nachbarschaftsduell. Selbst Anhänger, die dem Spiel nicht die Bedeutung beimessen, die einem Derby vielleicht zustünde, schwitzten Blut und Wasser im Stadion. Vor Calhanoglus Freistoß schickte so mancher effzeh-Fan flehende Stoßgebete gen Himmel. Sie schienen vom Fußballgott erhört worden zu sein. Denn der hatte an diesem Tag Dominic Maroh entsandt, um für Ordnung im Rheinland zu sorgen. Zwei Treffer, 64 Prozent gewonnene Zweikämpfe, kein einziges Foul – eine unfassbar starke Leistung des Deutsch-Slowenen. Danke, Dome!

Was sonst noch auffiel

  • Balleroberung: Während die siegreiche Mannschaft inklusive Trainer Peter Stöger noch freudetrunken im Kreis feierte, stürmte Fitnesscoach Yann-Benjamin Kugel Richtung Gästeblock. Was er dort wollte? Den Ball, mit dem Dominic Maroh den Siegtreffer erzielte, ergatttern. Nach einigen hitzigen Worten mit dem Ordner, der diesen gebunkert hatte, einigten man sich offenbar auf eine Übergabe im Kabinentrakt.
  • Gänsehaut: Auch wenn es bei nahezu jedem Gastspiel an der Dhünn der Fall ist, macht es einen immer wieder stolz zu sehen, wie viele effzeh-Fans den Weg in die „Höhle der Löwen“ finden. Nach dem Spiel war es eine Wonne, fast die Hälfte des Stadion beim Feiern zu beobachten. Akustisch war es sicherlich einer der besten effzeh-Auftritte in Leverkusen.
  • Fehlzündung: Egal aus welchem Block, egal in welchem Zustand – die Böllerwürfe gehen einfach gar nicht. Unterstützt die Stimmung nicht, kann richtig schlimme Folgen für Mensch und Verein haben und trübt die sonst so positive Samstagsbilanz ein wenig. Ihr habt doch den Knall wirklich nicht gehört.
  • Zahlenwerk: Für Dominic Maroh war es der erste Bundesliga-Doppelpack, dem Innenverteidiger gelange zuvor nichtmals zwei Tore in einer Saison. Dazu beendete der 28-Jährige nach 382 Minuten die Kölner Torflaute. Für den effzeh bedeutete der Derbytriumph den 200. Bundesliga-Auswärtssieg.

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