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Nachspiel

„Zur Abwechslung keinen Elfmeter verschossen“

Gierig nach Punkten bringt der effezh drei Punkte aus Ostwestfalen nach Hause, ohne spielerisch zu überzeugen.

© effzeh.com
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Gier. Das war das Wort, das schon in unserem Vorspiel größer geschrieben wurde, als ein Wort in der deutschen Sprache im Substantiv geschrieben wird. Gier. Gier nach Punkten. Gier nach Erfolg. Gier, die im Heimspiel gegen 1860 nur zu einem Punkt reichte. Gier, die auf der Bielefelder Alm belohnt wurde. Gier nach 3 Punkten. Gier nach Aufstieg. Und Gier nach Europa. Aber dazu mehr nach dem Auswärtserfolg im Dezember beim HSV… Heute bleiben wir in der Stadt, „die es gar nicht gibt“. Denn noch spielen wir in der zweiten Liga. Aber auch da bzw. gerade da zahlt sich Gier aus.

Ausgangslage

Hatte man gegen den TSV 1860 München mit einem Unentschieden doch zwei wichtige Punkte liegen lassen, nachdem die Verfolger patzten, war es einhellige Meinung, sich genau diese Punkte auf der Bielefelder Alm wieder zu holen. Bereits am Montagabend im heimischen Müngersdorf wirkte es für den Betrachter so, als hätte die Länderspielpause den Profis des 1. Fußballclubs von 1948  aus Köln nicht gut getan. Viel zu wenig schienen die Laufwege der Stürmer aufeinander abgestimmt zu sein, viel zu wenig wurde die zweifelsohne vorhandene spielerische Klasse genutzt, um die Überlegenheit gegen tief stehende Löwen aus München in Erfolg in Form von drei Punkten umzumünzen. Dennoch verließ der Großteil der Fans das Stadion zufrieden (abgesehen von ein paar wenigen destruktiven Pfiffen), hatten sich die 60er um Trainer Friedhelm Funkel doch taktisch sehr diszipliniert gezeigt und die Räume der Heimmannschaft stark eingeengt. Und sich somit den Punkt trotz heimischer Überlegenheit redlich verdient. Ähnliches hatten sich Trainer Krämer und seine Mannen der Arminia für das Freitagabendspiel in der Schücoarena vorgenommen. Tief und eng gegen überstark wirkende Kölner zu stehen, womit auch die Favoritenrolle geklärt zu sein schien.

Spielverlauf

Der effzeh legt zunächst los wie die Feuerwehr. Halfars Schuss wird zur Ecke geklärt. Eben diese beschert Hector den ersten Kopfball des Spiels auf’s Bielefelder Tor, der aber von der Linie gekratzt wurde. Ein Schuss von Helmes aus der zweiten Reihe verfehlte nur knapp das Tor, Peszko wird erst im Strafraum gestoppt und Marohs Kopfball ist nicht platziert genug, um den Schlussmann der Arminen zu überwinden. Wohlgemerkt: bis dahin belief sich die Spielzeit auf nicht einmal 10 Minuten. Wer jetzt dachte: „das wird ein geiler Abend“ sah sich leider lange Zeit getäuscht. Die nächsten 10 Minuten gehörten eindeutig den Hausherren aus der Stadt in Ostwestfalen, die wir immer noch mehr oder weniger vergeblich auf der Landkarte suchen. Danach eliminierten sich die Mannschaften zusehends im Mittelfeld, was auf  Seiten des Effzeh vornehmlich an mangelnder Passgenauigkeit sowie mangelndem Spiel über die Flügel fest zu machen war. So plätscherte die Partie bis zur Halbzeitpause eher trostlos dahin.

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Mit der Hereinnahme Yannick Gerhadt für Marcel Risse zur Halbzeit erarbeitete sich der effzeh mehr Möglichkeiten. So war es erneut Anthony Ujah, der jetzt wie auch später knapp die Hereingabe des Balles verpasste, ehe Helmes freistehend vor Torhüter Platins eine 100%ige Chance vergab. Der 1. FC Köln der vergangenen Jahre hätte sich nunmehr sehr bald das fällige Gegentor eingefangen, um sodann an der eigenen Unzulänglichkeit zusammenzubrechen und mit einem 0:4 die Alm zu verlassen. Nicht aber der Effzeh 2013, stand doch die Abwehr weitgehend sicher gegen die auf Konter ausgelegte und ersatzgeschwächte Mannschaft aus Bielefeld. Ob es dann Geduld war, taktische Ausrichtung oder doch spielerische Überlegenheit, die in der 80. Minute zum Siegtreffer führte, interessiert am Ende der Saison niemanden mehr. Jedenfalls konnte Slawomir Peszko in der 80. Minute nach einer schönen und endlich einmal passgenauen Hereingabe von Lehmann freistehend die Chance zum 1:0 nutzen. Kölsche Glückseligkeit in der Stadt, die es nicht gibt und in der man zum Lachen in den Keller geht. Entsprechend gut war die Stimmung unter den über 3000 mitgereisten Fans, die nach einer kurzen aber erfolglosen Schlussoffensive der Arminen die eigene Mannschatft mit dem obligatorischen „Spitzenreiter! Spitzenreiter! Hey! Hey!“ Feiern konnten. Allerdings bleibt dies über den Spieltag hinaus nur der Fall, sofern die Eisernen aus Berlin ihr Spiel gegen den Ostkonkurrenten aus Aue mit weniger als 4 Toren Differenz gewinnen können. Die wiederum stehen mit ziemlicher Sicherheit zum Gipfeltreffen am Montag des kommenden Spieltags an zweiter Stelle der zweiten Liga (in Abhängigkeit des eigenen Ergebnisses sowie das der Lauterer).

Fazit

Spielerisch hat die Länderspielpause der Mannschaft um Peter Stöger nicht gut getan. Viel lieber hätte man den Lauf der letzten 5 Spiele (mit 4 Siegen) vor der Pause fortgesetzt. Letztlich müssen sich aber alle Beteiligten auch einmal damit zufrieden gaben, dass gegen gut organisierte 60er und Bielefelder immerhin 4 Punkte herausgesprungen sind. Vor Jahr und Tag wäre in solchen Spielen früher oder später das erste Gegentor gefallen und die Mannschaft daraufhin eingebrochen. Auch dreckige Siege geben eben 3 Punkte, die für den anvisierten Aufstieg dringend benötigt wurden. Und wenn es auch spielerisch mal nicht so gut läuft, ist es doch beruhigend zu wissen, dass Geduld und Kontinuität sich auch auszahlen. So bleibt man wenigstens zunächst „Spitzenreiter“ (hey!), um im nächsten Heim- und Topspiel Union Berlin zu erwarten.

Spieler im Fokus

Timo Horn: Nach wie vor aufgrund guter Abwehrarbeit wenig gefordert, war er zur Stelle, wenn er benötigt wurde. Seinen eigenen Schnitzer des Abklatschens des Balles konnte er selber bereinigen.

Yannick Gerhardt: Risse wirkt müde, Halfar unglücklich. Da ist es gut zu wissen, dass mit Yannick Gerhardt ein junger hungriger junger Spieler nachrückt, der das Spiel beleben kann.

Der Sturm: Sorry, Jungs, das muss besser werden! Mit Helmes und Ujah ist der Sturm hochklassig besetzt. Da ist es schlicht zu wenig, immer den entscheidenden Tick zu spät zu kommen oder eine hochkarätige Chance einfach so liegen zu lassen. Inwiefern Laufwege aufeinander abgestimmt sind, lässt sich eben nur beurteilen, wenn auch gelaufen wird. Aber wir sind optimistisch, dass das gegen Union besser wird, zumal es Stürmer schwer haben, wenn dem Mittelfeld die Ideen gegen tief stehende Gegner fehlen.

Stimmen zum Spiel

© Screenshot FC TV

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Peter Stöger: Wenn man dieses Spiel nicht gewinnt, hat man zu viele Möglichkeiten gehabt, die man nicht verwertet hat. Wir sind zum ersten Mal in dieser Saison auch nach Standardsituationen gefährlich geworden. Die haben wir nicht genutzt. Die ersten 45 Minuten war nicht alles schlecht, aber wir haben die Staffelung nicht gehabt und somit keinen Zugriff auf den Gegner bekommen. Wir haben in der Halbzeitpause meinen Fehler korrigiert. Yannick Gerhardt war für mich in der zweiten Halbzeit der ausschlaggebende Punkt dafür, dass wir das dann in die richtige Richtung gebracht haben. Wenn ich ihm diese Rolle nicht zutrauen würde, würde ich ihn auch nicht bringen. Mit Matze Lehmann hat er das Zentrum kontrolliert. Möglicherweise kann das in jeder Formation funktionieren. Tatsache ist, dass es heute in der Formation der zweiten Hälfte besser funktioniert hat. Wir haben uns dann Chancen erarbeitet, haben wieder Kontrolle über das Spiel gehabt. Eine der Möglichkeiten haben wir dann Gott sei Dank verwertet und deshalb auch verdient gewonnen. Das Sturmduo war in der zweiten Halbzeit aktiver. Das war ein Schritt in die richtige Richtung, das war in Ordnung. Ich würde mir viel mehr Sorgen machen, wenn wir die Chancen nicht hätten, als wenn wir sie vergeben. Es hat mich beeindruckt, dass wir kaum etwas zugelassen haben. Das Spiel steht dann immer auf der Kippe. Aus einer Standardsituation oder einem Konter kann immer ein Tor passieren beim Stand von 0:0.

Matze Lehmann: Wir haben gut angefangen die ersten zehn Minuten und hatten auch gleich zwei gute Chancen, eine wurde auf der Linie geklärt, dann geht der Ball nicht rein. Dann hat Bielefeld Morgenluft gewittert und haben eine breite Brust bekommen. Das war nicht so gut. In der zweiten Halbzeit haben wir dann umgestellt und sind besser nach vorne gelaufen. Ich denke, dass wir verdient gewonnen haben. Mit Yannick Gerhardt war die Staffelung besser und wir hatten mehr Raum nach vorne. Bielefeld ist dann auch müde geworden. Es war auch ein Geduldspiel. Bei meiner Vorlage zum Tor habe ich gar nicht groß aufgeschaut. Entweder ist da einer oder eben nicht. Zum Glück war Slawo da. Wir haben heute die drei Punkte mitgenommen, das war das wichtigste.

Slawomir Peszko: Ich bin zufrieden. Ich habe ein Tor geschossen, die Mannschaft gewonnen, das ist super.

 

effzeh:  Horn – Brecko, Maroh, Wimmer, Hector – Lehmann, –Risse (46. Gerhardt), Lehmann, Halfar (89. Matuschyk), Peszko  – Helmes, Ujah (82. Thiel)

DSC Arminia Bielefeld: Platins – Feick (46. Lorenz), Salger, Hornig, Appiah – Riese, Fießer – Schönfeldt, Jerat, Schütz (76. Strifler) – Achahbar (71. Hille)

Tore: 0:1 Peszko (80.)

Gelbe Karten: Riese, Hornig – Brecko, Helmes, Thiel

Zuschauer: 26.500

Schiedsrichter: Peter Sippel

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