Das 1:1-Remis in Bremen wurde vom nicht gegebenen Elfmeter in der Schlussphase überschattet, doch auch mit nur einem Punkt können die Kölner zufrieden sein.
„Ich glaub meine Reaktion ist ein Stück weit verständlich. Wenn ich einen klaren Elfmeter kurz vor Schluss nicht bekomme, habe ich auch das Recht mal ein paar Worte zu sagen”, äußerte sich Marco Höger nach dem 1:1-Remis an der Weser. Der Kölner zeigte wie die gesamte Mannschaft zuvor eine starke Partie, erlebte dann in der 89. Minute aber innerhalb von wenigen Sekunden einen kleinen Albtraum. Erst wurde er von Bremens Patrick Bauer überdeutlich im Strafraum gefoult, dann kassierte er für seine eher zaghafte Beschwerde über den ausbleibenden Elfmeterpfiff bei Schiedsrichter Wolfgang Stark auch noch die Gelbe Karte. Es war seine fünfte, Höger fehlt somit am kommenden Mittwoch im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen. “In einer Minute sind zwei unglückliche Dinge passiert und deshalb ist das schade”, kommentierte Trainer Peter Stöger bei der Pressekonferenz nach dem Spiel das Ärgernis nur noch lakonisch.
Die Szene am Ende der Partie beherrschte dennoch nach Abpfiff die Diskussionen. „Da war nichts verdeckt, da war nichts hektisch. Ich erwarte, dass der Schiedsrichter die Situation richtig einschätzt“ sagte Sportdirektor Jörg Schmadtke. „Da frage ich mich allen Ernstes, wo wir hier sind.“ Es ist Kritik, die sich der Referee durchaus gefallen lassen muss, zu eindeutig war die Szene. Und zu groß die Auswirkungen seiner Fehlentscheidung für den 1. FC Köln.
Dominant, aber nicht effizient in Bremen
Doch die turbulenten Schlussminuten sollten nicht gänzlich von den wichtigen Erkenntnissen der Partie ablenken: Zum einen ist der 1. FC Köln selbst stark ersatzgeschwächt mittlerweile in der Lage, auch auswärts Spiele über große Strecken zu dominieren. Zum anderen haben die Geißböcke derzeit Probleme in Sachen Chancenverwertung.
Foto: Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images
Torjäger Anthony Modeste scheint mit seinem traditionellen Winterblues zu kämpfen und Yuya Osakos Stärken liegen eben nicht unbedingt im eiskalten Torabschluss. Die Formschwäche der Kollegen nutzt Artjoms Rudnevs derzeit gut, um zu zeigen, dass der Torerfolg manchmal auch einfach nur harte Arbeit ist.
Der Lette traf gegen Bremen nicht nur im zweiten Spiel in Folge, sondern zeigte wieder unermüdliche Laufarbeit. Er wird wohl nie die Körperlichkeit eines Modestes erreichen und vermutlich auch nicht mehr ein so guter Fußballer wie Osako werden. Doch wenn es fußballerisch nicht klappt, schadet es nicht, den zähen Rudnevs auf dem Platz zu haben.
Gute Ausbeute trotz Ausfällen
Doch vermutlich hätte der 1. FC Köln gestern durchaus gewonnen, wäre Thomas Kessler beim Ausgleichstreffer von Serge Gnabry nicht ein Fehler unterlaufen oder wenn der Schiedsrichter korrekterweise auf Elfmeter entschieden hätte. Und deshalb ist die Frustration bei Spielern und Verantwortlichen nach Abpfiff auch völlig verständlich.
Aber auch wenn man mit einer besseren Chancenverwertung den Sieg auch hätte erringen können, ohne vom Glück abhängig zu sein, sollte man nicht vergessen, dass man angesichts der Verletztenliste für die letzten drei Spiele vor Weihnachten eigentlich nicht allzu viel erwarten durfte. “Wir sind nicht unzufrieden mit dem einen Punkt”, sagte Stöger nach Partie. Mit dem Unentschieden gegen den BVB und jetzt dem Punkt in Bremen ist die Ausbeute für eine Mannschaft, die derzeit wöchentlich umgebaut wird, mehr als in Ordnung. Und das zeigt erneut eine Stärke des 1. FC Köln in dieser Saison.
Kein Kölner Gejammer vor Leverkusen
Foto: Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images
Die Art und Weise, wie vorherige Bankdrücker wie Pavel Olkowski oder eben Rudnevs ihre Chancen wahrnehmen, ohne sich vorher beschwert zu haben, zeugt von der großen mannschaftlichen Geschlossenheit, die der Club in dieser Spielzeit ausstrahlt. Das stimmt optimistisch, auch wenn die Mannschaft vor Weihnachten nun noch einmal auf eine harte Probe gestellt wird. Mit nur kurzer Regenerationszeit geht es am Mittwoch gegen den rheinischen Rivalen aus Leverkusen. Dieses Mal dann ohne Mittelfeldmotor Marco Höger, immerhin kehrt dafür Youngster Salih Özcan zurück.
„Wir haben die ganze Zeit nicht gejammert und werden das jetzt auch nicht anfangen“, sagte prompt auch Thomas Kessler, der seinen Fehler beim Ausgleichstreffer bereits im Spiel mit guten Paraden in seiner Bedeutung wieder relativiert hatte. „Da werden wir noch einmal alles rein werfen. Die Fans können sich auf ein sehr intensives und zweikampfbetontes Spiel von uns freuen“ gab auch Peter Stöger die Marschroute für das Duell mit Bayer 04 direkt vor und fügte zärtlich lächelnd an: „Da kann man sich sicher sein.“ Und das würde ja – ganz unabhängig vom Ergebnis – schon reichen, um einen guten Schlusspunkt hinter eine sehr gute Hinrunde des 1. FC Köln zu setzen.