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Interviews

Wolff Fuss über die Nationalmannschaft: “Jonas Hector hat internationales Niveau”

Vor Wolff Fuss liegt ein arbeitsreicher Sommer: Bei der WM in Russland ist der Kommentator natürlich auch im Einsatz. Bei uns erzählt er von den Vorbereitungen und den diskutierten Problemen im Vorfeld des Turniers.

COLOGNE, GERMANY - DECEMBER 15: Wolff-Christoph Fuss attends the '11 Freunde Jahresrueckblick' at Gloria on December 15, 2014 in Cologne, Germany. (Photo by Mathis Wienand/Getty Images for 11 Freunde)
Foto: Mathis Wienand/Getty Images for 11 Freunde

Mit dabei ist mit Jonas Hector auch ein Kölner – wie siehst du ihn in der Nationalmannschaft?

Stark. Linksverteidiger wachsen in Deutschland nicht auf Bäumen. Jonas Hector ist zusammen mit Marvin Plattenhardt der beste auf dieser Position in Deutschland. Ich sehe da keinen Grund, ihn nicht dort spielen zu lassen.

Manche meinen ja, er würde nur dort spielen, weil es keine Konkurrenz gäbe.

Naja, es gibt ja sonst noch ein paar Linksverteidiger in Deutschland – da ist jetzt keiner besser. Man kann so einen Linksverteidiger auch konstruieren, so wie 2014, als es der Höwedes gemacht hat – als gelernter Innenverteidiger. Da könnte man natürlich auch sagen, dass er mangels Alternativen trotzdem sehr gut auf dieser Position gespielt hat. Hector war bei der EM dabei, hat internationales Niveau. Wenn du ihn mit Marcelo oder Jordi Alba vergleichst, gewinnt er diesen Vergleich nicht, aber da siehst du ja schon, mit welchen Leuten man ihn vergleichen muss, damit mal einer besser ist.

Videobeweis? “Super irritierend für die Zuschauer!”

Sprechen wir mal über die Bundesliga und eine Neuerung, die es dort zu dieser Saison gab: Wie stehst du zum Video Assistant Referee?

Man muss rückblickend sehr genau überprüfen, was die Ziele waren. Danach muss man sehr ehrlich sein und sagen, was wurde tatsächlich erreicht? Wahrscheinlich wurden in der Gesamtheit tatsächlich weniger Fehler gemacht – insgesamt also ein Erfolg. Wenn man detailliert guckt und ehrlich zu sich selbst ist und sich fragt, ob man eine derart hohe Fehlerquote erwartet hatte, wird man zu dem Schluss kommen, dass das eigentlich eher nicht der Fall war. Eigentlich haben wir gedacht, dass so etwas wie im DFB-Pokalfinale nicht mehr passieren kann (Anm. d. Verf.: gemeint ist die Szene zwischen Martinez und Boateng, die in der Nachspielzeit einen Elfmeter für die Bayern hätte nach sich ziehen müssen).

Man muss abschließend überprüfen, ob Aufwand und Ertrag in einem sinnvollen Verhältnis stehen. Es wurden insgesamt zwar weniger Fehler gemacht, aber es war super irritierend für die Zuschauer im Stadion. Es war sogar teilweise sogar irritierend für den Zuschauer am Fernsehgerät. Der große Verlierer war jedoch der Stadionzuschauer, weil der zum Teil überhaupt nicht wusste, worum es ging.

COLOGNE, GERMANY - FEBRUARY 17: Referee Markus Schmidt listens to the video assistant referee VAR on his headphone during the Bundesliga match between 1. FC Koeln and Hannover 96 at RheinEnergieStadion on February 17, 2018 in Cologne, Germany. (Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images

Was wir verändern müssen: Wir müssen den Zuschauer im Stadion mitnehmen. Das ist unabdingbar.

Wo Menschen am Werk sind, passieren Fehler, das müssen wir akzeptieren. Was wir verändern müssen: Wir müssen den Zuschauer im Stadion mitnehmen. Das ist unabdingbar. 100%ige Sicherheit werden wir nie erreichen, dafür ist der Sport zu komplex, aber den Zuschauer im Stadion außen vor zu lassen, das geht nicht.

Videobeweis bei der WM wird anspruchsvoll

Bei der WM wird der VAR ja auch zum Einsatz kommen.

Für die WM befürchte ich Schlimmes, ehrlicherweise. In den Videozentren werden nur Schiedsrichter eingesetzt, die damit Erfahrung haben. Auf dem Feld werden Schiedsrichter zum Einsatz kommen, die im Alltag noch nie etwas damit zu tun hatten. In Deutschland hat man im Verlaufe dieses Jahres dazu gelernt, denn am Anfang hat man schon gemerkt, dass bei jeder Entscheidung gezögert wurde und die Schiris auf Big Brother aus Köln gewartet haben. Dadurch sind manche Entscheidungsfindungen äußerst skurril verlaufen. Das hat sich dann im Laufe der Saison besser reguliert und eingespielt. Was wir auch nicht vergessen dürfen: Es war ein Jahr, in dem getestet wurde. Diese Kinderkrankheiten schluckt ein komplettes Fußballjahr, eine komplette Saison, aber das Ganze während eines vierwöchigen WM-Turniers in den Griff zu bekommen halte ich für anspruchsvoll.

>>>Wolff Fuss im Interview über den 1. FC Köln: “Die Frau wechselt, der Klub bleibt”

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