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Interviews

Wolff Fuss im Interview über den 1. FC Köln: “Die Frau wechselt, der Klub bleibt”

Jeder Fußballfan in Deutschland kennt die Stimme von Wolff-Christoph Fuß, aber nur die wenigsten wissen, dass er dem 1. FC Köln die Daumen drückt. Wir trafen ihn zum Gespräch.

COLOGNE, GERMANY - DECEMBER 15: Wolff-Christoph Fuss attends the '11 Freunde Jahresrueckblick' at Gloria on December 15, 2014 in Cologne, Germany. (Photo by Mathis Wienand/Getty Images for 11 Freunde)
Foto: Mathis Wienand/Getty Images for 11 Freunde

Jeder Fußballfan in Deutschland kennt die Stimme von Wolff-Christoph Fuß, aber nur die wenigsten wissen, dass er dem 1. FC Köln die Daumen drückt. Wir trafen ihn zum Gespräch.

Er gilt als bekanntester und bester Fußball-Kommentator in Deutschland, der sich laut eigener Aussage als “Partycrasher” sieht, wenn es um Fußball geht. Mit seiner blumigen, aber dennoch authentischen Sprache hat sich Wolff-Christoph Fuss zu einer echten Marke entwickelt  – vor kurzem war er in Kiew beim Champions-League-Finale, bald wird es für ihn ernst, wenn die Fußball-WM in Russland beginnt.

Im Interview bei uns erzählt der Kommentator, wie er zum Sympathisanten des 1. FC Köln wurde, wie er das Auswärtsspiel in London erlebt hat und die Aussichten für die kommende Saison beurteilt. In einem zweiten Teil spricht Fuss mit uns über seine Arbeitsweise im Vorfeld der WM in Russland und seine Meinung zum Video Assistant Referee.

effzeh.com: Du hast dich in der Vergangenheit bereits mehrfach als „Sympathisant“ des 1. FC Köln zu erkennen gegeben – ist das noch aktuell?

Wolff Fuss: Ja, auf jeden Fall. „Fan“ ist jedoch zu viel, Fansein kann und will ich mir ehrlicherweise in meinem Beruf nicht mehr erlauben. Es ist auch nicht so, dass ich mir das abtrainieren musste, sondern ich kann eine Grundsympathie wahren und kann sagen, dass der effzeh der Verein ist, der sich mich als Kind ausgesucht hat. Die Frau wechselst du vielleicht, der Klub bleibt der gleiche.

Wolff Fuß und seine berühmte Geldbeutel-Geschichte

Du sagst, der Klub hätte dich ausgesucht – in diesem Zusammenhang musst du allerdings die berühmte „Geldbeutel-Geschichte“ noch einmal erklären. 

Als ich etwa drei Jahre alt war, haben meine Eltern im Österreich-Urlaub einen Geldbeutel mit voller Reisekasse gefunden. Wir haben ihn vorschriftsmäßig zurückgegeben. Der Geldbeutel gehörte einem Ehepaar, wo sie bei 4711 arbeitete und er als Funktionär beim 1. FC Köln. Wir reden über das Ende der 1970er Jahre und die große Zeit des 1. FC Köln. Als wir aus dem Urlaub zurückkamen, erreichte uns ein Päckchen. Meine Mutter bekam ein Fünf-Liter-Fässchen 4711 und ich vom Funktionär alles, was es damals an Fan-Devotionalien gab: Das war nicht viel, einen Wimpel, eine Fahne, Autogrammkarten und ein Trikot.

LONDON, ENGLAND - SEPTEMBER 14: Jhon Cordoba of FC Koeln scores the first goal during the UEFA Europa League group H match between Arsenal FC and 1. FC Koeln at Emirates Stadium on September 14, 2017 in London, United Kingdom. (Photo by Dan Mullan/Getty Images)

Der große Moment von Cordoba | Foto: Dan Mullan/Getty Images

Der Verein war erfolgreich, die Spieler hießen kindgerecht „Litti“ und „Toni“ und so, es gab ein lebendiges Maskottchen. Es gab jetzt nicht dieses eine Spiel, sondern es war in meinem Fall dieses Schlüsselerlebnis. Es gab dann mal Bestrebungen, diesen Funktionär ausfindig zu machen. Das war aber leider nicht möglich.

Wie er das Auswärtsspiel in London erlebt hat

Du bist dann als effzeh-Fan aufgewachsen und hast irgendwann den Kommentatoren-Beruf angefangen – das heißt, deine Bindung ist dann irgendwo zwischen professioneller Distanz und emotionaler Nähe?

Wenn ich an einem Wochenende bei einem anderen Spiel arbeite, schaue ich schon, wie der effzeh spielt oder gespielt hat. Es ist jetzt kein Mitreisen und kein hysterisches Abdrehen, wenngleich ich sagen muss, dass ich mir das erste Europapokal-Spiel seit 25 Jahren nicht habe entgehen lassen – auf Einladung des 1. FC Köln. Es gab da eine Wette zwischen Jörg Schmadtke und mir, er musste dann liefern. Ich bin mit dem Fanflieger geflogen und werde diesen Cordoba-Moment nie vergessen – es war etwas Besonderes. Meine Anzughose kann eine Geschichte davon erzählen.

Dann traf Cordoba und die kölsche Abordnung – der Tünn war dabei, der Präsident war dabei, Wehrle war dabei, alle mit Familien, aber auch Großsponsoren und damit Leiter von großen Unternehmen – ist komplett ausgerastet.

Bist du auf Knien durch die Ränge gerutscht oder weshalb?

Ich saß in der Präsidenten-Loge, wo auch nur wirklich ausgewählte Sponsoren und Menschen sitzen, die zum Gastverein gehören. Dort herrscht eine gewisse Etikette, unter anderem Krawattenpflicht – du kommst nicht rein, wenn du keine Krawatte trägst. Da gehört auch dazu, dass darum ersucht wird, angemessen zu jubeln. Dann traf Cordoba und die kölsche Abordnung – der Tünn war dabei, der Präsident war dabei, Wehrle war dabei, alle mit Familien, aber auch Großsponsoren und damit Leiter von großen Unternehmen – alle sind komplett ausgerastet. Die Engländer haben uns angeguckt und gesagt: „Was ist denn eigentlich jetzt mit euch los?“ Meine Hose jedenfalls wurde arg in Mitleidenschaft gezogen.

“…und dann macht der Cordoba das Tor”

Wie hast du diesen Tag sonst so erlebt?

Zwischendurch war ja nicht klar, ob das Spiel würde stattfinden können, von Blocksturm war die Rede, dazu die Massen an Fanbussen und Fanfliegern aus Köln – und dann macht der Cordoba das Tor. Man wusste ja nicht, dass es sein einziges bleiben würde, man dachte ja zu diesem Zeitpunkt noch, der 1. FC Köln hätte für ganz schmales Geld einen überragenden Modeste-Nachfolger verpflichtet.

Auf der nächsten Seite: Der effzeh im Unterschied zu anderen Vereinen.

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