Die Fußballweltmeisterschaft ist neben den Olympischen Spielen das größte Sportereignis der Welt. Für die Vereinsmannschaften bedeutet das vor allem eines: Ruhe. Wir verweilen währenddessen aber nicht in den Liegestühlen und erinnern uns an FC-Helden oder Nicht-Helden aus den jeweiligen WM-Nationen. Heute: Lilian Laslandes, der französische Null-Tore-Stürmer.
Frankreich – Deutschland, 04.07.2014, 18.oo Uhr, Maracana, Rio de Janeiro, Viertelfinale
Mokhtaris verweigerter Querpass inklusive verfehltem Torabschluss. Ferydoon Zandis Schwalbe in Kaiserslauterner Diensten. Oliver Helds Handspiel auf der Schalker Torlinie. Die Geschichte meines FC-Fandaseins ist auch zu großen Teilen eine Geschichte des “Hätte, wenn und abers”. Der Konjunktiv gilt ja so oder so als bester Freund des Fußball-Fans. Doch die Situation, die sich mir bis tief in die Seele eingebrannt hatte, ist verbunden mit einem Namen, der als Synonym aller Fehleinkäufe beim glorreichen effzeh in die Annalen des Vereins eingehen wird.
Lilian Laslandes. Verlängerung des DFB-Pokal-Halbfinals in Leverkusen. Die Chance zum 2:1. Am linken Pfosten vorbei. Knapp, ganz knapp. Kein Jubel. Kein Pokalfinale. Kein Europapokal. Stattdessen eine 1:3-Niederlage bei der 100%ig werbetreibenden Tochter der Bayer AG. Abstieg. Tränen. Leid.
© 1. FC Köln
Was hatte der effzeh gegen den späteren Triple-Vize gekämpft. Zellwegers Eigentor in der 59.? Donkovs selten dämliche Tätlichkeit in der 66.? Alles vergessen. Rigobert Song traf fast mit dem Abpfiff zum Ausgleich. Vor Freude schrie ich von meinem Balkon die Nachbarschaft zusammen – und wäre fast zwei Etagen tiefer gelandet. Hoch fliegen, tief fallen – es passte so gut zum effzeh, es passte so gut zu dieser Partie. Laslandes vergab das todsichere Ding, Boris Zivkovic (später ein weiterer Gruseleinkauf am Geißbockheim) und Bernd Schneider machten das bittere Aus perfekt.
Es passte in eine Saison, in der nichts und wieder nichts gelingen mochte. Zur Winterpause stand der effzeh ganz knapp über dem Strich, stellte aber die schlechteste Offensive der Liga. Laslandes, vom FC Sunderland bis zum Saisonende ausgeliehen, sollte dieses Manko beheben. Siebenmaliger französischer Nationalspieler, in seiner Heimat als Torjäger geschätzt. Seine Bilanz in Köln: Fünf Spiele, null (!!!) Tore. Der Spitzname “Laslandesliga” machte bald die Runde – er war so passend wie eine Clownsnase an Rosenmontag.
Das Ende des Liedes: Thomas Cichon war es vergönnt, die unendlich scheinende Torlosigkeit (ich weigere mich bis heute, diese Zahl auswendig aufzusagen) gegen Hertha BSC zu beenden. Den Abstieg verhinderte es auch nicht mehr. Lilian Laslandes wurde, welch Überraschung, nicht fest verpflichtet, sondern ging in seine Heimat zurück. Dort traf er wieder. Wie man es von ihm kannte.
Ach Lilian, was hätte nur werden können, wenn du dieses eine einzige Tor gemacht hättest. EIN EINZIGES VERDAMMTES TOR!!!