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Nachspiel

Wieder gut gespielt, wieder keine Tore

Vor 45.200 Zuschauern spielt der effzeh 0:0 gegen den FC St. Pauli. Wieder erarbeitete man sich zahlreiche Chancen, wieder reichte es nicht.

© effzeh.com

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Im Spiel gegen den Ex-Klub des Trainers gerät der effzeh langsam unter Druck den ersten Sieg einzuholen. Trotz einer engagierten Leistung muss man aber weiter warten, da auch der neue Stürmer Ujah glücklos bleibt.

Ausgangslage

Nur ein Punkt aus den ersten vier Ligaspielen stand zu Buche, Ergebnis war Tabellenplatz 17. Nachdem die regionalen und überregionalen Medien bereits vor Wochen die angemahnte Geduld mit der jungen, im Umbruch befindlichen Mannschaft verloren hatten, wurden langsam auch einige Fans nervös. Lediglich die engagierte, trotz der Niederlage sogar beklatschte Leistung der Spieler bis zur letzten Minute gegen Energie Cottbus und die beruhigenden Worte von Trainer Holger Stanislawski bewahrten den Klub vor einer heißen Länderspielpause.

Die freie Woche konnte deshalb Abseits der Diskussion um die Vertragsauflösung von Kevin Pezzoni vor allem genutzt werden, die beiden Neuzugänge Anthony Ujah und Sascha Bigalke ins Team zu integrieren. “Sie haben sich gut aufgenommen gefühlt. Das ist aber auch nicht allzu schwierig bei dieser Mannschaft”, betonte auch Stani. Musik in den Ohren der Fans nach vielen Jahren der Grüppchenbildung und schlechten Stimmung innerhalb des Vereins. Nicht zuletzt deshalb gab sich der Trainer zuversichtlich, dass es vor heimischer Kulisse mit dem ersten Saisonsieg klappen würde: “Die Jungs sind gut drauf, haben die nötige Lockerheit aber auch die dazugehörige Konzentration. Sie machen absolut den Eindruck, dass sie den Bock umstoßen und den ersten Dreier holen wollen.”

Der Gegner aus dem hohen Norden der Republik, Kultklub St. Pauli, sollte dafür genau der richtige Gegner sein. Vor seinem Zwischenspiel bei 1899 Hoffenheim war Holger Stanislawski von 1993 bis 2011 als Spieler, Manager, Vize-Präsident, Teamchef und Trainer bei den Hamburgern beschäftigt, auch die Co-Trainer André Trulsen und Klaus-Peter Nemet haben eine Totenkopf-Vergangenheit. Mit fünf Punkten und Platz 11 in der Tabelle lief der Saisonstart für die Norddeutschen etwas besser als für Köln, zufrieden war Kapitän Fabian Boll trotzdem nicht.  “Wir hätten uns sicherlich den einen oder anderen Punkt mehr gewünscht, aber wir nehmen die Situation, wie sie ist”, sagte er im Interview mit fckoeln.de, nur um direkt das Ziel für das Topspiel des 5. Zweitligaspieltags auszugeben: “Es sollen natürlich weitere Punkte folgen, am liebsten gleich gegen Köln.”

Personelle Lage

Im Vergleich zum Spiel gegen Cottbus veränderte Holger Stanislawski sein Team auf gleich fünf Positionen: Die Neuzugänge Ujah und Bigalke ersetzten Daniel Royer und Mikael Ishak, in der Innenverteidigung musste Kevin Wimmer Platz für Routinier Kevin McKenna machen, Adam Matuschyk ersetzte den angeschlagenen Matthias Lehmann und der wiedergenesene Adil Chihi lief für Christian Clemens auf.
Das direkte Gegenmodell lieferte St.Pauli-Trainer Andre Schubert, der sein Vertrauen in die gleiche Elf setzte, die am vergangenen Spieltag mit 2:1 gegen den SV Sandhausen gewonnen hatte.

Spielverlauf

Schon bevor das Spiel begann gab es das erste Highlight, als die in den vergangenen Wochen vielgescholtenen Fans des 1. FC Köln in der Kurve eindeutig Position gegen Gewalt bezogen und mehrere Banner vom Oberrang der Südtribüne hängen ließen. Auch der Verein nahm die Situation zum Anlass, den Zuschauern die vereinseigene Charta noch einmal nahezubringen: An jedem Sitzplatz befand sich ein Flyer mit der Charta und dem Logo der Aktion “Für den Verein – gegen Gewalt”. Die Ultragruppierungen hingegen richteten ihren Zorn lieber gegen den Express und nannten die Lokalzeitung  auf einem eigenen Banner “Brandstifter”.

Nachdem die Mannschaften dann zu “Mir sind kölsche us Kölle”, statt zum per Abstimmung gewählten “FC Jeff Jas” einliefen, begann dann auch das Spiel. Vom Startpfiff an zeigten die Hausherren ihren Willen, den ersten Saisonsieg einzufahren. Vor allem die Neuzugänge Ujah und Bigalke brachten sich im Spiel ein, suchten die Mitspieler und forderten den Ball. Dabei war der quirlige Bigalke in der kompletten Offensive zu finden und scheute sich nicht, selbst den Abschluss zu suchen. Sein Fernschuss in der 6. Minute und der Torabschluss nach einem ansehnlichen Dribbling eine Minute später blieben jedoch ohne Erfolg.

Nach knapp zehn Minuten kamen auch die Gäste besser ins Spiel und konnten zumindest einen Entlastungsangriff zeigen, Spielbeherrschend blieb jedoch der effzeh. Chihi und Bröker ergänzten dabei die weiterhin als Aktivposten agierenden Ujah und Bigalke, auch Kapitän Brecko schaltete sich immer wieder in die Offensive ein. Ein Tor wollte trotz vieler gelungener Angriffe jedoch weiter nicht gelingen, vor allem Chihi vergab gute Chancen kläglich und musste dafür am Ende der Halbzeit sogar vereinzelte Pfiffe über sich ergehen lassen.

Als eine halbe Stunde gespielt war, flachte das Spiel dann langsam ab, auch St. Pauli kam nun zu besseren Offensivaktionen, die von der bis hierhin sicher agierenden Defensive der Kölner jedoch relativ problemlos abgewehrt werden konnten. Im Angriff war man aber weiter glücklos, ein schönes Tor von Kapitän Brecko in der 34. Minute wurde zurecht wegen Abseits zurückgepfiffen. Auch auf der Gegenseite lag der Schiedsrichter kurz darauf richtig, als er nach einem vermeintlichen Kölner Handspiel nicht auf Elfmeter  entschied, weil der Angreifer von St. Pauli seinen Gegenspieler in den Ball geschubst hatte.

Bis zur Halbzeit fand das Spiel nun hauptsächlich im Mittelfeld statt, wo die Spieler beider Mannschaften sich in kleineren Gerangeln verloren, die Schiedsrichter Tobias Welz jedoch zumeist großzügig laufen ließ.

Mit dem Beginn der zweiten Halbzeit wurden die Gäste aus Hamburg druckvoller und brachten mehr Zug zum Tor, wodurch der effzeh zunächst überrascht wurde.  Nach ein paar durchaus gefährlichen Szenen, die vor allem der souveräne Timo Horn sicher bereinigen konnte, flachte das Spiel jedoch schnell ab und beide Mannschaften verharkten sich im Mittelfeld ineinander. Mit den Chancen wechselten sich die Teams ab, richtig zwingend war jedoch keine. Auf beiden Seiten fehlte den Stürmern das nötige Glück, um zu einem gelungenen Abschluss zu kommen.

Wie schon gegen Cottbus steckte die junge Kölner Mannschaft jedoch nicht auf, sondern rannte weiter nach Vorne um endlich den Torlos-Bann zu brechen. Bedingungslos angepeitscht von über 40.000 Kölner Fans erhöhten die Hausherren in der Schlussphase den Druck noch einmal und rissen das Spiel wieder an sich. Durch die Hereinnahme von Przybylko als zweitem Stürmer (für Hector, 79.) war die Marschrichtung endgültig ausgegeben. Trotzdem wollte der Ball nicht über die Linie, immer wieder klärte St. Pauli in letzter Sekunde.

Die Gäste schienen sich auch mit dem Unentschieden abgefunden zu haben und konzentrierten sich auf die Defensive, abgesehen von einem Fernschuss in der 85. Minute und einer verstolperten Chance in der 88. Minute hatte der Kiezklub keine nennenswerte Offensivaktion mehr. Es spielten nur noch die Kölner, die jedoch ein ums andere Mal an ihrem eigenen Unvermögen oder der Defensive der Gäste scheiterten.

Spieler im Fokus

Sascha Bigalke: Der Neuzugang aus Unterhaching zeigte sich in seinem ersten Spiel quirlig und engagiert, war in der Offensive überall zu finden und bot sich genauso oft an, wie er von seinen neuen Mitspielern gezielt gesucht wurde.

Anthony Ujah: Überzeugte in seinem ersten Spiel für den effzeh als aktiver Stürmer, der mit viel Laufarbeit schnell ins Spiel fand und immer wieder den Abschluss suchte. Leider blieb er dabei so glücklos wie seine Sturmkollegen in den letzten Partien.

Adil Chihi: Der Flügelspieler wollte mit aller Macht ins Spiel kommen und war engagiert, agierte aber häufig zu ungeschickt. Seine Auswechslung in der 72. Minute war die logische Folge.

Fazit

Trotz der vielen Änderungen in der Startelf wirkte der effzeh von Beginn an wie eine eingespielte Einheit. An der guten Stimmung innerhalb der Mannschaft, über die in den letzten Wochen immer wieder gesprochen wurde, scheint tatsächlich etwas dran zu sein. Gerade in der Anfangsphase konnten mit Ujah und Bigalke beide Neuzugänge überzeugen, die jungen Spieler scheinen sich schnell integriert zu haben.

Wie schon im Spiel gegen Cottbus stimmten Einsatz und Laufbereitschaft der Mannschaft über weite Strecken des Spiels, was man schon an der vollen Unterstützung durch die Fans bis zur letzten Sekunde des Spiels und darüber hinaus merken konnte. Trotzdem wollte der Ball erneut nicht über die Linie und so konnte sich die Mannschaft für eine ansehnliche, kämpferische Leistung nicht belohnen.

Das Potential der Einzelspieler und vor allem des Kollektivs wird nach den letzten beiden Spielen niemand mehr bestreiten können. Die Frage bleibt jedoch, wie lange man noch Geduld haben kann. Zwei Punkte aus fünf Spielen sind zu wenig, der Abstiegskampf kann nicht das Saisonziel sein. Wenn Köln es schafft, zu treffen, wird die Mannschaft vermutlich explodieren. Es bleibt zu hoffen, dass es dann nicht schon zu spät ist.

Tore: /

Gelbe Karten: Matuschyk (Köln, 16.)

Aufstellungen:

1. FC Köln: Horn – Eichner, McKenna, Maroh, Brecko – Matuschyk, Hector (79. Przybylko), Bigalke, Chihi (72. Clemens), Bröker (89. Royer)- Ujah

FC St. Pauli: Tschauner – Avevor, Thorandt, Mohr, Kalla – Daube, Bruns, Boll (50. Funk), Bartels – Ebbers (74. Ginczek), Saglik (85. Schindler)

Schiedsrichter: Tobias Welz (Wiesbaden)

Zuschauer: 45.200

 

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