Der von Anfang so oft gepredigte Offensivfußball wurde sichtbar, obwohl die defensiven Probleme ebenso augenscheinlich waren. Verdeutlichte sich dies zuerst gegen St. Pauli (drei Gegentore), war die herbe Heimniederlage gegen Paderborn dann der endgültige Augenöffner für einige, die schon dachten, der effzeh wurde problemlos und unwiderstehlich durch die zweite Liga pflügen. Ein dermaßen anspruchsvolles System wie das von Markus Anfang benötigt einfach seine Zeit, so lautete bereits in der Vorbereitung das Credo – nach einigen Positiverlebnissen sollte man jetzt nicht grundsätzlich alles in Frage stellen.
Am Freitag steht ein typisches Zweitliga-Spiel auf dem Programm
Es ist gut, dass mit Markus Anfang ein offensiv denkender Trainer in Köln am Ruder ist, der seine Mannschaft gerne am Ball sieht – und ihr auch Lösungsmöglichkeiten aufzeigt. Dass es zwischenzeitlich zu Reibungsverlusten kommt und vielleicht nicht alle Spieler in der Intensität und Konzentration gegen den Ball arbeiten, ist daher völlig normal. Fernschussgegentore (Klement für Paderborn), Elfmetergegentore (Klement), abgefälschte Distanzschüsse (Buchtmann für St. Pauli), Abstauber im Anschluss an Distanzschüsse (Gueye für Paderborn) – die Entstehung der Gegentore in der jüngsten Vergangenheit zeigt an sich wenig wirklich bedenkenswerte Muster. Hinzu kommt die überdurchschnittliche Offensivqualität der Paderborner, weil es wenig andere Mannschaften in der zweiten Bundesliga gibt, die so betont offensiv spielen.
Von daher ist eine finale Beurteilung von Anfangs Arbeit definitiv verfrüht, auch am Favoritenstatus des 1. FC Köln sollte ebenfalls nicht großartig gerüttelt werden – so viel sei auch aus neutraler Perspektive gesagt. Favorit ist der effzeh auch am Freitag in Sandhausen, denn bei den Gastgebern wartet man in der aktuellen Saison immer noch auf den ersten Sieg. Zuletzt gab es zwar ein Erfolgserlebnis mit einem Punkt gegen Darmstadt, im letzten Spiel wurden jedoch auch spät zwei weitere Punkte verschenkt. Die offenkundigsten Probleme liegen beim SVS aktuell in der Offensive, bis dato konnte die Mannschaft von Kenan Kocak lediglich zwei Tore erzielen. Beide Male war dafür Defensivspieler Klingmann verantwortlich.
Welche Rolle spielen die Personalien beim 1. FC Köln?
Von daher dürfte am Freitagabend ein Spiel anstehen, in dem sich die Gastgeber mit einer Fünferkette auf das Verteidigen konzentrieren, auf Umschaltmomente oder eine Standardsituation hoffen. Währenddessen dürfte das Gros des Ballbesitzes beim effzeh liegen, dessen Offensivspieler wieder Lösungen finden müssen. Und ob dabei Lasse Sobiech oder Jorge Meré in der Innenverteidigung spielen, ist eigentlich unerheblich. Vielerorts war spekuliert worden, dass aufgrund der zuletzt so “anfälligen” Defensive Lasse Sobiech den Spanier ersetzen dürfte – die Kopfballstärke des ehemaligen Paulianers spricht klar für ihn, die Passstärke jedoch eher für den Spanier. An einer Personalie die grunsätzliche Balance der Mannschaft festzumachen, greift jedoch zu kurz.
Ähnlich ist es mit der Position des rechten Verteidigers, auf der Matthias Bader gegen Paderborn sein Debüt feierte. Marcel Risse ist wieder fit und dürfte den früheren Karlsruher ersetzen – doch auch hieran lässt sich alleine nicht erklären, ob der effzeh erneut defensiv Probleme bekommen dürfte. Denn alle Phasen des Fußballspiels erfordern die Beteiligung aller Spieler, sowohl mit als auch ohne Ball. Auch gegen den “Dorfclub” SV Sandhausen.