Schaut man sich die jüngere Vergangenheit des 1. FC Köln genauer an, fällt auf, dass viele Highlights immer im September liegen. Während der effzeh Mitte September 2016 nach einem 3:0-Erfolg über den SC Freiburg das erste Mal nach Christus Tabellenführer in der Bundesliga war, markierte das jetzt schon legendäre Auswärtsspiel bei Arsenal im vergangenen Jahr wohl den größten Moment in der modernen Vereinsgeschichte. Im Jahr 2018, nach einem weiteren Abstieg, treten die “Geißböcke” nun zum Auftakt einer englischen Woche beim SV Sandhausen an. Nun ja.
Das Spiel im Heidelberger Umland gilt dabei für viele Fans seit langer Zeit als absolute Reinkarnation der zweiten Bundesliga. Mittlerweile ist der SVS seit 2012 Mitglied des deutschen Unterhauses, gilt sogar als etabliert – in den leicht überheblichen Kölner Kreisen aber natürlich auch als absolute Provinz. Ganz abstreiten kann man das sicherlich nicht, denn mit 15.000 Einwohnern ist Sandhausen jetzt auch nicht wirklich der pulsierendste Ort in der Bundesrepublik. Per se schlecht ist das nicht, zeigt es jedoch, dass die Fußballkompetenz in Sandhausen überdurchschnittlich gut ist. Denn wer sich über sechs Jahre in der zweiten Bundesliga hält, ohne den Rückhalt einer großen Stadt oder eines solventen Mäzens zu haben, kann keine schlechte Arbeit leisten. Sandhausen gilt damit als absolutes Musterbeispiel nachhaltigen konzeptionellen Arbeitens ohne externe Finanzspritze.
Sandhausen in der Provinz – ja okay!
Im Vergleich zum schillernden Auftritt im Emirates vor etwa einem Jahr muss der effzeh nun in einem 13.500 Zuschauer fassenden Stadion antreten, der Auswärtsmob (4.500 Leute fahren mit) wird für den Wirtschaftsstandort Sandhausen wohl eine erträgliche Einnahmequelle sein. Man kann es dem SVS nicht zum Vorwurf machen, dass der einst so glorreiche 1. FC Köln nun dort spielt, es ist aus Kölner Perspektive eben einfach nur die Konsequenz aus der so desasträsen vergangenen Saison. Und es ist mit Verlaub eigentlich einfach nur noch nervig, wenn man aus der Perspektive des überlegenen Großstädters ins beschauliche Sandhausen fährt, um dort sich dort naserümpfend über die Gegebenheiten vor Ort zu äußern.
Foto: Dennis Grombkowski/Bongarts/Getty Images
Ja, es stimmt – der Autor dieser Zeilen ist ebenfalls kein Einwohner einer Großstadt. Aber in diesen in Deutschland so unruhigen Zeiten spielt auch der Respekt zwischen Land und Stadt eine große Rolle, von daher wäre es wünschenswert, wenn man sich in erster Linie darüber lobend äußert, dass Sandhausen mit diesem Hintergrund zweite Bundesliga spielen kann. Oder eventuell über die Schönheit des Sandhausener Akteurs Rurik Gislason, aber wir sind ja hier nicht beim Boulevard. Und damit genug der pseudo-philosophischen Vorrede: Kümmern wir uns um das Sportliche.
Offensive, Defensive – alles in Frage stellen?
Beim 1. FC Köln dominierte in den vergangenen Tagen die Diskussion darüber, ob die Elf von Markus Anfang überhaupt in der Lage ist, einigermaßen sauber gegen den Ball arbeiten zu können. Wenn man sich an die ersten Auftritte in der zweiten Liga erinnert, kommen einem unweigerlich das stockende Offensivspiel und der Mangel an klaren Torchancen wieder vor Augen – nach dem Spiel in Bochum fragte man sich, ob das wirklich der Anfangsche Fußball sein sollte. Ähnlich war es nach dem 1:1 gegen Union Berlin, als man sich ob des Ergebnisses die Augen rieb und schon erste Sorgenfalten sichtbar wurden. Mit dem Pokalspiel gegen BFC Dynamo fielen dann die Hüllen, Terodde hatte auf einmal Bock und ja, das Bällchen lief sehr gut.
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