Kaum ein Kölner Verantwortlicher gab sich nach dem Auswärtssieg in Bochum Illusionen hin. Sowohl Trainer Markus Anfang als auch Keeper Timo Horn machten keinen Hehl daraus, dass sie gerade mit der Leistung in der ersten Halbzeit unzufrieden waren. Das 2:0 im Ruhrstadion sorgte deshalb in erster Linie für Erleichterung bei allen Beteiligten. Immerhin wurde so ein Fehlstart, wie ihn der Hamburger SV erlebte, abgewendet. Zumal in der zweiten Halbzeit eine sichtbare Leistungssteigerung erfolgte. Nach dem Platzverweis von Jorge Meré und der anschließenden Umstellung auf Defensivarbeit ließ der effzeh zudem kaum noch Chancen der Bochumer zu.
Mit dem Sieg zum Start im Rücken soll nun der zweite Dreier folgen. Personell ist die Lage bei den Kölnern nahezu unverändert. Markus Anfang verfügt über fast alle Stammkräfte. Lediglich die etatmäßigen Rechtsverteidiger sind noch nicht fit, sodass dort wieder Marcel Risse starten dürfte. Für den gesperrten Meré wird Lasse Sobiech ins Zentrum rücken. Fraglich ist, ob Jonas Hector für Salih Özcan im defensiven Mittelfeld beginnt und Jannes Horn als linker Verteidiger aufläuft. Der in Bochum etwas träge agierende Louis Schaub könnte erneut den Vorzug vor dem emsigen Niklas Hauptmann erhalten. Daneben sind Veränderungen in der Startelf trotz des spielerisch schwachen Auftritts im Ruhrgebiet unwahrscheinlich.
Der Blick auf Berlin: Ein neuer Coach und alte Bekannte
Der 1.FC Union Berlin blickt auf einen ähnlichen Saisonstart zurück. In einem schwachen Spiel gegen Erzgebirge Aue konnten die Berliner durch einen tollen Freistoß von Felix Kroos (87.) zwar gewinnen, aber spielerisch nicht überzeugen. Was allerdings auch im Falle der Berliner angesichts der vielen Umstellungen kein Wunder ist und niemanden beunruhigt.
Neu ist zunächst mal der Trainer. Der Schweizer Urs Fischer, zweifacher Meister mit dem FC Basel, hat nach einem Jahr Pause in Berlin zum ersten Mal einen Job außerhalb seines Heimatlandes angetreten. Immerhin: Sein Ruf bei den Eidgenossen ist exzellent, überwiegend wurde Union bei seiner Einstellung beglückwünscht. Allerdings muss er einen rundum erneuerten Kader betreuen. Die Leistungsträger Steven Skrzybski (Schalke), Kristian Pedersen (Birmingham) und Toni Leistner (QPR) verließen die Alte Försterei, wobei Topscorer Skrzybski der schmerzlichste Abgang war. Sie sollen durch Joshua Mees (Hoffenheim), Ken Reichel (Braunschweig) und Florian Hübner (Hannover) ersetzt werden. Hinzu kommen die Verpflichtungen von Manuel Schmiedebach (Hannover), Rafal Gikiewicz (Freiburg) und Sebastian Andersson (Kaiserslautern).
Weiterhin im Kader der “Eisernen” sind unter anderem zwei ehemalige effzeh-Spieler: Michael Parensen und Marcel Hartel. Während Parensen von 2007-2009 nur zwei Jahre in der U21 der Kölner verbrachte, wurde Hartel in der Domstadt ausgebildet. Der effzeh gab ihn letztes Jahr ab, sicherte sich aber eine Rückkaufoption, die er bis zum Sommer 2019 ziehen kann. Der 22-jährige hat eine schwierige letzte Saison hinter sich, absolvierte im ersten Saisonspiel nun jedoch die volle Spielzeit. Ob er nach Köln zurückkehrt oder nicht, wird von seinen Leistungen abhängen. Sein großes Potential streitet kaum ein Beobachter ab, aber er wird es konstant auf dem Platz umsetzen müssen.
Entscheidet schon das Führungstor?
Ein fußballerischer Leckerbissen dürfte das Spiel am Montagabend nicht werden. Beide Mannschaften sind noch nicht eingespielt und haben Abstimmungsprobleme. Die individuelle Qualität des effzeh ist (trotz fehlender Neuzugänge auf den Außenbahnen im Mittelfeld) zweifellos höher, dafür hat Union mehr Zweitliga-Erfahrung. Wahrscheinlich werden die “Geißböcke” oft in Ballbesitz sein und das Spiel machen müssen. Bedeutsam wird es sein, vermeidbare Ballverluste wie gegen Bochum zu unterlassen und konzentrierter aufzutreten. Angesichts der defensiv orientierten Spielweise der zweiten Liga könnte das erste Führungstor entscheidend sein – wie es im Auftaktspiel beider Mannschaften der Fall war.
Fehlt noch der Mann mit der Pfeife. Dieser heißt am Montag Daniel Schlager, ist 28 Jahre alt, Bankkaufmann und stammt aus Baden-Württemberg. Er kam bisher noch nie in den Genuss, ein Spiel des effzeh leiten zu dürfen. Es ist allerdings schwer vorstellbar, dass er eine schlechtere Leistung als Felix Zwayer in der vergangenen Woche zeigt. Aber immerhin gewann der effzeh auch dank eines nicht gegebenen Elfmeters den Saisonauftakt. Ein zweiter Sieg, ob mit oder ohne Schiedsrichterglück, würde die Aufstiegsambitionen deutlich untermauern.