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Nachspiel

Verdienste für die Innere Sicherheit

Die Spieler auf dem Feld nehmen das mit der erhöhten Sicherheitsstufe sehr ernst. Osako spaltet das Fanlager und Zoller verdreht eine Statistik. Die Einzelkritik.

Foto: Dirk Unschuld
Foto: Dirk Unschuld

Foto: Dirk Unschuld

Außerhalb des Feldes herrschte erhöhte Alarmbereitschaft. Die Ereignisse der letzten Tage hatten große Unsicherheit unter Fußballfans aufkommen lassen. Jedes Bundesligaspiel verkam zum Hochsicherheitsspiel. Beim effzeh herrschte allerdings nicht nur außerhalb des Feldes die höchste Sicherheitsstufe, auf dem Platz sah es ganz ähnlich aus: Die effzeh.com-Einzelkritik zum völlig unkarnevalesken Karnevalsduell!

Auf dem Feld hielt man sich an die höchsten Sicherheitsstandards. Ein Japaner sorgt für tiefe Zwietracht und ein vermeintlicher Top-Joker liefert genau den gegenteiligen Effekt. Die effze.com-Einzelkritik mit Scheiße am Fuß, Beamten für Innere Sicherheit und exklusiven Haarmodels.

Timo Horn: Der Türsteher zwischen den Pfosten hatte glücklicherweise Handschuhe an, damit ihm nicht so schnell kalt an den Fingern wurde. Denn Tatsache ist: Der Mann im grünen Trikot hat schon einmal Spiele erlebt, in denen er etwas mehr zu tun bekommen hat. Von den Mainzern wurde er allerdings kaum gefordert. Bei Fernschüssen wachsam, bei einer Flanke mit sicherer 50-Meter-Faustabwehr gen Westttribüne. Ein Auftritt ohne besondere Vorkommnisse. Das hört man als Sicherheitsexperte immer gerne.

Marcel Risse: Wir hatten ja schon mal darüber geschrieben, dass es zwei Arten von Spielen gibt. Die Spiele, die wie prädestiniert für den tollen Umschaltspieler Marcel Risse sind, so wie beispielsweise das Duell gegen Bayer der Fall war. Und die Spiele, mit denen Marcel Risse relativ wenig anfangen kann. So wie dieses Spiel gegen den FSV Mainz 05. Wie immer war der Außenspieler bemüht und traute sich häufig nach vorne. Den häufig geschlagenen Flanken fehlte zumeist die Elite-Scharfschützen-Präzision der Freistöße in Leverkusen. Passiert.

Dominic Maroh: Aus Kölner Sicht war es auch auf dem Feld ein Hochsicherheitsspiel. Das lag zu einem großen Teil auch am neuen, alten Abwehrchef. Zwar blieb Dome dieses Mal ein Tor vergönnt (auch wenn man merkte, dass er bei Standards gezielt angespielt wurde), doch hinten räumte er in gewohnt souveräner Art und Weise alles ab, was ihm in den Weg lief. Mit drei, vier patentierten Maroh-Grätschen verzückte er zudem das Publikum. Kurzer Schockmoment als er er in der zweiten Hälfte mit einem Krampf am Boden lag und Freddy Sörensen sich warm machte, doch Maroh biss sich durch.

Dominique Heintz (1. FC Köln, Instagram)

Dominique Heintz (1. FC Köln, Instagram)

Dominique Heintz: Der zweite grundsolide Beamte mit speziellen Aufgaben für die Innere Sicherheit. Auch wenn man es als bekennender Fan schon längst besser weiß, erweckt die Spielweise des Innenverteidigers stets den Drang sein Alter zu googlen, um sich dann zu wundern, dass der Kerl gerade einmal 22 Jahre alt ist und kein 32-jähriger Haudegen mit 400 Spielen Erfahrung in der Bundesliga. So spielte Heintz jedenfalls wieder trotz eines etwas unglücklichen Sprints an der linken Außenbahnlinie entlang. Für sowas haben wir ja auch einen Nationalspieler.

Jonas Hector: Stand trotz vorheriger Verletzung und traumatischer Länderspiel-Reise auf dem Feld und sorgte im Defensivverbund für die Null. Vorne war er aber auch einer der Gründe, warum es nicht mehr als die Null wurde. Der deutsche Rekordnationalspieler des Jahres 2015 wirkte nicht so gewohnt klar, sondern oft fahrig in seinen Situationen, leistete sich viele Abspielfehler und zeigte deutlich, dass er mit dem rechten Fuß fußballerisch nicht so viel kann. Es gab schon einmal bessere Spiele von Jonas Hector, es wird auch wieder bessere geben.

Matthias Lehmann: Der Capitano spielte in der Anfangsphase einen absoluten Zucker-Sahne-Pass von der Mittellinie, welcher die Riesenchance von Hosiner einleitete. Danach agierte er auffällig unauffällig. Sehr passsicher, im Defensivverhalten aber hin und wieder etwas im Hintertreffen gegen die ganzen flinken, kleinen Mainzer. Was man also nicht sagen wird: Von diesem Spiel wird er noch seinen Enkeln erzählen!

Kevin Vogt: Loris Karius’ haarfarbentechnisches Vorbild spielte eigentlich noch unauffälliger als sein routinierter Nebenmann. Ließ nach einem feinen Osako-Pass kurz vor der Halbzeit eine verdammt große Chance so aussehen, als wäre ein Torerfolg einem Wunder gleichgekommen, weil er so nüchtern schlecht abschloss, dass es kein weiteres Aufsehen erregte. Ansonsten bleibt von diesem Auftritt nicht viel im Kopf. Auch er wird seinen Enkeln wohl er von anderen Spielen erzählen.

Leonardo Bittencourt: Der Ostdeutsch-Brasilianer war auffälligster Offensivspieler beim effzeh. War von der ersten Minute an sehr agil und zeigte eine Leistung, die man nach 13 Bundesliga-Spielen in dieser Saison durchaus als sehr typisch für ihn bezeichnen könnte. Rannte viel, ackerte viel, unterstützte Hintermann Hector vorbildlich und war auch offensiv gefährlich. Doch im letzten Moment fehlt dem Außenspieler manchmal das Fortune und die Kaltschnäuzigkeit. Torgefahr erweckt auch Bittencourt keine, für das Offensivspiel ist er aber trotzdem enorm wichtig.

Yuya Osako: Der Japaner ist ein Spieler, an dem sich die Geister scheiden. Auf der Tribüne wurden bereits Wetten angenommen, wie häufig er wohl gegen Mainz ausrutscht. Mit meinem Tipp (6) lag ich weit daneben, weil Osako erstaunlich standfest blieb und lediglich einmal wegrutschte. Während nun im weiteren Spielverlauf die Anzahl der Schimpfwörter, die mein erweiterter Umkreis gen Osako schickte, immer höher wurde, war ich von seiner Leistung sogar ganz angetan. Zwar hatte der Japaner auch einige unglückliche Aktionen, doch er strotzte vor kreativen Ideen. Und kreative Ideen lassen sich manchmal eben toll umsetzen, wie zum Beispiel der Pass auf Kevin Vogt, manchmal gehen sie aber auch in die Hose, wie bei einigen gut gedachten Flanken. Fakt ist: Wenn es beim effzeh gefährlich wurde, war der variable Offensivspieler daran beteiligt. Dass seine Körpersprache, insbesondere nach eigenen Fehlern, den Betrachter gemeinhin zur Weißglut treiben können, ist allzu verständlich. Die fußballerische Leistung Osakos gegen Mainz war allerdings gar nicht schlecht. So ganz objektiv betrachtet.

© effzeh.com

© effzeh.com

Anthony Modeste: Haste scheiße am Fuß, haste scheiße am Fuß. Der Franzose fand überhaupt gar nicht ins Spiel und rannte in den ersten 45 Minuten nur hinterher, wenn er denn überhaupt mal rannte und nicht blöd in der Gegend rum stand. Vielleicht hat ihn sein Trainer mit dem nötigen Nachdruck auf dieses Verhalten verwiesen, denn nach der Pause zeigte sich der Angreifer deutlich engagierter. Dass er mit einem tollen Schuss aus spitzem Winkel eben wieder nur das Aluminium traf, ist bezeichnend. Hatte zudem Pech, als Schiedsrichter Stark Nico Bungert fälschlicherweise als Kölner Mittelfeldgenie identifizierte und dessen tollen Steilpass auf Tony als Abseits wertete.  Der Modeste der zweiten Hälfte, der die Bälle fest macht, sie toll weiterleitet und Kopfballduelle brachial gewinnt, ist auch ohne Tore sehr wichtig. Der Modeste der ersten Hälfte nicht.

Philipp Hosiner: Der Österreicher harmonierte nicht so richtig gut mit Sturmpartner Modeste. Während Hosiner stets engagiert anlief, nahm es sein Kollege mit dem Pressing eher etwas lockerer. Ein Stürmer darf die Riesenchance nach sieben Minuten auch gerne einmal reinmachen, doch Hosiner offenbarte schon Probleme bei der Ballannahme. In der Folge war der Ösi eigentlich komplett abgemeldet und wurde folgerichtig gegen Simon Zoller ausgewechselt.

Simon Zoller: Es gibt diese Spieler, die sorgen bei ihrer Einwechslung dafür, dass das eigene Publikum noch einmal Hoffnung schöpft, während dem gegnerischen Anhang plötzlich die Knie schlottern. Es gibt diese Spieler, die bei ihrer Hereinnahme die Mitspieler anpeitschen, sich neue Dinge wagen, den Spielverlauf auf den Kopf stellen. Die mit ihrer bloßen Anwesenheit einen Spielerverlauf auf den Kopf stellen können. Claudio Pizarro zum Beispiel, oder jeder Bankspieler des FC Bayern München. Und dann gibt es Simon Zoller, der als Einwechselspieler absolut gar keinen Effekt erzielt, weswegen man sich doch verwundert die Augen reibt, wenn man anlässlich der Einzelkritik die Top-Joker der diesjährigen Bundesligasaison durchgeht und diesen Simon Zoller mit zwei Joker-Toren in 131 Minuten an Position vier sieht hinter Robert-Ich-schieß-nach-meiner-Einwechslung-mal-ganz-Wolfsburg-auseinander-Lewandowski, Bas Dost und Leroy Sane stehen sieht. Das Spiel gegen Mainz führte diese Statistik jedenfalls ad absurdum.

Yannick Gerhardt: Stand auch noch kurz auf dem Feld. Möge der liebe Fußballgott Yannick Gerhardt künftig von blödem Fieber, schwerzhaften Prellungen und dem ganzen anderen Schweinskram endlich verschonen.

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