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Nachspiel

Unnötig zwei Punkte verschenkt

Die rot-weißen Helden verdaddeln zwei wichtige Punkte gegen Greuther Fürth. Zur Beruhigung schauen wir noch einmal auf die Tabelle.

© effzeh.com
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Eine Nacht drüber geschlafen und es bleibt ärgerlich. Man  braucht ja immer ein paar Stunden, um so ein Spiel dann rational noch mal zu überdenken – sofern das für einen eingefleischten Fan überhaupt möglich ist. Bei Abpfiff ist man noch wütend, langsam verfliegt die Wut dann oft in Zweifel und man pickt sich Spieler heraus, die vermeidlich Schuld am kollektiven Versagen der glorreichen Götter hatten. Man wird unfair und spricht dem eigenen Herzensclub die Erstligatauglichkeit ab nur um am kommenden Samstag in Aue dann freudetrunkend den Quasiaufstieg schon zu feiern  – Risse gedanklich in die Nationalelf zu befördern und Peter Stöger als Hennes Weisweiler den II zu titulieren.  Manchmal hilft eine Nacht – dann wenn der Alkohol im Blut verschwunden ist und man noch mal mit einer Tasse Kaffee den Blick auf die Tabelle wagt.
Der FC hat unnötig zwei Punkte verschenkt, gegen einen Gegner, der in der ersten halben Stunde reifer wirkte und schlussendlich auch nicht ganz unverdient einen Zähler aus Müngersdorf entführte. Aber was ist schon verdient?

Ausgangslage

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Es war alles bereitet für den großen Triumphmarsch unserer Helden. Flutlichtspiel, nahezu ausverkauft und sogar dass Karnevalstrikot fand wieder seine Berechtigung, um den Tabellen  Zweiten mal eben aus Müngersdorf zu beamen und das Punktepolster auf geschmeidige neun Punkte aufzustocken. Drei Tage vor Weiberfastnacht war das ja auch nicht zu viel verlangt. Zumal die Franken ja mit einem monströsen Norovirus befallen waren, der aber gar nicht so monströs war – sondern nur 1,5 Tage andauerte und von dem am Montagabend in Köln nichts mehr zu sehen war. Im Gegenteil. Miraculix schien den Kleeblättern irgendein Gebräu verabreicht zu haben, denn in der Startelf gab es für Couch Frank Kramer nur eine Änderung zu vollziehen. Gegenüber dem 1:1 gegen den KSC stand Weilandt unter den ersten Elf, da der Zaubertrank bei Stieber wohl nicht ganz anschlug.
Peter Stöger konnte auf die gesamte Menpower zurückgreifen, so gab es nur eine Änderung gegenüber dem Auswärtssieg in Sandhausen. Matze Lehmann kam nach seiner Gelbsperre wieder in die Mannschaft, Matuschyk nahm den gewohnten Platz auf der Bank ein.

Spielverlauf

Die erste halbe Stunde war aus der Sicht eines FC-Fans mehr so „lala“ und aus dem“ lala“ hätte nach sechs Minuten schon ein „OWEIH“ werden können. Nach einem Weilandt-Pass kam Füllkrug frei vor Horn zum Schuss, traf die Kugel aber nicht richtig. Der Ex-Bremer kam aber irgendwie dennoch an den Rebound und passte diesmal zu  Weilandt, der abzog aber seinen Meister in Timo Horn fand, der gedankenschnell die Situation erkannte und das Leder noch über die Latte befördern konnte.

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Das war in 30 Minuten die klarste Torchance. Der FC hingegen produzierte nicht eine einzige und man musste schon an das Spiel gegen Paderborn denken und schlimmstes befürchten. Wenn, ja wenn nicht Anthony Ujah einen Geistesblitz gehabt hätte. Nach Helmes-Ecke behinderten sich Baba und Röcker gegenseitig, sodass die Kugel über Wimmer bei Ujah landete. Am zweiten Pfosten zwirbelte Anthony das Leder in die Mitte, wo Wimmer den Ball dann ins Netz zimmert (36.).Aus dem Nichts war der FC erfolgreich und wurde nun von Minute zu Minute sicherer. In der 43. Minute hatte Helmes mit einem Kopfball noch einmal die Gelegenheit zu erhöhen. Es blieb aber zunächst bei der knappen Führung.

Während der effzeh nach der Pause unverändert wieder auf den Rasen kam, reagierte Kramer und brachte dann doch Stieber für den etwas unglücklich agierenden Weilandt . Die ersten Minuten nach Wiederanpfiff gehörten dem FC, der jetzt auch das Mittelfeld mehr übernahm und den Gegner schon in der eigenen Hälfte unter Druck setzte. Wiederum Helmes hatte die Möglichkeit, die Führung auszubauen. Allerdings fischte sich Hesl den Heber des Kölners (47.). Auf der Gegenseite setzte die SpVgg durch Trinks ein erstes Ausrufezeichen – Horn entschärfte den wuchtigen Schuss aufs rechte Eck (52.).
Im weiteren Verlauf kam von den Kleeblättern nicht mehr viel. Der FC dominierte das Spiel blieb aber bei den entscheidenden Pässen zu ungenau. Dennoch hatte man genug Möglichkeiten den Sack frühzeitig zu zumachen, gegen einen Gegner der in den Seilen hing. So schien es. Risse (65.) und Helmes (66.) brachten das Leder nicht an Hesl vorbei . Ujah  (69.)hatte bei einer Zwei-gegen-Eins-Situation den Ball an Brosinski verloren und Helmes schoss ungewohnt am Tor vorbei (73.).

Eigentlich deutete alles auf einen Dreier hin. Eigentlich. Dann kam die 86. Minute.  Ein Freistoß aus dem linken Halbfeld wurde auf Azemi verlängert der eiskalt zum 1:1 vollstreckte. Timo Horn sah dabei nicht sehr glücklich aus. Allerdings hätte es gar nicht zu dieser Situation kommen dürfen, da Brecko Gießelmann gar nicht berührte, somit auch nicht Foul spielte, so denn auch kein Freistoß ausgeführt werden durfte. Dass zusätzlich Azemi noch meterweit im Abseits stand vertuschen wir nur ungern. Also von Glück reden wir dann wieder nächste Woche, gestern war es definitiv nicht auf Seiten des effzehs.

Spieler im Fokus
Timo Horn: Viel Licht, im entscheidenden Moment leider auch Schatten. Glänzte in der 6. Minute mit einer starken Parade. Ansonsten bekam der junge Goalie nicht viel zu tun. Dass er aber noch kein ausgebuffter Keeper ist, sah man dann bei Azemi s Tor, der im Fünfmeterraum an Timo Horn den Ball vorbei spitzeln konnte. Ein etwas erfahrenerer Torwart hätte dieses Tor nicht kassiert.

Kevin Wimmer: Sensationelle Ruhe in den 1:1-Situationen und auch vorne erfolgreich. Der Österreicher wird von Spiel zu Spiel zum heimlichen Chef der Abwehrkette. Spieler des Spiels auf Rot-Weißer Seite.

Marcel Risse: Müssen wir uns um den gebürtigen Kölner sorgen? Im Jahr 2014 noch nicht annähernd an seiner Leistung von vor Jahresfrist. Viele Ballverluste und unglückliche Entscheidungen. Kann nur besser werden.

Anthony Ujah: Sehr viel unterwegs, vorne und hinten, aber auch zu kopflos und überhastet im Abschluss. Übersah mehrmals  den  besser postierten Mitspieler oder vertendelte aussichtsreiche Kontersituationen. Beim Tor aber mit einer blitzgescheiten Auflage für Kevin Wimmer.

Fazit
Im Prinzip ist ja nicht viel passiert schaut man sich die Tabelle an. Im Gegenteil der effzeh hat sogar seinen Vorsprung ausgebaut. Dennoch muss man festhalten: Unsere Geißböcke tat die Winterpause nicht so gut. Irgendwie fehlt die Lockerheit, um dann auch Spiele wie das gestrige erfolgreich zu gestalten. Was auffällt, dass die Außen etwas durchhängen und somit das gesamte Spiel etwas statischer wird. So gesehen in der ersten Halbzeit gegen Paderborn, so wie auch gestern in den ersten 30 Minuten. Der FC braucht neuerdings eine Anlaufzeit, um ins Spiel zu finden – das sollte man schleunigst ad acta legen, denn gegen effektivere Gegner kann das schwer ins Auge gehen.
Was einen aber positiv stimmen sollte sind die Aussagen der Spieler, wie auch des Trainergespanns nach dem Spiel. Jeder weiß worauf es ankommt und jeder erkennt auch die Fehler. Der effzeh hat die jüngste Mannschaft der Liga – sie lernt noch dazu. Jetzt kann man sich solche unnötigen Punktverluste noch leisten. Schauen wir mal wie es in vier Wochen aussieht. Wir sind gespannt.

Stimmen zum Spiel
Peter Stöger:
„Ich muss mit dem einen Punkt leben. Über 90 Minuten gesehen war sicher mehr drin, auch wenn wir in den ersten 45 Minuten nicht so gut im Spiel waren, weil die Fürther das sehr, sehr gut gemacht haben. Nach dem 1:0 bis zur 80 Minuten haben wir sehr viele gute Möglichkeiten, mit denen wir die Partie hätten entscheiden können. Das haben wir nicht gemacht. Dann ist die Gefahr immer groß, dass man mehr oder weniger aus dem Nichts den Ausgleich bekommt. Es ist schade, weil es von Miso kein Foulspiel war und das Tor aus Abseitsposition fiel. Aber so ist es.“

Kevin Wimmer: „Wenn man das Spiel über die 90 Minuten gesehen hat, dann war für uns mehr drin als nur der eine Punkt. Wir haben weiterstgehend das Spiel kontrolliert und hatten viele Möglichkeiten, auf 2:0 zu erhöhen, was uns allen in die Karten gespielt hätte. Dann kann man so ein Spitzenspiel auch mal beruhigt zu Ende spielen und muss nicht bis zum Ende zittern. Es ist natürlich doppelt bitter, dass wir noch so einen Gegentreffer kassiert haben. Das Trikot, mit dem ich in der ersten Hälfte das Tor geschossen habe, habe ich mir schon in der Halbzeitpause eingepackt. Das kommt an eine schöne Stelle in meinem Wohnzimmer.“

Timo Horn: „Ich habe schon gehört, dass das Gegentor Abseits war. Das muss ich mir noch einmal anschauen. Ilir Azemi war frei vor mir, aber in dem Moment denkt man nicht darüber nach, ob es Abseits ist oder nicht. Man will sein Tor verteidigen. Wenn ich zum Ball hingehe, riskiere ich einen Elfmeter, weil Azemi den Körper dazwischen hat. Leider konnte ich den Ball auch auf der Linie nicht mehr klären und so stehen wir am Ende mit einem Punkt da.“

Patrick Helmes: „Natürlich hätten wir gerne gewonnen, das wäre auch verdient gewesen. Wichtig war aber, das wir nicht verlieren und in so einem Spitzenspiel kann man auch mal unentschieden spielen.“

1. FC Köln: Horn – Brecko, Maroh, Wimmer, Hector – Lehmann, Gerhardt – Risse, Halfar (88. Matuschyk) – Helmes (79. Peszko), Ujah

SpVgg Greuther Fürth: Hesl – Brosinski, Mavraj, B. Röcker, Baba – Fürstner, Sparv (74. Azemi) – Weilandt (46. Stieber), Trinks (89. Sukalo), Gießelmann – Füllkrug
Tore: 1:0 Wimmer (37.), 1:1 Azemi (86.)

Gelbe Karten: Ujah (68.), Brecko (86.)

Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)

Zuschauer: 45.500

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