So, so. Ein Spitzenspiel war das also? Immerhin spielten ja die einzigen beiden Mannschaften, die in der zweiten Liga diese Saison noch ungeschlagen sind, gegeneinander. Der Tabellenführer aus Fürth – gestartet mit vier Siegen aus vier Spielen und die Nicht-Tabellenführer aus Köln, gestartet mit drei Unentschieden und einem Sieg.
So betrachtet war Greuther also Favorit, allerdings – und das ist statistisch verbrieft – tun sich die Kleeblätter traditionell schwer gegen das ehemalige Real Madrid des Westens. So überrascht es am Ende dann auch niemanden, dass mal wieder nur ein Unentschieden dabei herauskam. Für den effzeh das vierte in fünf Spielen.
Ausgangslage
Eigentlich recht simpel: Beide Mannschaften spielten um ihre Ungeschlagen-Serie, für den effzeh ging es am Ende des Tages aber doch um mehr. Schließlich wäre eine Niederlage gleichbedeutend mit einem deftigen Rückstand auf die Tabellenspitze gewesen.
Die Kadersituation war bei den Geißböcken im Vorfeld relativ entspannt. Lediglich die Langzeitverletzten (McKenna und Chihi) fehlten. Und die unendliche Geschichte um den Transfer von Slawomir Peszko fand mit seiner nicht rechtzeitig aus Italien eingetroffenen Spielberechtigung einen passenden letzten Akt. Für den Polen hieß es also noch mal warten.
Ansonsten verzichtete Peter Stöger auf größere Überraschungen in der Startelf und auch das System blieb das gleiche, wie gegen Sandhausen. 4-4-2 also, mit Pritsche und Ujah.
Spielverlauf
Ja, der Spielverlauf. Puh, der war vor allem: langsam. Die Gastgeber kamen besser ins Spiel und entwickelten in der Anfangsphase deutlich mehr Druck, als die etwas passiven Kölner. Ein halbwegs gefährlicher Schuss von Fürths Dominick Drexsler lässt sich als Torchance notieren. Timo Horn klärt zur Ecke.
Nach einer Viertelstunde begann dann auch der effzeh langsam mal am Spiel teilzunehmen, was aber lediglich bewirkte, dass sich beide Teams mehr oder weniger neutralisierten. Spannender wurde das Spiel dadurch nicht. Allerdings konnte man eine gesteigerte Defensivleistung ausmachen – allzu viel ließ die Kölner Abwehrkette nicht zu, auch wenn sie bei Standardsituationen nicht immer hundertprozentig sicher wirkte.
Das Spiel wollte auch im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit keine richtige Fahrt aufnehmen. Offensiv war das von der Stöger-Elf mal wieder nicht all zu viel. Aber mittlerweile weiß man ja, dass dieser Teil der Mannschaft sich gerne erst in der zweiten Halbzeit zur Arbeit meldet.
Und dieser Trend sollte sich dann auch nach Wiederanpfiff bestätigen. Der für Adam Matuschyk eingewechselte Yannick Gerhardt und der nun in die Mitte gerückte Daniel Halfar belebten das Kölner Offensivspiel deutlich. In der Folge war der effzeh nun die doch überlegene Mannschaft und hatte mehr vom Spiel als die Gastgeber. Einzig die wirklich klaren Torchancen fehlten nach wie vor. Die letzten Aktionen in der Offensive klappen immer noch zu selten. Unter anderem deshalb kamen die Gastgeber dann auch wieder etwas besser ins Spiel. Spannung, Tempofußball, Strafraumszenen? Mangelware.
Erst um die 70. Spielminute herum wurde das Spiel wieder lebhafter. Und es gab dann sogar mal Torchancen… diese werden von Kölns Lehmann und Fürths Stieber aber gleichermaßen kläglich vergeben. Auch in der Hinsicht taten sich die beiden Teams nicht allzu viel. Es folgten noch ein parierter Torschuss von Marcel Risse und ein Abseitstor vom eingewechselten Maurice Exslager. Dann beschlossen beide Teams offenbar, dass man mit einem Punkt gut leben kann. Spiel vorbei.
Spieler im Fokus
Marcel Risse: Beim Heimsieg gegen Sandhausen mit zwei Toren der Matchwinner, war der gebürtige Kölner heute eher schwach. Viele Ballverluste, viele geblockte Schussversuche. So wirklich gelingen wollte Risse nicht viel.
Anthony Ujah: Der Hoffnungsträger zeigt weiter eine negative Tendenz. War als Mittelstürmer kaum bis gar nicht ins Spiel eingebunden, lieferte, wenn er denn mal aktiv am Spielgeschehen teilnahm, lediglich Fehlpässe. Wurde daher am Ende zurecht ausgewechselt und braucht vielleicht mal eine Pause.
Daniel Halfar: In der zweiten Halbzeit in mittiger Position einer der kölschen Lichtblicke. Dribbelstark, aktiv und mit ganz brauchbaren Pässen. Einzig im Abschluss noch zu überhastet und nicht cool genug.
Yannick Gerhardt: Mit seiner Einwechselung wurde Köln aktiver und hatte Torchancen. Viele gute Pässe und Laufarbeit, hin und wieder auch mal mit einem Ballverlust. Insgesamt dürfte sich der Fritz-Walter-Medaillengewinner aber noch mal deutlich für seinen nächsten Einsatz von Beginn an empfohlen haben.
Fazit
Gerechtes Remis – mit ein bisschen mehr Kaltschnäuzigkeit in der zweiten Halbzeit hätte der effzeh das Ding aber auch gewinnen können, dürfen – vielleicht sogar müssen. Aber die fehlt nach wie vor, die Offensivabteilung kommt zu selten wirklich ins Tempospiel, die Passgenauigkeit hat Steigerungsbedarf und die Einbindung der Mittelstürmer klappt auch noch nicht so wirklich. Vorne also alles beim alten.
Dennoch sollte man das Spiel nicht allzu schwarzmalen, immerhin hatte Fürth bisher jedes Spiel gewonnen und man musste auswärts ran. Daher kann man mit einem Punkt halbwegs leben und die positive Entwicklung der Defensive zur Kenntnis nehmen. Dennoch wären drei Punkte für das Aufstiegsrennen deutlich komfortabler gewesen.
Stimmen zum Spiel
Dominic Maroh:“Es ist echt gut, dass wir die Null hinten wieder gehalten haben. Wir werden da langsam stabil und das hat sich ja über die Wochen auch entwickelt. Offensiv hätten wir den ein oder anderen Konter besser ausspielen können. Ich glaube da hatten wir richtig gute Situationen, wo wir aber den Ball zu schnell verlieren. Man ärgert sich etwas darüber, aber ich glaube man kann mit einem Punkt beim Tabellenführer gut leben. Heute war es wieder ein kleiner Schritt nach vorne, Lautern hat verloren, Fürth hat wie wir noch kein Spiel verloren, das scheint im Moment alles relativ ausgeglichen. Ich denke ab dem Spieltag 8, 9 oder 10 kann man erst so richtig eine Bilanz ziehen. Ich denke wir machen vieles richtig, die Jungs haben alle Gas gegeben – haben auch Fehler gemacht – aber wichtig ist, dass man sich nach den Fehlern nicht versteckt und das haben wir nicht gemacht. Ich bin stolz auf das Team.”
Jörg Schmadtke: „Wir bewegen uns in die richtige Richtung. Ich habe über 90 Minuten eine stabile Defensive gesehen und eine Mannschaft, in der zweiten Halbzeit, die sich mehr zugetraut hat. Und wenn wir jetzt noch ein bisschen mehr Rückenwind kriegen, dazu sind die Ergebnisse wichtig, wird das natürlich alles noch besser. Ich finde wir bewegen uns deutlich in die richtige Richtung. Das war ein sehr gutes Auswärtsspiel, schließlich haben wir hier beim ungeschlagenen Tabellenführer gespielt, von daher ist das ein Ergebnis mit dem wir leben können.
Wenn ich höre Fürth hätte nicht wie ein Tabellenführer gespielt, das ist richtig. Da kann man jetzt sagen, die sind gar nicht so gut oder aber man sagt, der 1.FC Köln hat ein richtig gutes Auswärtsspiel gemacht. Ich muss sagen wir haben über weite Strecken extrem diszipliniert gespielt und haben in der zweiten Hälfte noch nicht perfekt, aber gut nach vorne gespielt. Gefühlt waren wir eher an einem Sieg dran als Fürth.
Wir sind noch früh in der Saison, man muss mal etwas geduldiger sein. Nicht so unentspannt hier. Wenn die Mannschaft so spielt sehe ich keine Veranlassung in der Defensive noch irgendeinen Schnellschuss zu machen. Da kaufe ich lieber einen neuen Kunstrasen für die Jugend, Das wäre ja auch mal ein Zeichen!“
Peter Stöger: „ Ich finde es war okay. Ich bin zufrieden. Wir haben den Fürthern wenig Möglichkeiten aus dem Spiel heraus gelassen. Taktisch haben wir das ordentlich gemacht. Wir haben Kontermöglichkeiten gehabt, die wir nicht sauber ausgespielt haben, sonst hätte das Ergebnis positiver für uns ausgehen können. Alles in allem ist das Unentschieden in Ordnung. Die zweite Halbzeit war natürlich besser, da haben wir mehr Druck nach vorne gemacht und waren auch da die bessere Mannschaft. Das zeigt auch, dass wir körperlich immer noch nachlegen können. Das ist absolut positiv! In der ersten Halbzeit waren wir offensiv zu zaghaft, da haben wir uns nicht viel zugetraut. In der Halbzeit haben wir dann die Devise ausgegeben, wir wollen nicht mehr abwarten sondern selbst aktiver werden und auf drei Punkte spielen. Hätten wir 1:0 gewonnen hätte man gesagt, super Spiel – perfekte taktische Ausrichtung, so muss man sagen: war okay!“