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Nachspiel

The Walking Dead

Zwei Minuten Tiefschlafphase und ein Alptraum, aus dem der effzeh erst spät wieder aufwachte. Oder auch: Das Aus im Breisgau.

© effzeh.com

“Die permanente Zombiebedrohung ist nur Hintergrund, es gibt kein permanentes, pausenloses Zombiegesplatter – im Vordergrund stehen gruppeninterne Konflikte und Spannungen sowie Differenzen mit Außenstehenden” – so beschreibt das allseits beliebte Wikipedia den Reiz der US-Kultserie The Walking Dead, und die derzeitige Misere des eigentlich doch so wundervollen ersten Fußballclubs Köln, der sich beim 1:2 im Breisgau von seiner schlechten Seite zeigte.

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Nach einem ganz merkwürdigen Auftritt scheidet der effzeh völlig verdient mit 1:2 aus dem Pokal aus, obwohl er mehr Chancen produzierte als in der gesamten Bundesligasaison zusammen. Dabei fragte man sich nach dem Spiel: Warum eigentlich? An der Leistung der Mannschaft kann es kaum gelegen haben, die war in Freiburg nämlich besorgniserregend.

Ohne Stimmung der Gästefans schaffte es die zunehmend verunsicherte Mannschaft von Peter Stöger bereits zum dritten Mal in Folge ein Gegentor in den ersten 20 Minuten zu kassieren, zeigte dann eine gruselige erste Hälfte und eine ganz merkwürdige zweite, in der man das Gefühl hatte, dass die Mannschaft zwar irgendwie wollte, dann aber doch nicht mit letzter Konsequenz, stattdessen aber mit Pech, Unvermögen und Ratlosigkeit agierte.

Ausgangslage

Nach der Horrorvorstellung zwischen beiden Mannschaften in der Hinrunde, als der effzeh sang- und klanglos mit 0:1 verlor und anschließend lang und breit über das “Pfiffe”-Gate diskutiert wurde, und den letzten Vorstellungen des Karnevalsvereins Rot-Weiß durfte man vor dem Spiel mit dem Schlimmsten rechnen. Nach dem couragierten Auftritt in München reiste der effzeh dann aber doch mit einem Funken Selbstvertrauen in den Süden.

Zudem war ja klar: Es ging um nichts. Nun, es ging um Geld fürs Weiterkommen. Gar nicht einmal so wenig. Doch wer die Verantwortlichen vor dem Spiel hörte, der wusste, dass beide Teams derzeit andere Sorgen haben als bereits für einen Triumph im DFB-Pokal im Mai zu planen. Zu bescheiden läuft es bei beiden derzeit im Alltagsgeschäft Bundesliga, zu groß sind die Probleme in beiden Lagern. Die Freiburgern konnten sich wenigstens vorher des Supports ihrer Fans gewiss sein.

Personal

Ganz bitter für den effzeh: Leitwolf Slawo Peszko fehlte gesperrt und konnte daher nicht wie gewohnt über die Außenbahn wirbeln. Dafür stand aber Kapitän Miso Brecko zum zweiten Mal in Folge in der Startelf. Während hinten alles beim Alten blieb und Jonas Hector auch wieder auf seine angestammte Linksverteidigerposition rückte, wurde vorne erneut ein wenig durchrotiert. Yuya Osako flog aus der Startformation, stattdessen sollte eine Dreierreihe bestehend aus Olkowski, Halfar und Risse Ein-Mann-Abrissbirne Anthony Ujah unterstützen.

Bei den Breisgauern stand die graue Eminenz Torrejon nach Sperre in der Liga wieder in der Innenverteidigung, außerdem hatte Mujdza den Ex-Kölner Sascha Riether als Rechtsverteidiger ersetzt. Ansonsten sah man viele junge Spieler, deren Nachnamen eigentlich Vornamen sind. So wie Klaus, Philipp oder Günther. Vielleicht sind die wegen ihrer reifer klingenden Namen auch ein Stück näher dran am Profigeschäft. Lucas klingt da ja zum Beispiel noch sehr unreif. Aber nun ja, lassen wir das und kommen zum…

Spielverlauf

Die elf Geißböcke auf dem Feld hatten sich viel vorgenommen. Gleich zu Beginn stand der effzeh ungewöhnlich hoch, so dass das Taktik-Genie am Sky-Mikrofon bereits vom bärenstarken Gegenpressing der Kölner sprach und den Fehlern, die das Stöger-Team so zwangsläufig provozieren würde. Einen davon hätte Daniel Halfar nach drei Minuten sogar fast genutzt, wenn er ein torgefährlicher Mittelfeldspieler wäre und Freiburg im Sommer nicht diesen starken Keeper aus der Torwartnation Schweiz verpflichtet hätte.

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Nach fünf Minuten Super-Gegenpressing stellte der effzeh dann das Fußballspiel bis auf Weiteres ein und begann stattdessen unerklärliche Fehlpässe am laufenden Band zu spielen und durch schlechtes Stellungsspiel ganz viele offene Räume zu lassen. Zwischen viel Rumgestolper auf beiden Seiten fielen allerdings noch zwei Freiburger Tore und Pete Olkowski ließ die erste Hundertprozentige der Kölner aus. Es sollten noch viele andere folgen. Ach ja, die Tore. Da konnte der SCF selbst relativ wenig für. Das erste fiel nach einer Ecke, die ihnen Schiedsrichter Gräfe fälschlicherweise zusprach durch einen astreinen Kopfballtreffer von Anthony Ujah, der sich davon verwirren ließ, dass sein Kapitän Miso Brecko nur ganz zögerlich zum Ball ging, nur um ihn dann doch nicht zu berühren. Dieses Verhalten sollte der Nigerianer nach mehr als zwei Jahren nun eigentlich von seinem Capitano kennen. Beim zweiten Treffer zeigte Timo Horn, dass er eben noch kein ganz kompletter Keeper ist, als er ein wenig zu spät aus seinem Kasten eilte und den völlig freien Darida gewähren ließ. Der schaffte es nur eine Minute nach dem 1:0 aus spitzem Winkel ins leere Tor einzuschieben – eine banale Aktion, die Olkowski nur wenige Minuten später aus stumpfem Winkel nicht gelang.

Da Peter Stöger wohl eher nicht zu den Trainer gehört, die ihr Team nach so einer Halbzeit mit einer flammenden Ansprache komplett heiß machen, kam der effzeh zwar wie immer fünf Minuten früher aus der Kabine, um sich warm zu machen, schien aber auch danach nicht so richtig mit letzter Konsequenz auf einen Anschluss zu drängen. Lediglich Neuzugang Deyverson, der zur Halbzeit eingewechselt wurde, warf sich in jeden Zweikampf, in jedes Kopfballduell und wirkte als einer der einzigen Spieler von der Körpersprache so, als wolle er das Ding tatsächlich noch in die Verlängerung bringen.

Unmöglich war es nämlich nicht. Obwohl der effzeh weiterhin große Probleme offenbarte überhaupt mal eine strukturierten Angriff zu starten, kam er in Person von Kevin Vogt doch immer wieder zu hochkarätigen Chancen. Drei Riesengelegenheiten vergab der Mittelfeldmann aber freistehend vor Bürki kläglich. Spätestens nach dem verschossenen Elfmeter von Darida dachte man, dass jetzt vielleicht noch einmal ein Ruck durchs Team geht, doch irgendwie hat es die Mannschaft scheinbar verlernt mit vollem Risiko vorne anzurennen. Immerhin köpften nun die hochathletischen Al Deyver und Ujah im Verbund jeden Ball im Umkreis von zehn Kilometern um das Mage Solar Stadion. Die brasilianische Neuverpflichtung schaffte es dann schließlich in der 89. Minute mit einem sehenswerten Rückzieher-Schuss den bärenstarken Bürki zu überwinden.

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In der fünfminütigen Nachspielzeit warf der effzeh dann doch noch einmal alles nach vorne, verlor hier aber auch wieder durch dämliche Fouls und völlig unnötige Ballverluste wertvolle Zeit. So stand am Ende trotz eines ganz deutlichen Chancenübergewichts eine verdiente Niederlage.

Spieler im Fokus

Deyverson: Der Brasilianer wird seinen Berater wahrscheinlich schon jetzt töten wollen. Als Stürmer hat man es in Köln nicht gerade leicht sich zu empfehlen. Besser gesagt: Man hat es sehr sehr schwer. Deyverson schaffte es trotzdem. Auch wenn es für die Mannschaft ein trauriges Zeichen ist, dass der Neuzugang in einer so schwierigen Phase vorangehen muss, ist es für die Bewertung des Brasilianers durchaus positiv. Er eignete sich gut für die nicht immer leichte Verwertung der Millionen von planlosen langen Bälle und war ein absoluter Aktivposten, der auch ein sehr ansehnlichen Treffer erzielte. Zudem ergänzte er sich gut mit Ujah. Stammelfempfehlung für das Spiel gegen Frankfurt also.

Timo Horn & Anthony Ujah: Beide waren Hauptschuldige bei den beiden Gegentoren und trotzdem waren sie die wohl besten FC-Spieler auf dem Feld neben Deyverson. Das sagt schon vieles.

Kevin Vogt: In den letzten Wochen läuft relativ wenig zusammen für den Ex-Augsburger. Schon gegen die Bayern agierte Vogt äußerst unglücklich und sucht bereits seit Beginn des Jahres nach seiner Form aus der Hinrunde. Goalgetter wird er in diesem Spiel wohl auch nicht mehr. Wäre Yannick Gerhardt nicht krank, so täte Vogt wohl eine Pause gut.

Fazit

Wandelnde Tote, nicht viel mehr waren viele FC-Spieler auf dem Feld gegen den SC Freiburg. Es wurde keine Pokalschlacht mit erbittertem Kampf, sondern ein zerfahrenes Spiel zweier unterdurchschnittlicher Bundesligamannschaften, in dem sich die Kölner eine zweiminütige Tiefschlafphase gönnten und bei allen Bemühungen danach nicht mehr so recht aus dem Alptraum aufwachten.

Es war eine Niederlage, die trotz des Geldes ergebnistechnisch nicht unbedingt wehtut, die aber tief blicken ließ auf den derzeitigen Zustand des Teams, das sich durch zwei Gegentore komplett aus dem Konzept bringen ließ. Tabellarisch sieht es in der Liga gerade gar nicht so schlecht aus. Folgen dort aber mehr solcher Leistungen, könnte sich dies bald schon ändern.

Die Statistik des Spiels

1. FC Köln: Horn – Brecko, Maroh, Wimmer, Hector (46. Deyverson) – Vogt (79. Nagasawa), Lehmann – Olkowski, Halfar (63. Svento), Risse – Ujah

SC Freiburg: Bürki –Günter, Torrejon, Höhn, Mujdza – Schmid, Darida (85. Höfler), Schuster, Philipp –Schahin, Mehmedi

Tore: 1:0 Ujah (17. Eigentor), 2:0 Darida (18.), 2:1 Deyverson (89.)

Gelbe Karten: Maroh (23.), Lehmann (31.), Mujdza (60.), Ujah (77.), Schahin (87.)

Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin)

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