Unser glorreicher effzeh wird in die Bundesliga aufsteigen. Daran gab es eigentlich keine Zweifel, und wenn doch, dann sind sie spätestens seit Samstagmittag ausgeräumt. Bielefeld hieß der Gegner, 2:0 lautete das Endergebnis. Viel mehr wird von diesem Spiel nicht in Erinnerung bleiben. Egal. Ein riesiger Schritt in Richtung Aufstieg, neun Punkte Vorsprung auf Platz drei und beim nächsten Heimspiel gegen Bochum wird dann der endgültige Aufstieg gefeiert. Danke. Bitte. Weiterlesen.
Ausgangslage
„Wir steigen auf und ihr steigt ab“ – sangen die FC-Fans während des Spiels gegen die Gäste aus Ostwestfalen immer wieder. Und damit wäre die Ausgangslage vor dem 28. Spieltag dann auch treffend auf den Punkt gebracht. Der glorreiche erste Fußballclub der Stadt Köln steht an der Spitze der zweiten Bundesliga und empfängt einen Abstiegskandidaten aus der Provinz. Immerhin scheint Bielefeld mehr Einwohner zu haben als Aalen oder Sandhausen, denn der Gästeblock im Müngersdorfer Stadion war angenehm gut gefüllt. Zudem ist es das Aufeinandertreffen der besten Abwehrreihe im deutschen Profi-Fußball mit der schwächsten Defensive in Liga zwei.
Da der Verein aus der verbotenen Stadt dem FC am Freitagabend durch den Auswärtssieg in Paderborn einen echten Gefallen getan hatte, war klar, dass der effzeh mit einem Heimsieg nicht nur einen weiteren großen, sondern einen riesigen Schritt in Richtung Bundesliga-Aufstieg machen konnte. Für die Arminia geht es im Saisonendspurt dagegen ums Überleben. Einen Punkt beträgt der Rückstand auf Relegationsplatz 16 vor dem Spiel. Für die Elf des „Ich-denke-man-sieht-ganz-klar-dass-ich-auch-eine-Wunde-davongetragen-habe“-Trainers Norbert Meier wäre mindestens ein Punkt in der Domstadt also enorm wichtig gewesen.
Personal
Zwei Teilstücke der besten Defensive Deutschlands fielen aus. Miso Brecko fehlte gelbgesperrt, Kevin Wimmer zog sich unter der Woche im Training eine Verletzung zu. So kam es, dass Routinier Kevin McKenna zu seinem ersten Einsatz in dieser Saison von Beginn an kam. Und die kanadische Eiche, dessen auslaufender Vertrag am Saisonende wohl trotzdem nicht verlängert wird, machte einen sehr guten Job. Dies gilt mit Abstrichen auch für Marcel Risse, der auf der ungewohnten Rechtsverteidigerposition ein ordentliches Spiel machte, in der Rückwärtsbewegung aber immer wieder Probleme hatte. Ansonsten durfte unser Super-Japaner „Tsubasa“ Nagasawa wieder von Beginn an spielen, hinter der einzigen Spitze Patrick Helmes. Bei den Gästen von der Alm stand mit Kacper Przybylko ein Spieler auf dem Platz, der aktuell dem effzeh gehört. Ein zweiter, nämlich Stephan Salger, spielte lange in Köln und jetzt nun mal in Bielefeld. Sachen gibt´s.
Spielverlauf
Wie zuletzt immer im eigenen Wohnzimmer begann der FC druckvoll. Ein schnelles Tor war das Ziel. Klappt dies, dann kann der effzeh in dieser Saison beruhigt Spiele gewinnen (siehe die Heimsiege gegen Union und Karlsruhe), gelingt dies nicht, können auch Gegner wie Aalen oder Ingolstadt zu einer unüberwindbaren Hürde werden. Gegen die forsch attackierenden Bielefelder dauerte es zwölf Minuten bis Daniel Halfar (übrigens ein Ex-Armine) dem eigenen Anhang den ersten Glücksmoment des frühen Samstagmittags bescherte. Hätte Nagasawa nicht Ortega angeschossen, wäre Halfars
Nachschuss nicht von einem Bielefelder Verteidiger abgewehrt worden und wäre der anschließende Kopfball des Technikers nicht um Zentimeter am rechten Torpfosten vorbeigesegelt, dann wäre dem FC früh auch der zweite Treffer gelungen. Da aber auch Jonas Hector kurze Zeit später in Ortega seinen Meister fand, blieb es bei einer knappen Führung für den effzeh, der defensiv im ersten Durchgang kaum in Bedrängnis geriet. Kopfballungeheuer und Fußballgott Kevin Mc Kenna räumte – in Zusammenarbeit mit Dominic Maroh – in der Zentrale alles, wurde dafür zurecht mit Szenenapplaus und Sprechchören bedacht. Je länger das Spiel dauerte, desto mutiger wurden die Gäste, die in der Schlussphase der ersten Halbzeit einige Standardsituationen um den FC-Strafraum herum bekamen. Wirklich eingreifen musste Kölns Keeper Timo Horn aber nicht.
Das änderte sich auch nach dem Seitenwechsel nicht. Bielefeld war bemüht, hatte phasenweise sogar mehr vom Spiel, doch „Pritsche“ und der eingewechselte Fabian Klos überboten sich in Harmlosigkeit. Auf der Gegenseite lief bei den Gastgebern spielerisch wenig zusammen. Der glücklose Patrick Helmes wurde durch Finne ersetzt, Ujah kam für Nagasawa. Und schließlich war es eine Kombination der beiden Eingewechselten, die die Entscheidung in diesem unspektakulären Zweitligakick herbeiführte. Sekunden nachdem der junge Finne noch im Eins-gegen-Eins am guten Ortega gescheitert war, bediente er Ujah mit einer flachen Hereingabe und der „Kölsche Jung“ ließ sich diese Chance am kurzen Pfosten nicht entgehen. Es war sein erstes Tor seit dem Siegtreffer in der verbotenen Stadt. Erleichterung beim Torschützen, Erleichterung bei den Mitspielern und Erleichterung auf den Rängen. Das Ding war durch, drei Punkte eingefahren und der nächste große Schritt gemacht. Auch wenn Matthias Lehmann in der Schlussminute noch das 3:0 hätte erzielen müssen, an diesem Samstagmittag war´s egal!
Spieler im Fokus
Kevin McKenna: Good old McKenna ist ein Phänomen. Mit der Spielpraxis von einem Zwei-Minuten-Einsatz in Kaiserslautern lief der 34-Jährige Kanadier erstmals in dieser Saison von Beginn an auf. Und McKenna machte einen tollen Job. Gute Antizipation und nahezu perfektes Stellungsspiel. Vom Kopfballspiel brauchen wir erst gar nicht anfangen. Von der Einstellung her, kann es kaum ein Spieler mit dem Routinier aufnehmen. Ganz klar: Kevin McKenna darf den FC nicht verlassen! Wenn nicht als Spieler, dann haltet ihn bitte in anderer Funktion! Ach übrigens: Sogar einen Sprint legte die kanadische Eiche am Samstag hin: Aus der eigenen Hälfte lief McKenna mit ausgestreckten Armen über den halben Platz zu Daniel Halfar, um die Führung zu bejubeln.
Bard Finne: Zitat Express: Was ist der Unterschied zwischen der linken und der rechten Rheinseite? Der Finne auf der linken Seite funktioniert. Zitat Ende. Kann man lustig finden, muss man aber nicht. Fakt ist, auf engstem Raum ist der kleine Norweger eine Waffe. Hat er aber Platz und Zeit zum Nachdenken, dann merkt man, dass der eben doch noch ein Junge ist. Hätte alleine vor Ortega alles klarmachen können, setzte Ujah wenig später aber klasse in Szene.
Anthony Ujah: Jaaaaaa, endlich wieder ein Ujah-Tor. Die Zeit des Zählens von Minuten ist endlich vorbei. Einwechslung, Torschuss, Tor, Job erfüllt. Gerne wieder öfter.
Fazit
Ein letztlich verdienter Heimsieg, da Bielefeld zwar ordentlich mitspielte und durchaus in Ansätzen Gefahr ausstrahlte, insgesamt aber zu harmlos war, um einen durchschnittlichen 1. FC Köln großartigin Bedrängnis zu bringen. Dem FC reichten ein paar gelungene Aktionen, um einen Pflichtsieg einzufahren, an den sich spätestens am Saisonende niemand mehr erinnern wird.
Stimmen zum Spiel
Timo Horn: „Nach dem Paderborn Ergebnis wussten wir wie wichtig ein Dreier heute sein wird im Aufstiegskampf! Es wir für die Konkurrenten jetzt sehr schwer uns einzuholen. Ich denke das war ein souveräner Sieg heute. Für Tony freut es mich dass er wieder mal getroffen hat, auch bei Dominic Maroh muss ich mich bedanken, dass er das Gegentor noch verhindert hat. Aber generell haben wir heute eine gute Leistung gezeigt.
Auch in der vorherigen Spielen hatten wir immer Phasen im Spiel, wo wir nicht so konzentriert waren, auch dieses mal nicht, aber im Endeffekt haben wir dann auch immer wieder die Spiele in die Hände genommen wie dieses mal auch. Wir hatten zum Ende hin mehrere Chancen herausgespielt, waren da leider auch nicht so zielstrebig, sonst hätten wir das Spiel schon früher für uns entschieden.
Dass wir wieder zu Null gespielt haben ist eine schöne Randnotiz und zeigt unsere gute Defensivarbeit!
Gut dass wir jetzt mit dem Polster nach Berlin fahren können!“
Jonas Hector: “Wir haben völlig verdient gewonnen, auch wenn wir zu Beginn der zweiten Halbzeit ne kleine Schwächephase hatten. Aber wir haben uns ja wieder gefangen und auch zum Glück das 2:0 gemacht. Wir haben jetzt ne richtig gute Ausgangsposition uns geschaffen mit neun Punkten auf den dritten Platz. Sieht gut aus! Wir sollten aber jetzt nicht mit der ganzen Euphorie überheblich werden, sondern weiter konzentriert arbeiten.“
Daniel Halfar: „Super wichtiger Sieg nach der Niederlage von Paderborn. Wir wollten heute alle unbedingt den Sieg und ist ja auch gut gegangen und schön, dass es jetzt auch mal mit einem Heimtor bei mir geklappt hat. Wir sind auf einem guten Weg und ich hoffe , dass wir das jetzt auch schaffen. Für Tony freut es mich, dass tut ihm sicher gut und Kazuki ist ein richtig feiner Techniker, macht Spaß mit ihm zusammen zu spielen.“
Peter Stöger: „Das war heute ein wichtiger Schritt, aber es war noch nicht der letzte Schritt! Wir haben der Konkurrenz mit dem Vorsprung jetzt einiges aufzulösen gegeben haben und das ist erfreulich. Das macht mich richtig stolz, dass die Jungs in den letzten Wochen nochmal richtig nachlegen konnten. Wir werden jetzt auch nicht nachlassen. Wir freuen uns, dass wir ein wichtiges Spiel gewonnen haben aber das war‘s dann auch schon!
Ich freu mich so für Halfar weil wir ja sieben oder acht Monate die Diskussion hatten wann er trifft, dabei war es nur eine Frage der Zeit wann ein Spieler mit seiner Qualität trifft. Gleiches gilt für Ujah, man hat ja in den letzten Wochen mitbekommen dass wir ihn unterstützen. Er ist ein sehr wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft und er hat viel dafür getan, dass wir oben stehen. Dass er getroffen hat, da geht mir das Herz auf! Echt! Und ich weiß wie Tony tickt und ich weiß, dass das Tor ihm wahnsinnig gut tut! Wir freuen uns sehr auf Union Berlin, die haben ne coole Hütte!“
1. FC Köln: Horn – Risse, Maroh, McKenna, Hector (79. Gerhardt) – Matuschyk, Lehmann – Nagasawa (67. Ujah), Halfar, Peszko – Helmes (58. Finne)
Arminia Bielefeld: Ortega – Appiah, Burmeister, Salger, Feick – Schütz, Fießer (63. Klos) – Müller, Schönfeld, Lorenz (81. Hille) – Przybylko (73. Sahar)
Tore: 1:0 Halfar (12.), 2:0 Ujah (75.)
Gelbe Karten: Nagasawa – Müller, Schönfeld
Schiedsrichter: Leicher (Landshut)
Zuschauer: 48.900