Effizienz im Abschluss und Rhythmuswechsel im Pressing
2. Spieltag: VfB Stuttgart – 1. FC Köln 0:2
Beim VfB Stuttgart erwischten die Kölner einen Traumstart. Nach einer kurzen Phase des hohen Mittelfeldpressings zog sich die FC-Elf etwas weiter zurück und formierte ein 4-4-2-0, bei dem die Stuttgarter Sechser zwar frei, jedoch nicht vollkommen unbedrängt gelassen wurden. Osakos und Ujahs Präsenz genügte, um die Stuttgarter Innenverteidiger davon abzuhalten, ihre Vorderleute anzuspielen.
Der VfB wurde so auf die Flügel gedrängt, wohin der Aufsteiger konsequent nachschob. Der ballferne Außenverteidiger blieb dabei teilweise in leicht zockender Position bereit für Spielverlagerungen – oder Gegenstöße. Mit den ersten beiden richtigen Torchancen – begünstigt von individuellen Fehlern der Gastgeber – ging Köln mit zwei Toren in Führung, was den restlichen Verlauf der Partie klar prägte.
Passivität schläfert Stuttgart ein
Das tiefe und vor allem passive Mittelfeldpressing wurde zur Regel, Phasen des höheren Mittelfeldpressings, bei dem Vogt teilweise herausrückte und 4-1-3-2-Ordnungen herstellte, blieben eingestreute Ausnahmen. Stuttgart schläferte sich in der Folge selbst ein. Der bedauernswerte Romeu, der trotz Pressingresistenz wegen der Nähe zu Osako und Ujah im Mittelfeld kaum angespielt wurde, kippte immer tiefer ab und sammelte zusammen mit den Innenverteidigern fleißig Ballkontakte (Romeu: 122, Rüdiger: 137, Schwaab: 132). Den FC störte das nicht, die Geißböcke blieben diszipliniert in ihrer Ordnung und warteten auf weitere Umschaltmomente.
Erst spät im Spiel wurde Stuttgart durch dynamische Vorstöße und Einzelaktionen auf dem Flügel etwas gefährlicher, konnte jedoch nur aus schlechten Positionen flanken. Maroh und vor allem Wimmer klärten in diesen Szenen konsequent, Ibisevic erhielt zudem zu wenig Unterstützung. Weil die Kölner durch ihre gute vertikale Kompaktheit auch dafür sorgten, dass sich kaum einmal ein Stuttgarter zwischen den Linien anbot, waren auch die geklärten zweiten Bälle stets beim FC.
Verhindern von Kontern und Probleme mit der vertikalen Anbindung
3. Spieltag: SC Paderborn – 1. FC Köln 0:0
Im Auswärtsspiel gegen den SC Paderborn verzichtete Peter Stöger auf Yuya Osako, der eine strapaziöse Länderspielreise hinter sich hatte. Für ihn kam Neuzugang Simon Zoller in die Startelf, womit sich die Grundausrichtung im Offensivspiel änderte. Anders als Osako spielte Zoller eher tor- statt ballorientiert. Zurückfallende, überladende Bewegungen sah man dementsprechend nicht – man sah anfangs ein sehr klassisches 4-4-2.
“Wir hatten uns erhofft im Umschaltspiel mit seiner Schnelligkeit mehr Chancen herausspielen zu können”, sagte Stöger nach der Partie, merkte aber an, man habe zu viele hohe, lange Bälle gespielt. Paderborns Überzahl im Zentrum wurde zusätzlich dadurch verstärkt, dass Halfar sich weniger in die Mitte orientierte als üblich, sodass Köln sich sehr auf das Flügelspiel fokussierte – immerhin hatte dies nach nur 14 Sekunden die erste Großchance gebracht, als Ujah sich einmal mehr an den langen Pfosten orientierte und nach Zoller-Flanke fast den Führungstreffer köpfte.
Ohne Osako fehlt die Anbindung
Als man in den ersten Minuten mit hohem Mittelfeldpressing dominant war und Paderborn zu vielen langen Bällen zwang, wurden die Probleme von Osakos Fehlen deutlich. Im 4-4-2 gab es gegen den SCP, der im Pressing flexibel zwischen 4-1-4-1, 4-5-1 und 4-4-1-1 wechselte, kaum vertikale Anbindung im Zentrum. Osakos Zurückfallen, das sonst für Überladungen im Zehnerraum oder in den Halbräumen – vor allem in Kombination mit Halfars Einrücken – sorgt, konnte in dieser Grundausrichtung nicht kompensiert werden. Nach gut 20 Minuten wechselten Halfar und Risse die Seiten, was eine potenziell interessante Änderung der Grundausrichtung zur Folge hatte. Halfar spielte sehr zentral und bot sich in den Engen des Paderborner Zentrums an. Risse hingegen agierte fast permanent auf einer Höhe mit Ujah und Zoller in einem Dreiersturm.
Kein Risiko! Die Kölner zeigten sich jedoch sehr vorsichtig im Aufrücken. Die Außenverteidiger nahmen in der geregelten Ballzirkulation zwar eine hohe Grundposition ein, schoben von dort aus aber nur sehr vereinzelt vor – vielmehr dienten sie als sichere Rückpass- bzw. Verlagerungsoptionen. Paderborn konnte das Mittelfeldband folglich problemlos weiter zusammenziehen, was die Lage für Halfar nicht einfacher machte.
Weil Lehmann etwas zu weit zurückfiel, um das Spiel aufzubauen, blieb im Zentrum nur noch Vogt als Option für den letztjährigen Zweitligameister. Der ehemalige Augsburger hat seine Stärken jedoch eher in Situationen, in denen er große Räume mit seiner Dynamik überwinden kann – hier wäre der ballsichere Matuschyk wohl eine interessantere Option gewesen.
Im Verlaufe der Partie fokussierte sich Köln noch stärker auf das Verhindern von Kontern, indem auch Halfar nur noch vereinzelt aufrückte und auch Vogt nur selten den vertikalen Weg suchte. So bekam man das Paderborner Umschaltspiel gut in den Griff und nahm einen Punkt mit.
Fazit und Ausblick
Der 1. FC Köln ist angekommen in der Liga. Die Geißböcke wirken insgesamt sehr harmonisch in den defensiven Abläufen. Chancen gegen den FC gab es bislang hauptsächlich nach Standards, aus dem offenen Spiel heraus zeigte sich das Team von Peter Stöger sehr stabil. Dass der Aufsteiger das einzige Team ohne Gegentor ist, mag zwar auch an den bisherigen Gegnern liegen, dennoch ist die grundsätzliche Stabilität ebenso auffällig wie beachtlich.
Der Kader ist in sämtlichen Mannschaftsteilen stark besetzt, vor allem im zentralen Mittelfeld kann variiert werden. Neben dem gesetzten Lehmann, der die Hauptlast im Spielaufbau trägt, streiten sich der physische, vertikale Vogt, der kreative, dribbelstarke Matuschyk und der Allrounder Gerhardt um einen Startplatz.
Nicht kompensieren könnten die Kölner aktuell den Ausfall ihrer linken Seite, wo Hector als aggressiv vorrückender Linksverteidiger mit dem spielmachenden Halfar harmoniert. Ohne Osako fehlte dem FC zudem gegen Paderborn die Präsenz im Zehnerraum sowie die Verzögerungsmomente im Konterspiel.
In den nächsten Wochen warten mit Borussia Mönchengladbach, dem FC Bayern und dem BVB schwierige Heimaufgaben, auswärts muss das Stöger-Team gegen Hannover und Frankfurt ran. Können die Kölner ihre Stabilität auch gegen die starken Gegner beibehalten und ihre Konter optimieren, stehen sie nach diesen Partien womöglich als Überraschungsteam im oberen Tabellendrittel.