Nach der Winterpause stößt ein weiterer Neuzugang zu ihrer U19, der südkoreanische U18-Nationalspieler Jae-Hwan Hwang. Wie kam dieser Transfer zustande?
Die südkoreanischen U-Nationalmannschaften bereiten sich auf große Turniere manchmal in Hennef vor und tragen dann auch Freundschaftsspiele in der Region aus. Hwang ist 2017 zum ersten Mal in unser Blickfeld geraten, als die Südkoreaner gegen unsere U17 7:0 gewonnen haben. Im Jahr darauf habe ich dann mit der U19 gegen die U18 Südkoreas 2:2 gespielt, und da ist uns wieder einer der Spieler aufgefallen. Wir haben uns dann schlau gemacht, und es stellte sich heraus, dass es der gleiche Spieler war wie im Jahr davor. Wir haben ihn dann für eine Woche eingeladen und mittrainieren lassen, und da hat er uns absolut überzeugt.
Welche Position spielt er genau?
Er kann ganz vorne spielen, aber auch auf der 10 oder auf beiden Außenbahnen. Diese Mentalität bringen Spieler aus Südkorea oder Japan immer mit, sie sind sehr flexibel und einfach stets bereit, auf welcher Position auch immer das Beste herauszuholen.
Jae-Hwan Hwang kommt als 18-Jähriger aus Südkorea in eine ihm weitgehend unbekannte Umgebung und Kultur. Welche Maßnahmen wird der Verein ergreifen, um ihm bei der Integration behilflich zu sein?
Jae-Hwan hat im Oktober in Südkorea einen sehr guten Schulabschluss gemacht, und ist dann in unser Internat gezogen. Er hätte auch sofort zur U21 stoßen können, aber wir haben die U21-Spieler nicht mehr im Internat. Deshalb haben wir auch im Sinne der Integration beschlossen, ihm dieses halbe Jahr im Internat mit seinen Mannschaftskameraden aus der U19 zu geben, damit er sich optimal eingewöhnen kann. Er hat auch regelmäßig Deutschunterricht, außerdem wird er von unseren Pädagogen begleitet, so dass er auch neben dem Fußballplatz genug zu tun hat. Wir können uns mit ihm auf einen spannenden Spieler freuen.
Wie ist die Situation der beiden Langzeitverletzten Meiko Sponsel und Georg Strauch?
Meiko Sponsel hat sich zu Beginn der Saison eine schwere Schulterverletzung zugezogen. Er war ein aussichtsreicher Kandidat für die rechte defensive Außenposition. Georg Strauch hat zu Beginn der Saison starke Leistungen gezeigt, fiel dann aber leider ebenfalls langfristig aus. Beide haben vor der Winterpause wieder das Training aufgenommen, so dass sie mit Beginn der Wintervorbereitung wieder voll dabei sind, was auch wichtig ist.
Die Infrastruktur muss unbedingt verbessert werden, findet Ruthenbeck
Alle Welt spricht über die unzureichenden Trainingsbedingungen für den Nachwuchs am Geißbockheim. Wie sehen Sie dieses Thema?
Wir widerlegen das ja gerade ein bisschen mit den Ergebnissen in der Jugend, aber ich glaube, dass wir aufpassen müssen, dass wir nicht überholt werden. Es gibt Monate, in denen wir auf dem großen Kunstrasenplatz mit drei Mannschaften trainiert haben. Wenn ich dann einen Kader von 20 Spielern habe und mir steht nur ein Drittel des Platzes zur Verfügung, ist es naturgemäß sehr schwierig, Spieler zu entwickeln. Für eine isolierte Einheit geht das mal, aber schlussendlich darf das nicht zur Dauerlösung werden. Auch der Rasenplatz, auf dem wir trainieren, ist oftmals nicht in einem optimalen Zustand, weil kurz vorher die U21 dort trainiert hat.
„Deshalb müssen wir unsere Infrastruktur unbedingt verbessern.”
Wir werden nicht immer das Glück haben, solche Jahrgänge mit einer derart hohen Qualität zu haben. Unabhängig davon sind gute Bedingungen die Basis dafür, Spieler zu entwickeln. Und das ist hier aktuell nur bedingt möglich. Alle lechzen danach, Spieler im Stadion zu sehen mit Stallgeruch, mit einer großen Identifikation. Dann müssen auch die entsprechenden Bedingungen dafür vorhanden sein.
Damit sprechen sie das Thema „Durchlässigkeit“ an, den Einbau eigener Nachwuchstalente in das Profiteam. Haben Sie Ideen, wie man diese Durchlässigkeit verbessern könnte?
Alles steht und fällt in diesem Bereich mit der Qualität unserer Nachwuchsspieler. Wenn ein Trainer erkennt, dass da ein Spieler mit außergewöhnlicher Qualität ist, wird er ihn auch spielen lassen. Es reicht aber nicht, nach dem Einbau von Nachwuchsspielern zu rufen, wenn sie nicht in der entsprechenden Qualität vorhanden sind. Wir arbeiten kontinuierlich daran, die Ausbildung der Spieler zu verbessern. Dabei müssen wir uns noch mehr mit den Jungs beschäftigen, die spannend sind, vor allem auch dann, wenn sie aus der Jugend rauskommen. Dann erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie den Sprung schaffen. Mit André Pawlak im Trainerteam wurde eine sehr gute Schnittstelle geschaffen, der die Jungs mit Perspektive sehr gut bei den Profis betreut. Ein Spieler wie Noah Katterbach ist so klar im Kopf, dass er weniger Hilfe braucht, dafür benötigen andere umso mehr. Aber eins muss auch klar sein: Du kannst nicht in einer Saison fünf Jugendspieler einbauen, das funktioniert nicht.
Augenblicklich haben wir mit Noah Katterbach, Iso Jakobs und Jan Thielmann drei Nachwuchsspieler, die ihre Einsätze oben bekommen, auch Darko Churlinov war schon dabei. Dahinter haben wir wieder einige Spieler im U19- und U17-Bereich, die unheimlich spannend werden. Aber nochmal: Es gehören viele Dinge dazu, dass jemand oben wirklich nachhaltig ankommt, man muss ihn lange begleiten, muss ihm Werte wie Demut, Fleiß und Beharrlichkeit vermitteln, das Thema Selbstreflexion ist wichtig, der junge Spieler muss einschätzen können, was er kann und was nicht, und er muss begierig sein zu lernen und die Bereitschaft haben, beständig an sich zu arbeiten.
Welche Rolle kommt den Beratern in diesem Zusammenhang zu?
Für einen jungen Spieler ist es natürlich nicht leicht, einschätzen zu können, ob er einen guten Berater hat, denn dazu bräuchte er eigentlich eine gute Portion Lebenserfahrung, die er als 18- oder 19-Jähriger noch nicht haben kann. Aber ich habe in der letzten Zeit die Erfahrung gemacht, dass es viele Berater gibt, die in erster Linie die Entwicklung und das Wohl ihrer Spieler im Blick haben.
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