“Ein Trainer muss authentisch und glaubwürdig sein”
Wie hilfreich sind in einer solchen sportlichen Extremsituation Motivationsreden wie die von Bielefelds Co-Trainer (siehe Video)? Brauchen Profi-Sportler so etwas überhaupt?
Alex Scherz: Das Verhalten des Trainers beeinflusst die Freude, die Motivation und andere psychologische Leistungsfaktoren von Sportlerinnen und Sportlern ganz entscheidend. Gerade der Trainer kann durch seinen Führungsstil und die Art, wie er kommuniziert, einen großen Einfluss auf die Entwicklung psychischer Fertigkeiten wie Konzentration, Umgang mit Druck oder die Stärkung des Willens ausüben. Der Trainer zeigt das gewünschte Verhalten stets als Vorbild (wenn er Kampfgeist und vollen Einsatz verlangt, zeigt er diese Eigenschaften auch selbst). Wichtig hierbei ist, dass sein Verhalten auch glaubwürdig und authentisch ist. Eine aufgesetzte, nicht ehrlich gemeinte Motivationsrede wird von den Spieler schnell als Täuschung enttarnt.
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Eine Fußballmannschaft, bestehend aus Profi-Spielern, ist noch nicht automatisch erfolgreich: In Mannschaftssportarten spielt neben der Kooperation noch ein weiteres Element eine entscheidende Rolle. Erst wenn die Teammitglieder optimal miteinander interagieren und kommunizieren, werden positive Synergieeffekte als Basis von Teamerfolgen möglich. Deshalb kann eine ehrlich gemeinte Motivationsrede das Team dabei unterstützen, den Teamgeist zu stärken und die Gruppenkohäsion zu verbessern. Der Teamspirit wirkt auch auf die Zuschauer ansteckend und fördert die kollektive Selbstwirksamkeitsüberzeugung: den Heimvorteil.
Tipps für das aufgeregte Kölner Publikum
Welche Ratschläge können Sie den Kölner Fans geben, um die Zeit bis Samstag einigermaßen zu überstehen? Wie kann man dann notfalls mit einer Enttäuschung umgehen?
Alex Scherz: Als Fan kann man sich auf das konzentrieren, was man am besten kann: Sich auf das Spiel freuen, ins Stadion gehen und seine Mannschaft aus vollem Herzen unterstützen. Unter Stress und Druck sind folgende Schritte zur Bewältigung zu empfehlen:
- Ruhig und gleichmäßig atmen
- Situation und eigene Erregung ohne zu bewerten wahrnehmen
- Erregung und Emotionen akzeptieren
Sollte es mit der Europa League nicht klappen, ist das kein Beinbruch: Wichtig ist, dass man aus der Niederlage lernen kann, und Strategien entwickelt, um es das nächste Mal besser zu machen. Das eine oder andere “Kölsch” hilft evtl. auch dabei negative Selbstgespräche (falls überhaupt vorhanden) zu analysieren und in unterstützende umzuformulieren.
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