Spielweise des effzeh mit dem X-Faktor namens Bittencourt
Dass die Mischung der Spielertypen beim effzeh passt, wurde bereits erwähnt: Die Scouting-Abteilung hat also über Jahre hin ganze Arbeit geleistet und jetzt mit Christian Clemens den idealen Ersatz für Marcel Risse verpflichtet. Natürlich kommt Clemens aus Köln, natürlich kennt der den Club – in erster Linie überzeugt er aber durch sein sportliches Portfolio. Er ist ein ähnlich linearer Flügelspieler wie Risse, zwar defensiv nicht ganz so stark, aber dafür etwas kombinationsorientierter und vielleicht sogar dribbelstärker.
Die Rückkehr von Leonardo Bittencourt bringt ein wenig den X-Faktor ins Spiel des effzeh zurück: Kölns Nummer 21 kann mit seinen Tempodribblings wieder aus dem halblinken Raum ins Zentrum starten, sodass Rausch oder Hector hinter ihm die linke Seite alleine beackern können. Ein weiteres Pärchen, was man in dem Zusammenhang betrachten könnte, wären Yuya Osako und Simon Zoller. Beide ergänzen sich auf dem Papier perfekt, da sie zwar beide nominell Offensivspieler sind, aber grundlegend andere Spielertypen. Während der Japaner ball- und kombinationsorientierter ist, spielt Zoller abschluss- und tororientierter.
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Wichtigstes Element im Spiel des effzeh bleibt aber Jonas Hector: Der Nationalspieler vollzieht trotz des bereits einigermaßen gesetzten Alters als Profi (immerhin ist er schon 26) eine erstaunliche Entwicklung. Prägte er das Spiel in der Vergangenheit als linker Verteidiger quasi in Spielmachermanier, rückte er in den letzten Spielen immer mehr in den Fokus, da er den wichtigen Raum vor der Dreierkette zusammen mit wechselnden Partnern bespielte. Dabei stellte sich wieder einmal heraus, wie spielintelligent Hector ist. Seine Pressingresistenz und Passstärke machen aus ihm den idealen Aufbauspieler, der zusammen mit einem zweikampfstärkeren Akteur (Höger oder Lehmann) ein gutes Paar in der Schaltzentrale bilden kann.
“Zerstörer” Lehmann: So wichtig wie Kanté
Die Rolle des “Zerstörers” im System des effzeh ist eben noch genauso wichtig wie zuvor: Lehmanns Lauf- und Zweikampfstärke hält genügend Arbeit von den Innenverteidigern weg, seine Rolle wird aber auch nicht immer ausreichend wertgeschätzt. Dabei zeigt sich jedoch auch international, dass dieser Spielertyp durchaus noch seine Daseinsberechtigung hat. Mit N’Golo Kanté (Chelsea FC), Casemiro (Real Madrid) und Victor Wanyama (Tottenham) hat Lehmann Kollegen, ohne die ihre Mannschaften komplett zusammenbrechen würden.
Wohin geht also der Weg des effzeh in dieser Rückrunde? Klammert man äußere Faktoren wie das Auftaktprogramm (viermal auswärts in den ersten fünf Spielen) und die fehlende Spielpraxis einiger Spieler aus, ist durchaus damit zu rechnen, dass die konstante Entwicklung weiter vorangeht. Ein leistungsmäßiger Einbruch ist zwar nicht vollends auszuschließen, aber zumindest sehr unwahrscheinlich. Die logische Konsequenz wäre natürlich eine Qualifikation für Europa, was aber auch durchaus erst im nächsten Jahr angegangen werden kann. Vielleicht hat Peter Stöger bis dahin ja noch ein paar weitere Zutaten hinzugefügt, von denen wir bislang nichts wissen.