Meine Damen und Herren, wir möchten Ihnen mit großem Stolz und noch größerer Erleichterung den ersten Dreier dieser doch schon etwas vorangeschrittenen Saison präsentieren. Was lange währt, wird endlich gut, die Steine von 32.000 Menschen im Stadion und den Millionen vor den Bildschirmen hat man vom Herzen plumpsen gehört. Das Rhein-Energie-Stadion glüht, aber nicht weil Stanis Stuhl glüht oder ein Feuerwerk darin abgefackelt wurde, sondern weil sich die Jungs endlich mal für ihren Aufwand belohnt haben. Auch wenn sie es am Ende nochmal unnötig spannend machten.
Ausgangslage
Englische Wochen haben Vor- und Nachteile. Man kann schnell verlorene Punkte wiedergutmachen, aber sie genau so schnell auch wieder verlieren. Ähnlich sieht es mit den Leistungen aus, eine schlechte Leistung auswetzen, oder bestätigen. Auf jeden Fall haben englische Wochen für die 2. Liga den Nachteil, dass Spiele unter der Woche, wie am heutigen Dienstag, um 17:30 Uhr angepfiffen werden. Die Frage darf erlaubt sein, warum auch die 2. Liga eine englische Woche einlegen muss, ist man schließlich der Bundesliga 2 Spieltage voraus.
Dem effzeh konnte es in diesem Falle recht sein, weil so kaum Zeit blieb, die berüchtigten Messer in Köln zu wetzen, Konsequenzen zu fordern oder gar über neue Trainer zu spekulieren. Und natürlich hofft man, dass im Heimspiel endlich der Knoten platzt, oder dieser sagenumwobene Bock umgestoßen wird. Trotzdem wurden schon mal die üblichen verdächtigen Trainergrößen interviewt, die aber allesamt sicher waren, dass der effzeh die Wende schafft. Mit welchem Trainer ließen sie selbstverständlich offen.
Der FSV Frankfurt ist so etwas wie die Mannschaft der Stunde in der 2. Liga. 14 Punkte aus 6 Spielen bescheren den Hessen Platz 3 in der aktuellen Tabelle.
Personelle Lage
Alle Spieler sind fit, der Trainer hat die Qual der Wahl und muss 4 Leute aus dem Kader streichen. Besonders mutmachend ist die Tatsache, dass Matthias Lehmann wieder vollends regeneriert ist, einem Einsatz steht nichts im Wege. Adil Chihi sieht sich ebenso wieder dem Kader dazugehörig. Dementsprechend groß sind die Umstellungen vor allem im Mittelfeld. Anstelle von Matuschyk und Hector bilden Lehmann und Strobl die Doppelsechs. Für Royer spielt Clemens von Anfang an. In der Abwehr und beim Torwart gibt es keinen Handlungsbedarf.
Der Gegner kommt mit 2 alten Bekannten ins RES. Björn Schlicke spielte in der Saison 05/06 für den effzeh, Odise Roshi wurde noch kurz vor Saisonbeginn an den Ligarivalen ausgeliehen und kommt mit der Empfehlung eines sehenswerten Treffers aus dem letzten Spiel nach Köln zurück.
Spielverlauf
Natürlich gilt der effzeh trotz der inversen Ausgangslage als Favorit. Dementsprechend verhalten beginnt der FSV Frankfurt, der effzeh versucht das Spiel zu kontrollieren, klappt auch ganz gut in der ersten Halbzeit, mehr Ballbesitz kaum eine Strafraumszene für den FSV. Allerdings sehen wir auch auf Kölner Seite keine wirklich gefährlichen Aktionen. Das erste Mal nach 11 Minuten als Ujah aus spitzem Winkel verzieht. Wenig später sollte ihm noch ein mal der Ball vor die Füße fallen, eigentlich ein mißglückter Abwehrversuch, aber aus ca. 3 Meter Entfernung ging der Ball nebenüber das Tor. Die größte Chance in der ersten Halbzeit. In der 19. Minute darf Timo Horn gegen Edmond Kapllani seine Klassse beweisen. Unter normalen Umständen wäre der effzeh in Halbzeit 1 aber noch zu seinem ersten Saisontor aus dem Feld gekommen. Aber als der Frankfurter Torwart und Ujah in der 37. Spielminute zum Ball gehen, erkennt Schiedsrichter Zwayer fälschlicherweise auf Handspiel. Die anschließende Bogenlampe von Christian Clemens geht symptomatischerweise ins Netz. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit zeichnet sich noch ein mal unser junger Torhüter aus, als er einen Kopfball aus dem Winkel fischt.
Besser als heute kann man aber wohl kaum in die zweite Halbzeit starten. Nach einigem Hin- und her im Frankfurter Strafraum erlöst Tobias Strobl alle Wartenden mit seinem Treffer zum 1:0. Dieses Tor gibt der Mannschaft Sicherheit, hinten steht man besser und die Kombinationen laufen etwas flüssiger als noch in Halbzeit 1. Jetzt hatte man die Gäste im Griff, bis sich Holger Stanislawski entscheidet Adil Chihi in die Partie zu bringen. Der vergibt gleich mal eine gute Chance. Von rechts kommend bringt er den Ball nicht an Klandt im Frankfurter Tor vorbei. Aber er sollte noch seine Szene bekommen. In der 82. Minute schickt Ujah ihn wunderschön in die Gasse und Chihi schiebt lässig am Torwart vorbei ins untere linke Eck. Wer unseren effzeh kennt, weiß dass das Spiel jetzt leider noch nicht gelaufen ist. Denn obwohl die Frankfurter so gut wie keine Chance mehr hatten in Halbzeit 2, kommen sie jetzt noch mal auf. Und in der 90. Minute nutzen sie ihre Chance und köpfen die Nuss zum Anschluss dem chancenlosen Timo Horn ins Gehäuse. Der 4. Offizielle zeigt 3 Minuten Nachspielzeit an und so manchem Kölner wird ganz komisch zumute. Unnötig, das 2:1 wird über die Zeit gerettet.
Spieler im Fokus
Timo Horn – großartig, was der Junge leistet, der beste effzeh-Spieler in dieser Saison bisher
Adil Chihi – zeigte heute mehr seine Stärken, so können wir ihn gebrauchen, auch als Joker
Matthias Lehmann – Routine im Spielaufbau und in der Absicherung vor der Abwehr zahlt sich aus, mit ihm sieht das Spiel geordneter aus
Fazit
Das RES glüht und wir hoffen, dass die Mannschaft etwas von dem Feuer mit ins nächste Spiel nimmt. Auch wenn es hart wird, weil die Abstände kurz sind, es sind genügend Jungs da, die heiß auf einen Einsatz sind. Natürlich muss man auch erwähnen, dass nicht alles Gold ist was glänzt. Wieder wurden einige glasklare Chancen liegengelassen und manchmal schien die Abwehr nicht ganz sattelfest. Aber das dürften kleine Stellschrauben sein, an denen das Trainerteam noch schrauben muss. Und ja, ich bin froh, dass das Trainerteam noch an diesen Schrauben drehen darf.
Tore: 1:0 Strobl (46.), 2:0 Chihi (82.), 2:1 Verhoek (90.)
Gelbe Karten: Lehmann (30.), Ujah (37.), Konrad (55.)
Aufstellungen:
1. FC Köln: Horn – Eichner, McKenna, Maroh, Brecko – Strobl, Lehmann – Clemens (71. Royer), Bigalke (76. Chihi), Bröker – Ujah (85. Matuschyk)
FSV Frankfurt: Klandt – Huber, Heubach (62. Verhoek), Schlicke, Teixera – Stark, Bambara, Konrad – Roshi (63. Yun), Görlitz – Kapllani (89. Heitmeier)
Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
Zuschauer: 32.000
[tube]http://www.youtube.com/watch?v=C3Ov4RoZSZI[/tube]Stimmen zum Spiel
Holger Stanislawski
Ich weiß nicht, ob ich das bis zwölf (Anm. d. R.: hat morgen Geburtstag) durchhalte, ob ich nicht schon vorher einnicke, nach diesem aufregenden Spiel. Wir haben schon oft gute Spiele abgeliefert aber nicht das richtige Ergebnis. Heute haben wir nicht so gut Fußball gespielt aber das richtige Ergebnis geliefert. Für uns war wichtig, einen Haken hinter “Tor aus dem Spiel heraus” machen zu können und auch endlich einen Dreier geholt zu haben. Ich freue mich für die Mannschaft, weil man gerade auch in der ersten Halbzeit gemerkt hat, dass sie nicht mutig war, fast schon ängstlich gespielt hat. Die Laufbereitschaft war da, aber der Mut ranzuschieben und offensiv zu verteidigen hat gefehlt. Wir haben sehr viel in die Breite gespielt. Das alles haben wir in den ersten 5 Spielen wesentlich besser gemacht. In der Halbzeit habe ich den Jungs dann gesagt, dass sie risikoreicher spielen sollen. Großes Dankeschön an die Zuschauer, wie sie gerade in der 2. Hälfte die Mannschaft unterstützt haben, das hat die Jungs noch mal ein Stück weit beflügelt.
auf die Frage, ob es mutig von ihm gewesen sei, das komplette defensive Mittelfeld auszutauschen: ich kann nicht von meinen Jungs Mut erwarten, wenn ich das nicht vorlebe. Es war riskant, weil Frankfurt in den letzten Spielen einige Situationen klarer zu Ende gespielt hat als heute, da hätten wir Schwierigkeiten bekommen können, aber letztendlich hat sich der Mut ausgezahlt und das müssen die Jungs auch lernen.
Benno Möhlmann
Der Sieg geht in Ordnung, auch wenn man über einzelne Situationen und Kleinigkeiten streiten kann. Hätte wenn und aber… Letztendlich haben wir nicht den Aufwand, kämpferisch und läuferisch, gebracht wie ihn der 1. FC Köln gebracht hat.
Adil Chihi
Es ist eine Erleichterung nach so vielen Spielen wieder mal einen Sieg zu landen. Heute haben wir uns belohnt. Das Tor tut gut, aber in erster Linie ist die Mannschaft wichtig, und ich bin froh, dass ich mit dem Tor der Mannschaft geholfen habe. Nachdem ich die erste Chance vergeben habe, habe ich mir einfach nur gedacht, den nächsten machst du rein. Und so wars dann auch. Mit dem Torfluch habe ich mich ehrlich gesagt nie beschäftigt, ich wusste irgendwann klappt das.
Tobias Strobl
Der Rucksack ist abgefallen und jetzt hoffen wir, dass wir weiter erfolgreich bleiben. Es ist egal, ob ich jetzt das Tor gemacht habe oder ein anderer. Hauptsache wir haben den Sieg. Von meinem Einsatz habe ich erst um halb vier erfahren und hatte Gott sei Dank nicht viel Zeit zum Nachdenken. Heute wollten wir den Sieg unbedingt, mussten am Ende noch ein bischen zittern, aber hat dann doch gepasst. Von Frankfurt hätte ich etwas mehr erwartet, aber ich glaube wir haben das auch relativ gut gespielt, dass die nicht ihr Spiel aufziehen konnten.