Für ihn der Auftakt zu einer Karriere, die von außen betrachtet wie die eines Wandervogels anmutet: Andersson geht zunächst zurück nach Ängelholm, debütiert als 17-Jähriger in der U21 seines Heimatclubs. 2010 schafft er den Sprung in die Profimannschaft, die in der zweiten Liga als Aufstiegskandidat gilt. Trotz zwölf Toren des jungen Angreifers, der auch in die U21-Nationalmannschaft berufen wird, verpasst Ängelholms FF in der Relegation denkbar knapp den Sprung in die Allsvenskan, Schwedens höchste Spielklasse. Andersson ist aber nicht zu halten, entscheidet sich für einen Wechsel zum Erstligisten Kalmar FF. Dort misslingt ihm der Durchbruch, nach zweieinhalb eher enttäuschenden Jahren zieht es ihn im Sommer 2014 weiter zu Djurgardens IF.
18 Monate später der nächste Wechsel, diesmal geht es in Anderssons Karriere allerdings wieder bergauf: Meister IFK Norrköping sichert sich im März 2016 die Dienste des torhungrigen und einsatzfreudigen Stürmers. Zwar verpasst der Spitzenclub die Titelverteidigung knapp, doch Andersson avanciert mit 14 Treffern zum torgefährlichsten Spieler bei den „Kameraden“, wie das Team auch genannt wird. Das sichert dem Blondschopf seine erste Nominierung für die schwedische Nationalmannschaft: Bei der 1:2-Niederlage gegen die Elfenbeinküste debütiert Andersson, beim 6:0 gegen die Slowakei wenig später erzielt er seine ersten beiden Tore für die „Tre Kronor“. Dieser Traum wurde wahr für den Angreifer – einen anderen erfüllte er sich wenig später.
Große Töne? Nicht von Sebastian Andersson!
„In der Premier League zu spielen ist mein Traum“, erzählte Andersson, dessen Herz für Manchester United schlägt, einst, fügte allerdings auch hinzu: „In Deutschland vor so vielen Zuschauern zu spielen wäre echt stark“, erklärte der Stürmer damals. Und wechselte im August 2017 zum 1. FC Kaiserslautern in die 2. Bundesliga. Kopfballstark, robust, durchsetzungsstark: Diese Attribute machten ihn für die „Roten Teufel“ interessant, 700.000 Euro legten die Pfälzer für Andersson auf den Tisch. Der zahlte das Vertrauen mit Toren zurück: Zum Debüt ein Treffer in Kiel, paar Spieltage später ein Hattrick gegen Fürth. Zum Schluss standen zwölf Tore in 29 Saisonspielen zu Buche für Andersson – und für den 1. FC Kaiserslautern der Abstieg in die 3. Liga. Statt der angedachten Millioneneinnahmen verlässt er den „Betze“ ablösefrei.
Foto: imago images/Matthias Koch
Den nächsten Schritt führt den schwedischen Stürmer dann zum 1. FC Union Berlin: Vom Absteiger geht es für Andersson zu einem Aufstiegskandidaten, der sich viel von seinem Neuzugang verspricht. Physisch stark, torgefährlich, Erfahrung auf höchstem Niveau und in der 2. Bundesliga – die Qualitätsmerkmale des Angreifers haben sich mittlerweile herumgesprochen. Und Andersson liefert bei den „Eisernen“ wie bestellt: Wieder erzielt er zwölf Tore, die diesmal allerdings durch einen Triumph in der Relegation gegen den VfB Stuttgart zum Sprung in die Bundesliga reichen. Unions Aufstieg ist auch Anderssons Aufstieg. Doch große Töne vom groß gewachsenen Stürmer? Gibt es nicht. Der Schwede bleibt nordisch-zurückhaltend, opfert sich auf dem Platz für sein Team auf und überlässt das Reden neben dem Rasen anderen.
Einer der wichtigen Faktoren beim Klassenerhalt
„Union ist keine Ein-Mann-Show. Wir haben keine Stars, wir sind ein Team“, betont er im vergangenen Winter, als sich langsam herauskristallisiert, dass weder sein Erfolg noch der der „Eisernen“ eine Eintagesfliege ist. Andersson und Union Berlin passen sich schnell an die Bundesliga an, der Abstiegskandidat Nummer eins ist alles andere als Kanonenfutter. Das bekommen vor allem viele Teams an der Alten Försterei zu spüren, mit den frenetischen Fans im Rücken ist der Aufsteiger ein äußerst unangenehmer Gegner. Andersson schreibt Geschichte für Union Berlin, wird beim 1:1 in Augsburg am 2. Spieltag zum ersten Torschütze der Köpenicker in der Bundesliga. Es sollte das erste von abermals zwölf Saisontreffern für den Schweden sein: Er ist nicht aufgrund seiner Torgefährlichkeit einer der wichtigen Faktoren, wenn Unions überraschend souveräner Klassenerhalt analysiert wird.
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