Die abgelaufene Transferphase des 1. FC Köln ruft hitzige Diskussionen hervor, auch bei uns in der Redaktion. Unsere Rudelbildung debattiert über Fehlinvestitionen, Stammtisch-Meinungen und Vertrauensvorschüsse rund um den Transfersommer des effzeh.
Die Transferphase ist vorbei, der effzeh mit null Punkten Tabellenvorletzter, spielt ohne seinen ehemaligen Top-Torjäger und noch mit offensichtlichen Defiziten in mehreren Mannschaftsteilen. Dennoch wurde sich nicht mehr zusätzlich verstärkt – dies führt schon nach zwei Spieltagen zu kontroversen Diskussionen im Fanlager. Waren die 17 Millionen für John Cordoba zu viel und kann er Anthony Modeste auch nur ansatzweise ersetzen? Hätte man nicht lieber Hector auf links vertraut und sich für die Zentrale verstärken sollen? Braucht der effzeh nicht noch mehr Kreativspieler in der Offensive?
Zahlreiche Fragen, zu denen es diverse Meinungen gibt. Zeit also auch für uns darüber zu diskutieren, ob das Transferfenster sinnvoll genutzt wurde und die Strategie der Verantwortlichen in Köln richtig ist. Unsere Rudelbildung bewertet die abgelaufene Transferphase.
“Der effzeh hat letzte Saison über seine Verhältnisse gespielt”
Arne: Ich bin nach wie vor der Meinung, dass der effzeh seinen Kader in dieser Transferperiode sinnvoll verstärkt hat. Davon rücke ich auch aufgrund der beiden Niederlagen zu Beginn nicht ab. Es wäre ja fahrlässig, wenn die Kaderplanung alleine durch einzelne Ergebnisse bestimmt werden würde. Ich bin mir sicher, dass der effzeh langfristig wieder Spiele gewinnen wird, wenn die offensiven Schlüsselspieler Risse, Osako und Bittencourt zu ihrer Form finden. Jhon Cordoba halte ich für eine extrem gelungene Verpflichtung, weil mit diesem Stürmer-Typ Platz geschaffen werden kann für einen kreativen Nadelspieler wie Osako. Dass Modeste nicht sofort ersetzt werden konnte, sollte klar sein – vielen fällt auch jetzt erst auf, wie sehr der effzeh in der vergangenen Saison über seine Verhältnisse gespielt hat.
David: Ja, der effzeh hat im letzten Jahr wohl besser gespielt, als es der Kader eigentlich hergegeben hat. Und ja, auch der aktuelle Kader ist kein schlechter und vermutlich zumindest ausreichend für eine solide Bundesliga-Saison. Dennoch bin ich mit der Transferphase nicht wirklich glücklich, da in meinen Augen nicht die richtigen Schwerpunkte gesetzt wurden. Während man eine ohnehin schon gute Defensive für rund 20 Mio. verstärkt hat und man das Modeste-Loch im Mittelsturm – auch da stimme ich Arne zu – sinnvoll mit Jhon Cordoba gestopft hat, wurden (alte) Baustellen mal wieder unbearbeitet gelassen.
Bereits im Vorsommer wäre ein offensiver Mittelfeldspieler, idealerweise auf mehreren Positionen einsetzbar, eine wichtige Kader-Ergänzung gewesen. Bekommen haben wir im Winter dann Clemens, der das Anforderungsprofil auf dem Papier zwar erfüllt, aber weit davon entfernt ist, eine echte Verstärkung, gar eine ernsthafte Konkurrenz für Bittencourt und Risse zu sein. Nun wurde diese Planstelle erneut nicht besetzt, erneut wird der effzeh abhängig von Form und Fitness eben dieser Stammspieler sein und wieder – so mein Gefühl – wird das auf die Saison gesehen nicht ausreichen, um offensiv einen Schritt nach vorne zu machen. Da die Kasse nicht klamm und der Sommer lang war, ist dieses Loch im Kader für mich nicht nachvollziehbar.
“Eine historische Chance wurde verpasst”
Thomas: Ich würde da sogar noch einen Schritt weiter gehen als du, David, denn ich bin sehr enttäuscht über den Verlauf der Transferperiode. Hier wurde aus meiner Sicht eine historische Chance verpasst, den Kader kurz- wie mittelfristig auf eine andere Ebene zu hieven. Bei aller Dankbarkeit dem Team, das uns Europa bescherte, gegenüber: Mit den i-Tüpfelchen, die Jörg Schmadtke versprochen hat, ist es nichts geworden. Weder im zentralen defensiven Mittelfeld noch auf der Außenbahn wurde reagiert, stattdessen sehr viel Geld in einen torungefährlichen Stürmer und zwei talentierte Abwehrspieler gesteckt. Da bin ich dann auch definitiv Davids Meinung: Wir haben um unsere Baustellen heruminvestiert. Und das ist schade, denn mit all der Euphorie und dem dank Modeste vorhandenen Kleingeld hätten wir mehr erreichen können.
Wir haben um unsere Baustellen heruminvestiert. Und das ist schade, denn mit all der Euphorie und dem dank Modeste vorhandenen Kleingeld hätten wir mehr erreichen können.
David: Sehe ich auch so, deshalb mache ich das auch nicht. Ich sehe Bedarf auf der Außenbahn bereits seit dem Sommer 2016. Das ist auch mein einziger echter Kritikpunkt. Die Verstärkung im zentralen Mittelfeld, die oftmals gefordert wurde, halte ich hingegen gar nicht für zwingend notwendig. Hector kann das spielen und mit Jojic, Höger und Lehmann sind ausreichend weitere Spieler mit Erfahrung vorhanden, die diese Position bekleiden könnten. Hinzu kommen Talente wie Özcan oder Nartey. Doch genau diese Tiefe fehlt auf den Flügeln komplett. Bittencourt hat als Spielertyp keinen wirklichen Backup und für Risse haben wir nur Clemens und Notlösungen. Und das nicht erst seit den beiden Niederlagen zu Saisonbeginn.
Arne: Die Frage ist, ob die Diskussion genauso geführt worden wäre, wenn der effzeh die ersten beiden Spiele gewonnen hätte. Hätte sich Sörensen beispielsweise in der Vorbereitung verletzt, wäre Schmadtke für seinen Weitblick gelobt worden, mit Meré gleich einen Ersatz besorgt zu haben – eine Transferperiode anhand von zwei Ergebnissen zu beurteilen ist in meinen Augen daher kompletter Unsinn.
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