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Interviews

Ralf Friedrichs nach dem Abschied: “Der Stammtisch hat etwas bewirkt”

Nach 184 Ausgaben macht Ralf Friedrichs Schluss mit dem FC-Stammtisch-Talk. Im Exklusiv-Interview spricht er mit uns ausführlich über das Ende – und seine Pläne.

FC-Stammtisch-Talk Ralf Friedrichs
Foto: Dieter Voß

Also hat letztlich die Entscheidung des Vereins, den Stammtisch nicht mehr in der Form zu unterstützen, für Dich den Ausschlag zum Aufhören gegeben?

Eines vorweg: Ich habe das nicht persönlich genommen, das ist mir wichtig zu betonen! In dem Moment war mir klar, dass ich den Stammtisch am Ende der Saison in Würde beenden möchte. Ich habe in letzter Zeit schon gemerkt, dass unsere Themenansätze nicht immer so erwünscht sind, wie ich es mir vorstelle. Ich liebe diesen Verein, ich bin FC-Fan, aber ich will nicht alles nur hochjubeln und Dinge, die ich anders sehe, unter den Tisch fallen lassen. Konstruktive Kritik ist genauso wichtig wie das berechtigte Lob.

Ich liebe diesen Verein, ich bin FC-Fan, aber ich will nicht alles nur hochjubeln und Dinge, die ich anders sehe, unter den Tisch fallen lassen. Konstruktive Kritik ist genauso wichtig wie das berechtigte Lob.

Dabei war das immer der Ansatz des Stammtischs, beispielsweise auch und gerade beim vorherigen Vorstand. Hast Du das Gefühl, dass die wohlwollende, aber mitunter kritische Begleitung eine Rolle gespielt hat?

Foto: Dieter Voß

Auch, ja. Wir sind gerade Fünfter geworden, haben sensationell den Einzug in die Europa League feiern dürfen, es gibt also wenig Grund zur Kritik. Im Gegenteil: Es wird gejubelt, was das Zeug hält, auch hier beim Stammtisch wurde vom Europapokal gesungen. Es macht derzeit einfach Spaß, FC-Fan zu sein. Der Stammtisch war aber auch immer dafür bekannt, den Verein auch ob mancher Entscheidung zu hinterfragen. Aber nie um der Kritik willen, sondern weil man es gut mit dem FC meint. Es ist mein Verein, die Verantwortlichen machen einen herausragenden Job – das darfst du fünfmal unterstreichen –, aber sie sind auch nur Menschen. Und Menschen machen Fehler. Niemand kann alles richtig machen, auch ich nicht. Dann gibt es eben Kritik an mir – manches empfinde ich als überzogen, manches sind gute Anmerkungen. Warum sollte das, bei all der hervorragenden Arbeit, nicht auch für den FC gelten?

In der Historie des 1. FC Köln ist die Beziehung zum Medienstandort schon immer schwierig gewesen, zeitweise ist der Klub förmlich in den Keller geschrieben worden. Dass man versucht, dem entgegenzuwirken, ist völlig in Ordnung. Wir müssen aber aufpassen, dass der 1. FC Köln nicht im Prinzip das alleinige Meinungsmonopol hält. Ein bisschen Reizklima ist manchmal nicht schlecht!

Was gibt es denn überhaupt für Reaktionen auf den Stammtisch aus dem Verein?

Bis auf den heutigen Abend, wo ich für meinen Einsatz vom FC geehrt wurde, war es doch so, dass zwar keine Beschwerden kamen, aber man spürt, dass unsere Herangehensweise nicht immer Gefallen findet. Ich kann das sehr gut verstehen: In der Historie des 1. FC Köln ist die Beziehung zum Medienstandort schon immer schwierig gewesen, zeitweise ist der Klub förmlich in den Keller geschrieben worden. Dass man versucht, dem entgegenzuwirken, ist völlig in Ordnung. Wir müssen aber aufpassen, dass der 1. FC Köln nicht im Prinzip das alleinige Meinungsmonopol hält. Ein bisschen Reizklima ist manchmal nicht schlecht!

Ist es daher vielleicht sogar schwieriger, in ruhigem Gewässer kleine Korrekturen am Kurs zu fordern als in rauer See, weil die geschlagenen Wellen dann mehr auffallen?

Genau das. Wenn es rund läuft, ist es leicht zu sagen: Alles ist super. Wenn man aber sieht, dass es Punkte gibt, über die man reden muss, sollte man das auch tun. Warum auch nicht? Alles hochzujubeln kann doch auch nicht der Sinn der Sache sein. Der FC macht aktuell sehr, sehr viel richtig – aber es gibt eben immer auch Dinge, die man kritisch sehen und besprechen kann. Fundiert, konstruktiv und belegt durch Argumente! Ich habe jedoch manchmal das Gefühl, dass es Strömungen rund um den Klub gibt, die selbst das nicht zulassen wollen und das als Stimmungsmache einschätzt. Auch deshalb hört der FC-Stammtisch nun auf!

Was beim 1. FC Köln seit 2013 passiert ist, ist einfach phänomenal. Ich frage mich, wo das alles noch hinführen soll: Aufstieg, souveräner Klassenerhalt mit Platz zwölf, dann Platz neun und jetzt Europa League. Das ist kein Zufall, dieser Verein entwickelt sich gerade in eine fantastische Richtung.

Dabei ist das Große und Ganze beim FC äußerst positiv zu bewerten. Hättest Du 2009 beim Start des FC-Stammtischs es dir erträumt, dass wir heute Abend beim letzten Stammtisch zusammensitzen und vom Erreichen des Europapokals singen?

Erträumt habe ich es mir immer, realistisch war das natürlich nicht. Was beim 1. FC Köln seit 2013 passiert ist, ist einfach phänomenal. Ich frage mich, wo das alles noch hinführen soll: Aufstieg, souveräner Klassenerhalt mit Platz zwölf, dann Platz neun und jetzt Europa League. Das ist kein Zufall, dieser Verein entwickelt sich gerade in eine fantastische Richtung.

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