Folge uns
.

Vorspiel

Punkten für die Meisterschaft

1992 – in diesem Jahr erreichte der effzeh zuletzt einen einstelligen Tabellenplatz. Um Platz acht in dieser Saison zu erreichen, braucht es einen Sieg gegen den SV Werder Bremen, der selbst tief im Abstiegskampf steckt.

Foto: Martin Stoever/Bongarts/Getty Images

Schweißgebadet nachts aufwachen. Panisch alle Medien durchforsten, ob beim kommenden Gegner nicht doch der Schlüsselspieler für das Wochenende ausfällt. Die Termine der Relegation dick im Kalender anstreichen, das gesamte soziale Leben für diesen Zeitraum auf das Mindeste herunterschrauben. Und rein interessehalber schon einmal nachgucken, gegen wen man denn kommende Saison in der zweiten Liga so spielen könnte. All das gehört zum Alltag der Fans von Mannschaften, die zwei Spieltage vor Schluss immer noch um den Klassenerhalt kämpfen. Bis vor einigen Jahren gehörten diese Maßnahmen auch noch zum Kanon aller effzeh-Fans, insbesondere die Jüngeren unter uns können sich kaum daran erinnern, wie es ist, eine Saison ohne diese Form von Stress abzuschließen. Die psychologischen Auswirkungen des Kampfes um dem Klassenerhalt sind uns allen bestens bekannt und deswegen ist es das Mindeste, dass der effzeh am Samstag gegen Werder Bremen so auftritt wie sonst, alleine um den anderen Mannschaften im Tabellenkeller nicht nur den Hauch einer Chance zu lassen, dem effzeh Wettbewerbsverzerrung vorzuwerfen.

Photo by Martin Stoever/Bongarts/Getty Images

Photo by Martin Stoever/Bongarts/Getty Images

Doch auch eigene Ziele werden seitens des effzeh noch verfolgt: mit dem Unentschieden in Augsburg konnte man den achten Rang sichern und kam damit dem Maximalziel eines einstelligen Tabellenplatzes näher. Abgesehen von der finanziellen Attraktivität einer solchen Platzierung wäre Rang acht auch so etwas wie eine Meisterschaft für den effzeh, da man in solchen Sphären zuletzt in der Saison 1991/1992 unterwegs war, als man mit Jörg Berger den vierten Platz erreichte. Damals waren die Gummistiefel nicht nur noch aus Holz, die Bundesliga bestand auch aus 20 Mannschaften und illustre Personen wie Frank Ordenewitz oder Rico Steinmann streiften sich das effzeh-Trikot über. Fun Fact am Rande: damals gelang es den Geißböcken, in den ersten 13 Spielen nur zweimal zu verlieren und immerhin elfmal unentschieden zu spielen. Muss man auch erst einmal schaffen.

Doch wir schweifen ab: am Samstag kommt mit Werder Bremen eine Mannschaft zum letzten Akt der Saison in Müngersdorf, die mit dem 6:2 gegen Stuttgart am vergangenen Freitag Samstag Sonntag Montag mal so richtig auf sich aufmerksam machte. Ein direktes Duell gegen eine Mannschaft aus dem Abstiegskampf in dieser Form für sich zu entscheiden kann natürlich für die letzten beiden Spiele noch einmal ordentlich Kräfte freisetzen und man würde lügen, wenn man nicht etwas beeindruckt ob der Leistung der Grün-Weißen war (Anm. d. Verf.: aus bekannten Gründen sah der Montagabend für mich ein Alternativprogramm vor, dass darin bestand, meine effzeh-Trikotsammlung dem Farbspektrum nach zu ordnen, dementsprechend habe ich das Spiel nur in der Zusammenfassung gesehen).

Ob dies jetzt eher daran lag, dass Bremen so gut oder Stuttgart so schlecht war, möchte ich nicht beurteilen. Augenscheinlich hat Bremen allerdings von der ein oder anderen Slapstick-Einlage der Stuttgarter profitiert, wie es heißt, doch auch sechs Tore muss man auch erst einmal schießen. Schwer wiegt auf Bremer Seite der Ausfall von Sambou Yatabaré, der für den Rest der Saison ausfällt und zumindest im Spiel gegen den effzeh durch Levin Öztunali ersetzt wird. Doch alle Fragen nach der sportlichen Qualität verstummen im Endspurt einer Bundesligasaison, in der oftmals eher weniger die sportliche Qualität als eher die psychologische Belastbarkeit den Ausschlag gibt. Sportliche Qualität auf Seiten der Bremer ist zweifelsohne vorhanden, Stichwort Pizarro, der es immerhin schaffte, den großen Anthony Ujah auf die Ersatzbank zu verdrängen. Auch das muss man erst einmal schaffen. Bezüglich der Aufstellung wird es wohl keine großartigen Überraschungen geben, die Viererkette der letzten Wochen mit Gebre Selassie, Vestergaard, Djilobodji und Santiago Garcia dürfte ebenso unverändert bleiben wie das Mittelfeldzentrum mit Grillitsch und Fritz. Auf den offensiveren Position werden Bartels, der bereits angesprochene Öztunali und Zlatko Junuzovic zum Einsatz kommen, um die Sturmspitze Claudio Pizarro einzusetzen.

Photo by Sascha Steinbach/Bongarts/Getty Images

Ein letztes Mal die Hymne in dieser SaisonPhoto by Sascha Steinbach/Bongarts/Getty Images

Im Idealfall wollen die Bremer mit einem Sieg in Köln dafür sorgen, sich das absolute Endspiel am 34.Spieltag gegen Eintracht Frankfurt zu ersparen. Dazu bräuchte es in erster Linie einen Sieg in Köln, doch auch Stuttgart und Frankfurt müssten verlieren. Das sind dann vielleicht schon einige Eventualitäten zu viel, weswegen man davon ausgehen kann, dass auch nächste Woche noch spannend sein wird.

Freudig für den effzeh ist, dass Leonardo Bittencourt seine Sperre abgesessen hat und folglich wieder in den Kader zurückkehrt. Auch Mergim Mavraj hat seine muskulären Probleme überstanden, sodass einzig und allein Matze Lehmann aufgrund seiner Sperre fehlen wird. Große Überraschungen wird es dann in Hinblick auf die Aufstellung nicht geben, Peter Stöger kündigte unter der Woche auch an, dass niemand ein letztes Spiel vor dem heimischen Publikum geschenkt bekommen wird.

Emotional wird es auf jeden Fall, wenn zum letzten Mal in dieser Saison die Hymne vor einem Heimspiel des effzeh gespielt wird. Zu rührseligen Verabschiedungen wird es wohl auch nicht kommen, denn bislang ist außer dem Abgang von Philipp Hosiner noch nichts sicher, Dusan Svento dürfte allerdings dem Vernehmen nach auch keine allzu große Zukunft mehr in Köln haben (obwohl er im Hinspiel in Bremen das Ausgleichstor erzielte). Fest steht jedoch, dass die Meldungen rund um mögliche Ab- und Zugänge des effzeh in den nächsten Wochen stark zunehmen werden. Ein gutes Argument für Interessenten könnte dann der besagte Platz acht sein, den man mit einem Sieg wohl endgültig sichern würde. Es sei denn, der FC Ingolstadt macht die Meisterschaft mit einem Erfolg gegen den FC Bayern dann doch noch einmal spannend.

 

Mehr aus Vorspiel

.