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Peter Stöger über Köln und die Krise: “Ich liebe diese Stadt!”

Das Sportmagazin kicker lud effzeh-Trainer Peter Stöger zum großen Krisen-Interview, herausgekommen ist ein tiefgründiges und gutes Gespräch.

Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images

Das Sportmagazin kicker lud effzeh-Trainer Peter Stöger zum großen Krisen-Interview, herausgekommen ist ein tiefgründiges und gutes Gespräch.

Im Interview mit kicker-Redakteur Frank Lußem zeigt sich Peter Stöger in der Montagsausgabe des Sportmagazins offen, ehrlich und realistisch – der Österreicher stellt einmal mehr unter Beweis, dass er im hektischen Geschäft Profifußball ein gesundes Maß an Bodenständigkeit und Seriosität mitbringt. Dass seine Mannschaft dabei nach der so erfolgreichen letzten Saison ein wenig ins Strudeln gerät, überrascht ihn nicht so sehr, wie er betont: “Wir haben im Klub immer gesagt: Du kannst dir nie sicher sein! In einer Liga, in der richtig gute Mannschaften wie Dortmund, Gladbach, Schalke, Leverkusen oder Wolfsburg über Wochen kaum oder gar nicht punkten, muss es doch jedem klar sein, dass dies auch einer Mannschaft wie dem 1. FC Köln mal passieren könnte.”

Stöger ist mental auf Abstiegskampf vorbereitet

Daraus zieht der effzeh-Trainer mit der längsten Amtszeit seit Bundesligagründung die Konsequenz, dass man sich in Köln “damit anfreunden” müsse, “dass diese Geschichte nicht in vier Wochen beendet ist. Wir müssen uns damit auseinandersetzen, dass es über einen längeren Zeitraum ein Kampf gegen den Abstieg wird. Es ist leider so.” Seine eigentliche Arbeitsweise würde er allerdings nicht verändern – im Sport gebe es zu viele Kleinigkeiten, die man ohnehin nicht beeinflussen könne, “das macht ihn ja so spannend”.

Angst vor einem Arbeitsplatzverlust habe er dabei keine – “der Trainerjob ist immer schwierig, und du kannst immer entfernt werden.” Für ihn, der auch nach vier Jahren in Köln immer noch hemmungslos in die Domstadt verliebt zu sein scheint, ist die “Zusammenarbeit mit den Menschen hier im Klub” ohnehin etwas, das ihm eminent wichtig ist. “Diese Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, machen den Klub aus für mich. Für die hätte ich gerne, dass wir in der Bundesliga bleiben. Wenn das klappt, habe ich die Möglichkeit, weiter in dieser Stadt zu leben. Ich liebe diese Stadt.”

Situation kam nicht so überraschend, wie manche dachten

Seinen Alltag als Bundesliga-Trainer schätzt er als extreme Herausforderung ein, weil man “eh keine ruhige Woche” habe. Die Liga sei “ein gnadenloses Rad”, in denen es immer Diskussionen geben würde. Dementsprechend könne es sehr schnell nach oben und nach unten gehen, weshalb sich kein Trainer sicher fühlen könne. Mit dem Engagement seiner Mannschaft sei er allerdings trotz der momentanen Schwächephase dennoch zufrieden. “Wenn wir am Limit arbeiten und andere Klubs liefern nicht wie gewohnt ab, dann musst du da sein. Das haben wir geschafft. Wir haben aber auch gewusst, wenn wir aus den verschiedensten Gründen – das kann mit den Spielern zu tun haben oder mit den Trainern – das Limit nicht erreichen, dann werden wir es richtig schwer haben. Diese Situation haben wir heute.”

Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images

Dass mit Antony Modeste ein Spieler, der mittlerweile nicht mehr in Köln aber trotzdem noch sehr präsent ist, zuletzt häufig über diverse Medien dafür sorgte, dass sein Name in Köln mal wieder genannt wurde, lässt den Trainer derweil relativ kalt. Stöger sei dies “komplett egal.” Beim effzeh sei Modeste “kein Thema”, man verstecke sich auch nicht hinter ihm. Der Österreicher betont, dass es in der vergangenen Saison “die gesamte Mannschaft” gewesen sei, die “Außergewöhnliches geleistet” habe.

Spaß-Faktor immer noch vorhanden in Köln

In dieser Saison beschäftigt sich der Österreicher auch viel mit der Frage, warum Mannschaften, die erstmals in der Europa League spielen, Probleme in der Liga bekommen – eine Antwort habe er allerdings noch nicht. Die Mehrfachbelastung scheint es nicht zu sein, denn beim effzeh sei es “keine körperliche Geschichte”. Der ehemalige österreichische Nationalspieler bleibt dennoch positiv gestimmt, was die Zukunft des effzeh betrifft. “Kern und Struktur” seien gut, mittlerweile sei es für das Umfeld auch einfacher, zur Kenntnis zu nehmen, dass “die Jungs alles versuchen und dabei Unterstützung und Zuspruch brauchen”. Im Verhalten der Spieler, so Stöger im Interview mit dem kicker, habe sich derweil nichts verändert. Der Spaß-Faktor sei immer noch dabei, und das sei auch gut so: “Die Leichtigkeit, die du beim Fußball auch brauchst, die kriegst du nur dann rein, wenn es Spaß macht und wenn dieser Faktor größer ist als der Versagensdruck”.

Cordobas Entwicklung: Stöger will es “beinhart durchziehen”

Ein Spieler, der bisher verstärkt in der Kritik gestanden hat, ist dabei Jhon Cordoba. Der Kolumbianer trägt den schweren Rucksack eines 17-Millionen-Euro-Transfers und konnte bisher nur ansatzweise überzeugen. Stöger hält trotzdem noch große Stücke auf ihn: “Der Prozess der Anpassung von Mainz nach Köln klappt nicht in ein paar Wochen. Das dauert. Aber wir haben solche Prozesse immer beinhart durchgezogen.” Stöger verweist in diesem Zusammenhang auf die Entwicklung von Yuya Osako, die ähnlich verlaufen sei.

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Selbst die Notbremse zu ziehen und den effzeh zu verlassen stellt für Stöger dabei auch in dieser so schwierigen Situation derweile keine ernsthafte Option dar – zumindest aus der Perspektive des Österreichers. Wenn allerdings entweder Klub oder Mannschaft auf ihn zu kämen, dann sehe das aber natürlich anders aus – “dann müsste ich mir was überlegen”.

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