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Nachspiel

Nie mehr?

Der Kick war zum Abgewöhnen. Die Saison nicht. Die Fans sowieso nicht. Und zum Schluss schien sogar die Sonne.

ein Bier in Fürth © effzeh.com

ein Bier in Fürth
© effzeh.com

Etwas wehmütig blicke ich auf 2 Jahre zweite Liga zurück. Vielleicht haltet ihr mich für bekloppt, aber welcher Fan des ersten Bundesligameisters ist das nicht? Mir hat die zweite Liga gefallen, beide Saisons. Nicht das Gegurke der eigenen Mannschaft, von ein paar Auftritten unter Peter Stöger mal abgesehen. Nicht das Mauern der Gegner, in der Hoffnung wenigstens einen Punkt zu retten, manchmal wurden dann auch drei daraus. Was mir gefallen hat sind die kleinen, schnuckeligen Stadien der Gegner. Ein Hauch von Unprofessionalität macht kleine Clubs wie Sandhausen, Aalen oder den letzten Zweitligagegner für immer FSV Frankfurt liebenswert. Über Feld, Wald und Wiesen und nicht betonierte Wege watet man zum Stadion, nachdem man irgendwo auf der Wiese oder in Nebenstrassen geparkt hat oder eine Bahnreise mit fünf mal umsteigen hinter sich hat. Natürlich gibt es auch weniger liebenswerte Clubs, die aufstreben die große Fußballwelt zu erobern und sich kleine Tempel bauen lassen. So schön zum Beispiel das Stadion in Ingolstadt ist, ein wirklich kleines Schmuckkästchen, frage ich mich, ob es wirklich Sinn macht, wenn Audi plant ein zweites Geschoss einzubauen, wenn der Club mal international spielt. Die Vorkehrungen sind getroffen, Architekturinteressierte könne das erkennen. Und dann heißt es, wir effzeh-Fans wären größenwahnsinnig. Aber damit leben wir ja auch ganz gut.

Jetzt heißt es also, dass ich nie wieder in den Genuss dieser speziellen Atmosphäre komme. Zweite Liga riecht nach Gras, fühlt sich an wie Bier in den Haaren und über den Händen. Bratwürste aus Feldlagern. Pinkeln gegen den nächstbesten Baum. Ich mag das. Andere mögen es halt, wenn man ihnen die Wampe streichelt. Darauf soll ich jetzt für immer verzichten? Aber wie heißt es so schön: “Niemals geht man so ganz” – trotz allem Wehmut hoffe ich, dass von der zweiten Liga nur die Erinnerung bleibt. Eine schöne Erinnerung. Jetzt schaue ich vorwärts und freue mich auf die Bundesliga. Die echte, die einzige, die Erfindung unseres ersten Präsidenten. Endlich kommt zusammen, was einfach zusammengehört. Und schon stehe ich persönlich vor dem nächsten Problem. Ein persönliches Dilemma. Wünsche ich mir ein Wiedersehen mit meinen HSV-Freunden, obwohl der Verein es sich redlich verdient hätte endlich mal abzusteiegen? Oder will ich im Fürther Stadion auch in der Bundesliga noch mal etwas Zwetiligaflair schnuppern? Zumindest parke ich lieber in Fürth in einer Seitenstraße, bewundere die eigenartige Struktur des Stadions, das wie aus Lego, Playmobil und Fisher-Technik zusammengesetzt wirkt, gehe danach zu Fuß in die Innenstadt um in der Fußgängerzone ein Bierchen zus schlürfen, als nach Leipzig reisen zu müssen. Und bevor das falsch verstanden wird, das liegt nicht an der Stadt Leipzig und den Menschen dort. Vielleicht darf ich aber auch im Spätherbst einen unverdienten Heimsieg des effzeh in der zweiten Pokalrunde im heimischen Müngersdorfer gegen den Zweitligisten HSV bewundern.

Vor dem Spiel

KFC9 ontheroad © effzeh.com

KFC9 ontheroad
© effzeh.com

Die A3 nach Frankfurt. Gefühlt alle 500 Meter eine FC-Fahne in der Umgebung der Autobahn. Neben vielen Fans in Autos, etlichen Fanbussen ist auch KFC9 hier unterwegs. Nicht im Bus enthalten sind Halfar, Gerhardt und Maroh, die heute aus dem Kader gestrichen wurde. Jungs aus der zweiten Reihe sollen sich zeigen, mal eine Duftmarke setzen, sich empfehlen, sei es für den effzeh oder für andere interessierte Vereine. Trotzdem will man natrülich auch dieses Spiel gewinnen, die 70er-Punktemarke knacken. Also findet sich zwar eine neu zusammengewürfelte aber durchaus ambitionierte Mannschaft auf dem Platz wieder. Die Fans sind in Stimmung und lassen sich auch von phonetischen Schwierigkeiten des Stadionsprechers nicht aus der Ruhe bringen: Präkko, Huja, Finn oder Nasimino um nur einige Beispiele zu nennen.

Spielverlauf

Angetrieben von den im Saisonendspurt immer enthusiastischer werdenden Fans, machte die Mannschaft von Beginn an keinen Druck, erspielte sich kaum Möglichkeiten und selbst Pässe auf 2 Meter Entfernung wurden meist viel zu ungenau gespielt. Zum Glück regnete es während der ersten Halbzeit nicht, lediglich der Wind machte den weiblichen Besuchern die Frisuren kaputt. In der zweiten Halbzeit kam dann sogar noch die Sonne raus. Ich war kurz davor meinen Liegestuhl auszupacken und das Spiel, Spiel sein zu lassen. Zum Glück tat ich das nicht. Sonst wären mir womöglich noch die zwei Aussetzer von Kevin Wimmer erspart worden, die zu den Gegentoren führten. Auf effzeh-Seite bleiben allein der Schuss von Thiel in der ersten Halbzeit und von Finne in der zweiten Halbzeit als Chancen zu verbuchen.

Spieler im Fokus

Leider hat sich keiner der Spieler, die sich empfehlen sollten hervorgetan. Es sei ihnen verziehen. In einem solchen Spiel, nach 3 Wochen Dauerparty und mit Kollegen, bei denen auch langsam die Luft raus ist, ist ein solches Vorhaben auch sehr schwer in die Tat umzusetzen. Wir nehmen heute also mal ausnahmsweise den Fokus weg von jedem einzelnen und attestieren der gesamten Mannschaft einen eher gebrauchten Tag.

Stimmen zum Spiel

© effzeh.com

Tschö Volksbank-Stadion Frankfurt © effzeh.com

Peter Stöger: Wir haben heute nicht annähernd mit der Unterstützung unserer Zuschauer Schritt halten können. Wir wollten ein anständiges Spiel abliefern, das ist uns nicht gelungen. Als Trainer will man kein Spiel verlieren. Deshalb bin ich moentan noch ein wenig verärgert. Das legt sich aber vermutlich gleich im Bus wieder. Wenn wir nicht an unsere Grenzen gehen, gewinnen wir selbst in dieser Liga nicht. Das sollte Warnung genug für die erste Liga sein.

Adam Matuschyk: Das Ergebnis ist enttäuschend, aber die ganze Saison war doch ganz ordentlich. Am Ende hat man schon gemerkt, dass der Akku ziemlich leer war.

Patrick Helmes: Natürlich hätten wir gerne gewonnen. Aber die Niederlage geht voll in Ordnung. Schwamm drüber, verdient verloren.

Miso Brecko: Wir wollten schon gewinnen. Aber wir sollten uns über die Saison freuen. Wir waren auch im Kopf etwas müde. Jetzt ist die Saison zu Ende, das ist schön.

 

FSV Frankfurt: Klandt – Huber, Heubach, Oumari, Teixeira – Konrad – Roshi (63. Görlitz), Kruska, Kauko, Leckie (87. Epstein)- Kapllani

1. FC Köln: Kessler – Brecko, Golobart, Wimmer, Hector – Lehmann, Matuschyk – Thiel (57. Nagasawa), Exslager (57. Risse) – Finne (Ujah, 75.),Helmes

Gelbe Karten: Teixeira

Tore: 1:0 Kapllani (64.), 2:0 Leckie (71.)

Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle)

Zuschauer: 12.542 (ausverkauft)

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