Schlechter hätte der Start in die spannendsten Spiele des Jahres, wie Coach Stöger vor dem Spiel anmerkte, nicht laufen können. Die gute Ausgangsposition von 22 Punkten aus zwölf Partien kann eigentlich keinen negativen Eindruck der Vorrunde mehr hervorrufen, zumindest dachte man bis gestern so. Wenn man allein das Ergebnis vom Samstag aus dem Spiel in Sinsheim betrachtet, dürfte es auf eine weniger ordentliche Hinrunde-minus-eins bis zum Weihnachtsfest hinauslaufen. Denn angesichts der Verletztenmisere, die durch den Kreuzbandriss von Marcel Risse ins Bizarre wächst, sieht es alles andere als rosig aus für die verbleibenden Spiele diesen Jahres. Und dass zudem gerade das Prunkstück der Saison, die stabile Defensive, ihre Grenzen aufgezeigt bekommt, stimmt auch nicht gerade zuversichtlich.
Vorgeschichte
Eigentlich liegt dem effzeh ja der ungeliebte Provinzclub, der dank eines großherzigen Gönners ein bisschen Fußballglanz in das eher beschauliche Kraichgau holen möchte. Zuletzt konnte der effzeh die Hoffenheimer im Pokal besiegen und man ging eigentlich davon aus, auf Augenhöhe mit 1899 zu sein. Im Schnitt fallen fast drei Tore pro Begegnung der beiden Traditionsvereine, man konnte also von einem interessanten Spiel ausgehen. Interessant findet Peter Stöger vor allem die vier vorweihnachtlichen Begegnungen, weil sich danach einschätzen lässt, ob der effzeh eine sehr gute oder eine ordentliche Hinrunde gespielt haben wird. Und auch das Verletzungspech bleibt den Kölnern im Vorfeld des Spiels treu. Der immens wichtige Marco Höger wird nicht rechtzeitig fit. Ein Back-Up wechselte vor der Saison nach Hoffenheim und stabilisiert dort die Abwehr. Dass Kevin Vogt mal fehlen könnte, mutet auch eher bizarr an.
Spielverlauf
Wegen Högers Verletzung darf Youngster Salih Özcan zum ersten Mal von Beginn an ran, neben Jonas Hector soll er für Stabilität vor der Viererkette sorgen. Ansonsten gibt es keine Veränderungen zum vorigen Spieltag. Die Gastgeber starten furios und kommen in der achten Spielminute zu einer ersten Chance. Den Flachschuss von Kramaric kann Keeper Thomas Kessler mit einer Glanztat zur Ecke lenken. Diese bringt dann aber das Unheil über den effzeh. Hübners Kopfball geht an die Latte und Wagner steht besser als alle anderen und kickt den Ball in die Maschen. Fehlstart, wie so oft. Wieder mal einem Rückstand hinterher rennen.
(DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images)
Naja, bisher sind wir aber auch oft genug zurückgekommen, so die Hoffnung der effzeh-Fans zu diesem Zeitpunkt. Und nach einer kurzen Schockphase erarbeitet sich der effzeh mehr und mehr Spielanteile und Chancen. In der 20. Minute kommt es aber zunächst zu einer folgenschweren Szene. Nachdem Risse sich schon vorher ein paar Mal ans Knie gefasst hatte, verdrehte er sich das Gelenk bei einem Zweikampf an der Seitenauslinie und muss sofort ausgewechselt werden. Inzwischen ist die bittere Diagnose Kreuzbandriss bekannt. Risse wird lange fehlen. Und zu allem Überfluss gelingt Toljan kurz vor der Pause mit der zweiten echten Torchance für Hoffenheim das zweite Tor. Eine Unachtsamkeit im Spielaufbau und die daraus resultierende Lücke im zentralen Mittelfeld ebnen den Weg zu einem Steilpass, der die Innenverteidiger nicht gut aussehen lässt.
Die zweite Hälfte beginnt dann eher ausgeglichen, die Mannschaften neutralisieren sich mehr oder weniger. Ein Standard bringt dann die endgültige Entscheidung. Ein Freistoß vom eingewechselten Marc Uth köpft Wagner in der 67. Minute ziemlich frei ins Tor. Fehlt noch das I-Tüpfelchen? Das sollte noch kommen: der gebürtige Kölner holt kurz vor Abschluss seinen zweiten Scorerpunkt der Partie mit einem Linksschuss zum Endstand von 4:0.
Fazit
Hoffenheim gelang fast alles, dem effzeh fast nichts. Man wollte sich vom Verletzungspech nichts anmerken lassen und hat alles probiert, aber zu wenig gelang. Ob die breite Qualität des Kaders ausreicht, um weiter da mitzuspielen wo man steht, wird vermutlich bis Weihnachten zu diskutieren sein. Zu schwierig erscheint so manche Aufgabe, um einen Rückschluss ziehen zu können. Allerdings bedeutet das erneute Verletzungspech auch, dass Schmadtke vermutlich von seiner Ankündigung, im Winter keinen Transfer zu tätigen, zurücktreten muss. Eine schlagkräftige erste Elf können wir derzeit in das Spiel schicken, aber auf der Bank wird es dann sehr dünn. Bis zum kommenden Samstag heißt es, die Schockerlebnisse des Ergebnisses und der Verletzung von Marcel Risse aufzuarbeiten, zu überwinden und bestenfalls gut vorbereitet in das Spiel gegen den BVB gehen. Dass dann eine der stärksten Offensiven Deutschlands nach Müngersdorf kommt, kann vielleicht insofern ein Vorteil sein, dass die Mannschaft sich auf Aspekte beruft, die sie in den vergangenen beiden Jahren stark gemacht haben: resolutes Verteidigen und schnelles Umschalten nach vorne.